In einer gemeinsamen Pressekonferenz haben die Unterlandler Landtagskandidaten der Bewegung SÜD-TIROLER FREIHEIT und der FREIHEITLICHEN heute Vormittag in Auer vor dem Belastungsprojekt „Brennerbasistunnel“ gewarnt und viele offene Fragen angeschnitten. Dabei äußerten die Vertreter beider politischer Organisationen ihre Bedenken zum Megaprojekt und forderten eine Volksabstimmung zum Projekt. Die Pressekonferenz fand in der unmittelbaren Nähe zum „Fenster“ (Austrittsstollen) der Zulaufstrecke im Unterland statt. Im Mittelpunkt der Pressekonferenz stand auch die Forderung nach einer kurz- und mittelfristigen Lösung des Transitproblems im Unterland. Der Brennerbasistunnel kommt zu spät!
Freilandstrecken bei Auer und Neumarkt – Gefahr für Flora und Fauna
Angesprochen wurden dabei die beiden „Fenster“ in Auer und Neumarkt,
also die Teile der offenen Streckenführung der Zulaufstrecke im
Unterland. Laut Vertretern der SÜD-TIROLER FREIHEIT ist z.B. das
„Fenster“ in Auer, welches nahe dem Gewerbegebiet „Plattl“ errichtet
werden soll, etwa 1.200 m lang und entsteht viel zu nahe am Dorfzentrum
von Auer. Durch den Bau der Freilandstrecken werden Flora und Fauna in
Auer und Neumarkt auf großen Flächen zerstört. Hinzu kommt die
Zerstörung des hydrologischen Gleichgewichtes. Die SÜD-TIROLER FREIHEIT
vermutet hinter der Absicht zur Errichtung der Freilandstrecke bei Auer
die Realisierung eines Verladebahnhofes im Unterland zwischen Auer und
Branzoll. Von einem durchgehenden unterirdischen Trassenverlauf ist
nicht mehr die Rede.
Brennerbasistunnel: Kein Brennerbasistunnel ohne Volksabstimmung
Unverzichtbar bleibt laut Vertretern der FREIHEITLICHEN die Abhaltung
einer Volksabstimmung. Bei einem Projekt derartigen Ausmaßes sei dies
aus umweltpolitischer wie auch aus finanzieller Sicht ein Muss!
Belastungen durch den Bau der Zulaufstrecke im Unterland
Große Sorgen machen sich die Vertreter beider politischer
Organisationen auch in Bezug auf die Realisierung der Zulaufstrecke.
Sollte es jemals so weit kommen, ist mit einer Bauzeit von 15 bis 20
Jahren zu rechnen. Die im Rahmen der Bautätigkeit errichtete Baustelle
mit dem dazugehörenden Zulieferungs- und Abtransportverkehr wird die
Gemeinden Branzoll, Auer und Neumarkt stark belasten. Die
Lebensqualität im Unterland wird weiter sinken. Zu befürchten sind
Feinstaub, Lärm, Schmutz, Vibrationen bis hin zu der Verschmutzung von
Wasserläufen.
Ablagerung von Aushubmaterial
Wir befürchten die Ablagerung einer Unmenge von Aushubmaterial, welches
zwischen- und endgelagert werden muss. Grundstücke für die
Zwischenlagerung wurden in einigen Unterlandler Gemeinden bereits
ausgemacht. Das gewohnte grüne Landschaftsbild im Unterland wird
nachhaltig beeinflusst!
Der BBT wird nicht gebaut um die Alpentäler zu entlasten!
Ein weit verbreiteter Irrglaube in der Bevölkerung, genährt durch die
Informations- und Propagandapolitik des Landes ist der, dass der
Brennerbasistunnel zur Entlastung der Alpentäler, also auch des Wipp-
und Eisacktales sowie des Unterlandes, gebaut wird. Das ist
nachweislich falsch! Zu den Fakten: Engpässe auf den großen
internationalen Verkehrsachsen (z.B. das Nadelöhr Brennerpass aber auch
die gesamten Alpenketten) stellen ein Hindernis für das Funktionieren
des gemeinsamen europäischen Marktes dar.
