„SOLO I TALEBANI CANCELLANO LA STORIA, GIÙ LE MANI DAL BASSORILIEVO“. Diese Botschaft war unlängst auf einem Transparent zu lesen, das der „Blocco Studentesco Bolzano“ gegenüber von der Bozner Handelsschule „Cesare Battisti“ aufgehängt hatte.
Mit dem „bassorilievo“ sind die zwei Marmorreliefs im Eingangsbereich der besagten Schule gemeint. Für die einen sind sie Ausdruck von Verherrlichung des italienischen Faschismus, da sie charakteristische Attribute dieser Ideologie zeigen. Für die anderen sind sie offenbar Heiligtümer. Sie sind auf dieselbe Stufe mit den Jahrtausende alten Kulturgütern zu stellen, die von den radikalen Islamisten unwiederbringlich zerstört werden. Und jene, die in Südtirol aus einer antifaschistischen Überzeugung heraus die faschistischen Heiligtümer lieber im Museum als im öffentlichen Raum sehen wollen, sind für den „Blocco Studentesco“ dann halt eben auch eine Art Taliban.
Von der offiziellen Südtiroler Politik kommen keine Einwände, denn es geht ja nicht um ein Klebelsberg-Gymnasium, eine Eduard-Ploner-Straße oder eine Wenter-Schule. Die offizielle Geschichtsaufarbeitung in Südtirol funktioniert nämlich so: Die Geschichte darf in der Tat nicht ausgelöscht werden, doch nur, sofern sie nicht den Nationalsozialismus, sondern den in die Gegenwart hereinreichenden italienischen Faschismus betrifft. Dieser wird als enftaschistisiertes Kulturgut und als friedenserhaltende Maßnahme reinterpretiert. Die Gegenwartsrelativierer und Pazifaschisten lassen grüßen.
Cristian Kollmann