Der Landtag hat heute die Behandlung des Bildungsgesetzes (Landesgesetzentwurf Nr. 147/07, Allgemeine Bildungsziele und Ordnung von Kindergarten und Unterstufe, vorgelegt von der Landesregierung auf Vorschlag von Landesrat Otto Saurer) mit der Verlesung des Kommissionsberichts durch Kommissionsvorsitzenden Herbert Denicolò fortgesetzt.
Eva Klotz nahm als erste in der Generaldebatte des Landtages zum Bildungsgesetz Stellung:
In diesem Entwurf seien weitreichende Änderungen am Südtiroler Bildungssystem enthalten . Trotzdem umfasse er nicht das ganze Bildungssystem, da Bestimmungen zur Oberschule fehlten. Dies sei darauf zurück zu führen, dass sich der Staat bei seiner Schulreform noch immer nicht sicher sei und sich Südtirol an die Richtlinien des Staates halten muß. In Südtirol wurden an der Schule viele Experimente durchgeführt, und die Lehrer würden sich erwarten, dass in die Schule wieder Ruhe einkehrt. Das sei ein großer Wunsch. In diesem Sinne werde mit vorliegenden Entwurf sicher ein großer Wurf getan.
Ernst nehmen müsse man die Sorgen des Kindergartenpersonals, dass der Kindergarten verschult werde. Diese Angst betreffe auch die vorgesehene Verzahnung mit den Grundschulen in einer Organisationseinheit. Angst mache auch die Schließung eines Kindergartens, wenn zwei Jahre lang nicht die vorgesehene Kinderzahl erreicht werde. Hier sollte man die Frist auf fünf Jahre erhöhen, denn eine Schließung werfe eine Reihe von Problemen auf, z.B. wegen der Anfahrt.
Die Lehrpläne für die Grundschulen von 1989 seien zu überarbeiten. Einige Grundsätze müssten aber erhalten bleiben, z.B. die Berücksichtigung der örtlichen Gegebenheiten. Damals habe man auch die Religion und die „Liebe zur Heimat Tirol" als Bildungsziele berücksichtigt. Nun werde alles überarbeitet, und es zeichne sich ab, dass viele dieser Kernpunkte nicht mehr in diesem Ausmaß berücksichtigt werden. Der Wert der eigenen Gemeinschaft und der Muttersprache seien wichtige Bildungsziele , die erhalten bleiben müssen .
Individualisierung und Personalisierung des Unterrichts seien Kernpunkte der Reform. Das werde eine neue praktische Herausforderung. In manchen Dorfschulen betrage der Ausländeranteil bis zu einem Viertel. Ein einheitlicher Unterricht für alle sei nicht mehr möglich, das verschiedene Einstiegsvoraussetzungen bestünden. Dies verlange ein hohes Maß an Flexibilität von den Lehrern. „In den Kollektivverträgen muss dieser Mehrleistung Rechnung getragen werden", meinte Klotz.
Zusammensetzung und Aufgaben des Schulrates müssten neu definiert werden, um der Reform Rechnung zu tragen: Einbindung der Kindergärten, Musikschulen usw. Dies sei noch zu tun.
Die Zeit, die die Schulen selbst frei gestalten können, wurde von 15 auf 20 Prozent erhöht. Diese Zeit darf aber nicht von den Kernfächern weggenommen werden. Hier muß man mit Sorgfalt vorgehen, damit auf keinen Fall der Unterricht der Muttersprache darunter leide. Die Sicherung der Tiroler Identität und der deutschen Muttersprache müssen Kernanliegen jeder Bildungspolitik sein.