Mit TEN (Trans European Networks), einem umfassenden strategischen
EU-Programm soll der Ausbau international bedeutsamer
Verkehrsstrukturen innerhalb der EU gefördert werden um einen besseren
wirtschaftlichen Austausch innerhalb Europas zu ermöglichen. In der
Prioritätenliste der TEN scheinen im Moment 30 Projekte auf, wobei die
Planung und Verwirklichung der 2.200 km langen
Eisenbahnhochgeschwindigkeitsstrecke
Berlin-München-Verona-Bologna-Palermo an erster Stelle aufscheint. Der
Brennerbasistunnel (BBT) sowie die Brücke über die Meerenge von Messina
bilden dabei die unverzichtbaren Kernstücke dieser Nord/Süd-Achse.
Dabei ist TEN ein EU-Programm, das nicht den Verkehr von der Straße auf
die Schiene verlagert, sondern prinzipiell den Aufbau und Ausbau von
Verkehrswegen – egal ob Straße oder Schiene – fördert.
TEN wird – bezogen auf die Brennerachse – also sowohl den Ausbau der
Brennerautobahn (= 3. Spur) als auch den Neubau der
Hochgeschwindigkeits-eisenbahn inkl. BBT fördern!
Vorraussetzung, um als TEN-Projekt zu gelten und somit in den Genuss
von EU-Förderungen zu gelangen, ist die Garantie einer gemischten
Nutzung der Verkehrswege und zwar: 80% Güterverkehr und 20%
Personenverkehr.
Der Bau des BBT und seiner Zulaufstrecken durch unsere Tiroler Täler
führt nicht automatisch zu einer Verminderung der Transitbelastungen in
zwanzig bis fünfundzwanzig Jahren. (Siehe dazu nächsten Punkt „Prognose
Verkehrsaufkommen“)
Wir Freiheitlichen haben immer wieder betont, dass der BBT und seine
Zulaufstrecken nur dann gebaut werden darf, wenn es zu einer
signifikanten Verbesserung der Verkehrs- und Belastungssituation kommt!
Prognose zum Verkehrsaufkommen entlang der Brennerachse in Südtirol
Das Verkehrsaufkommen an Lkws längs der Brennerachse wächst jährlich
an. Besonders dadurch, dass es keine durch den italienischen Staat
verordnete – mengenmäßige Begrenzung (z.B. Ökopunkte oder hohe
Mautgebühr) gibt!
Gemäß einer Studie des Transitforums Austria betrug die Tonnage im Jahr
2005 41,70 Millionen Tonnen. Im Jahr 2003 waren es noch 37,30
Millionen. Das ist ein Zuwachs von knapp 12% in nur zwei Jahren. Der
Zuwachs gegenüber dem Jahr 1989 mit einem Aufkommen von 20,27 Millionen
Tonnen beträgt geradezu 105%, also eine Verdoppelung des Güterverkehrs
in knapp 15 Jahren.
Eine umfangreiche Verkehrsstudie der EU (Quelle AA vom 29.05.2007) legt
das Transitaufkommen am Brenner mit 3 Millionen Schwerfahrzeugen fest,
was einer jährlichen Fracht von 49 Millionen Tonnen entspricht.
Gegenüber dem Aufkommen von 2005 ist das wiederum ein Zuwachs von
17,5%. Dieselbe Studie prognostiziert für das Jahr 2030 eine
Verdoppelung des Verkehrsaufkommens für den gesamten Alpenraum, also
auch für die Route entlang der Brennerachse.
Auf der Grundlage von gemachten Kalkulationen kann auf der BBT-Trasse,
auf der ja 80% Güterverkehr (mit Zügen bis zu 150km/h) und 20%
Personenverkehr (mit Zügen bis zu 300km/h und mehr) vorgesehen sind,
etwa vierzig Millionen Tonnen transportiert werden.
