Laut Leserbrief der Grünen vom 25. Juli wünschen sich 60% der Südtiroler eine mehrsprachige Schule. Laut Leserbrief vom 27. August, auch diesmal der Grünen, sind es plötzlich gar 80%! Man muss sich schon fragen: Wie seriös wurden solche Umfragen durchgeführt, wenn die Daten so dehnbar sind?
Außerdem: Wurden die Befragten nicht nur über die Chancen einer mehrsprachigen Schule ("Einsprachigkeit ist heilbar", "Mehrsprachigkeit macht klug"), sondern auch über deren Risiken (zweifache Halbsprachigkeit, Verlust des muttersprachlichen Gespürs, Altoatesinisierung) informiert? "Vereintes Europa", "interkulturelle Kompetenzen" – auf den ersten Blick klingt all dies zwar recht verlockend, zugegebenermaßen auch aus dem Munde der Grünen. Doch Mehrsprachigkeit und interkulturelle Kompetenz darf nie und nimmer auf Kosten der Sprache und Kultur einer Minderheit gehen! Erneut möchte ich an das Beispiel Aostatal erinnern: Aufgrund der mehrsprachigen Schule ist dort die frankoprovenzalische Identität verlorengegangen, und mittlerweile fühlen sich die Aostaner größtenteils als Italiener. Sollte uns dies nicht bereits Lehre genug sein? Sind die Grünen einfach nur naiv oder Mehrsprach-Imperialisten.
Dr. Cristian Kollmann, SÜD-TIROLER FREIHEIT, Laurein/München