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Leserbrief – Entschädigung: Wann Süd-Tirol?

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Leserbrief – Entschädigung: Wann Süd-Tirol?

Nach Angaben der Nachrichtenagentur Ansa will der italienische Staat 5 Milliarden US- Dollar als Entschädigung an Libyen bezahlen. Mit Investitionen in die libysche Infrastruktur will sich Italien für 31 Jahre Kolonialzeit, von 1911 bis 1942, entschuldigen. Sicherlich mehr als eine lobenswerte Geste, doch drängt sich zwangsläufig die Frage auf, ob der italienische Staat mit verschiedenerlei Maß misst? Süd-Tirol litt jahrzehntelang am Faschismus, an der von Italien mitinitiierten Option und der offensichtlichen Majorisierungspolitik bis 1972. Einige Süd-Tiroler dürfen noch immer nicht in ihre Heimat zurück. Kein Vertreter des Staates hat sich je dafür entschuldigt!

Deutschland und Österreich haben sich des Öfteren für den Holocaust
entschuldigt und richtigerweise Milliarden an Entschädigungen bezahlt.
Die australische Regierung entschuldigte sich unlängst für die
Verbrechen an den Aborigines, der damalige Vizepremier Gianfranco Fini
im September 2002 für die Rassengesetze die unter Mussolini erlassen
worden waren. Alle richtige und wichtige Schritte zur Aufarbeitung und
Bewältigung der eigenen Vergangenheit. Schaut man aber nach Süd-Tirol
bietet sich ein anderes Bild des scheinbar reuigen italienischen
Staates! Faschismus, Option, Majorisierungspolitik, Folter der
politischen Häftlinge, Vertreibung,… niemand hat sich je für die
Verbrechen in Süd-Tirol entschuldigt, geschweige denn Entschädigungen
gezahlt. Die vom faschistischen Italien beschlagnahmten Grundstücke und
Schutzhütten wurden nie zurückgegeben, einige Freiheitskämpfer der 60er
Jahre leben immer noch im Exil, viele litten und leiden ihr ganzes
Leben an den brutalen Folterungen der Carabinieri und sind noch immer
körperlich gezeichnet. Vergangenheitsbewältigung in Süd-Tirol heißt
Siegesplatz statt Friedensplatz, Tolomei statt Wissenschaft,
Renovierung des Siegesdenkmals statt Schleifung oder Abbruch,
Stinkefinger des Ministerpräsidenten anstatt ausgestreckte Hand zur
Versöhnung! Wenn es der Staat mit seiner Versöhnungstour ernst meint,
sollte er langsam auch in Süd-Tirol anklopfen.

Stefan Zelger
Hauptausschussmitglied, Landtagskandidat und Gemeinderat der SÜD-TIROLER FREIHEIT in Tramin

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