Die Rechnung ist einfach: Wenn sich einerseits bis zum Jahr 2030 die
jährliche Tonnage gegenüber dem heutigen Ist-Zustand verdoppeln wird,
anderseits die Bahn im Jahr 2030 eine Kapazität von jährlich 41
Millionen Tonnen erreichen wird, so wird evident, dass die andere
Hälfte der Tonnageverdoppelung nach wie vor von der Brennerautobahn A22
bewältigt werden muss, also mindestens 40 Millionen Tonnen jährlich;
Das vorher Gesagte gilt aber nur im Falle einer Fertigstellung und
Inbetriebnahme des BBT und der Zulaufstrecken innerhalb des Jahres
2030. Was spielt sich aber bis zu diesem Zeitpunkt auf der
Brennerautobahn ab? Das Güteraufkommen wird sich bis zum Jahr 2030
nicht bei den heutigen, jährlich 49 Millionen Tonnen einpendeln;
Fakt ist, dass es allein durch den Bau des BBT keine Entlastung des Schwerverkehrs von der Straße auf die Schiene geben wird.
Die Bahn inkl. BBT muss zusätzliche Kapazitäten aufnehmen, welche die
Brennerautobahn in naher Zukunft nicht mehr bewältigen wird können;
Die Bevölkerung an der Brennerachse und im Süd-Tiroler Unterland wird
immer mehr an Lebensqualität einbüßen. Nicht nur durch den weiter
zunehmenden Schwerverkehr auf der Autobahn mit der NO2-Belastung
(Stickstoffoxid), sondern auch durch einen hohen Lärmpegel, der von
Hochgeschwindigkeitszügen und schnellen Güterzügen, speziell in den
Nachtstunden, zu erwarten ist.
Forderung: Die Politik muss jetzt für Entlastung sorgen!
Die Chimäre Brennerbasistunnel wird von der einheimischen Politik dafür
benutzt, das Problem der Transitbelastung vor sich her zu schieben.
Außer dem frommen Wunsch, dass der BBT irgendwann einmal in 20-30
Jahren für Entlastung sorgen wird (was, wie oben angeführt nicht
stimmen dürfte), unternehmen die heute politisch Verantwortlichen gar
nichts.
Es wäre hoch an der Zeit, Initiativen in Richtung der Maut- und
Tarifpolitik zu unternehmen um den Umwegverkehr einzubremsen. Erste
Anlaufstelle hierfür wäre in den letzten Jahren schon das italienische
Verkehrsministerium gewesen. Ein Senator Peterlini ist dort nie
vorstellig geworden!
Wenn dies nicht schnellstens geschieht, dann wird mittelfristig auch
der Bau einer dritten Autobahnspur nicht zu verhindern sein!
Seit Jahren fordern wir die Durchführung einer umfassenden,
lückenlosen, umweltmedizinischen Studie, welche die Auswirkungen des
rapide steigenden Transitverkehrs auf den Menschen und die Umwelt aber
auch auf das Gesundheitswesen darlegen soll. Das sind Daten, die bei
den zukünftigen Entscheidungen auf den Tisch gehören!
Ist die SVP Unterland ahnungslos oder auch ein Handlanger der BBT-Lobby?!
Entweder aus Nichtwissen oder aus Berechnung stimmt die SVP Unterland
in den Chor der BBT-Befürworter ein! Drängende Probleme werden nicht
angesprochen! Über den zunehmenden Transitverkehr in unseren Tälern
herrscht Stillschweigen.
Mit dieser unkritischen und initiativlosen Haltung macht sich die SVP
(des Unterlandes) zum Handlanger der BBT-Lobby! Und zu dieser Lobby
gehört zweifellos auch die Durnwalder-Regierung, für die die Planung
und der Bau des BBT offensichtlich lukrative wirtschaftliche
Möglichkeiten bieten (man denke z.B. nur an das hochwertige
Aushubmaterial). Eine kurz- und mittelfristige Transitentlastung für
das Unterland ist noch nie angedacht worden.
Die Landtagskandidaten:
Martin Crepaz, Bewegung SÜD-TIROLER FREIHEIT, Arno Mall, Die
FREIHEITLICHEN Gudrun Kofler, Bewegung SÜD-TIROLER FREIHEIT, Michael
Demanega, Die FREIHEITLICHEN, Stefan Zelger, Bewegung SÜD-TIROLER
FREIHEIT, Andrea Lazzerei, Die FREIHEITLICHEN, Ivo Hechensteiner,
Bewegung SÜD-TIROLER FREIHEIT, Günther Köhl, Die FREIHEITLICHEN, Katrin
Mall, Die FREIHEITLICHEN, Horst Pomella, Die FREIHEITLICHEN