Ettore Tolomei, der Erfinder des „Alto Adige", hat nicht nur Südtirols Ortsnamen, sondern auch sämtliche Familiennamen italianisiert. Sinn und Zweck seiner Aktion war in beiden Fällen derselbe: Tirol südlich des Brenners, westlich von Arnbach und nördlich der Salurner Klause sollte flächendeckend mit einem Mantel der Italianität überzogen werden. Mit dieser Maßnahme sollte vor aller Welt der Eindruck vermittelt werden, das „Alto Adige", also das „Hochetsch", sei bis zum letzten Weiler kontinuierlich seit der Römerzeit von den Romanen und deren direkten Nachfahren, den Italienern besiedelt.
Die tolomeisch-faschistische Ortsnamengebung ist immer noch Gesetz und
somit Gegenwart, die tolomeisch-faschistische Familiennamengebung ist
dagegen Geschichte. Zur Umsetzung des Projekts über die Familiennamen
ist es aufgrund der Option nur mehr zum Teil gekommen.
Die Grundlage für die pseudoitalienische Familiennamengebung bildete
das Buch „La restituzione del cognome atesino. Elenco dei cognomi
dell’Alto Adige", das im Jahr 1935 vom „Istituto di studi per l’Alto
Adige" herausgegeben wurde. Die so genannten „Übersetzungen" der
Südtiroler Familiennamen in diesem Buch klingen zu Recht befremdend, ja
gar absurd, während einige zum Schmunzeln verleiten. Gleichzeitig lernt
man aber auch eine großzügige Seite Tolomeis kennen: Für recht viele
Familiennamen bietet Tolomei mehrere Übersetzungsmöglichkeiten, so dass
man sich immerhin aussuchen konnte, wie man heißen wollte. Frau Klotz,
wie hätten Sie’s denn gerne? Dal Ceppo, Maglio oder Colodi?
Fast jeder Südtiroler könnte sich heute fragen: Wie wäre, Tolomeis
kreativem Geist zufolge, heute mein Familienname? Die Namen der
Landtagskandidaten der SÜD-TIROLER FREIHEIT würden jedenfalls so lauten:
Auer = Dalprato, Prati
Bergmeister = Minatori
Campidell = Campidelli
Crepaz = Crepazzi
Harrasser = Gràmola, Dalmàcero
Hechensteiner = Sassalto
Hofer = Dalmaso, Dalla Corte, Corti, Masi
Kaiser = Caprari
Kaser = Casari
Klotz = Dal Ceppo, Maglio, Colodi
Knoll = Dallaschiatta, Dallazolla
Köck = Freschi
Kofler = Còvolo, Dal Còvolo, Daroccia, Colli, Covi
Kollmann = Colmano
Ladurner = Ladorni, Ladurni, Ladurna
Lang = Longo, Longhi
Locher = Dallabuca, Dallabusa
Moroder = Dallamurata, Murata, Camurada, Murèda
Oberlechner = Sopramaso, Sovrani
Puff = —
Reichegger = Ricco, Ricchi, Dallacosta, Daldosso
Renner = Corridori, Ranieri
Senfter = Sénavi
Staffler = Stabbio, Stabbi
Thanei = Fontaneti, Fontana, Tanei
Unterkalmsteiner = Sottosassi, Sossassi
Weger = Dallavia, Dalstrada, Strada
Zelger = Aratori, Campi
Neugierig geworden, wie Dein persönlicher Familienname übersetzt wurde?
Schau einfach nach! Der Südtiroler Heimatbund hat Tolomeis Buch „La
restituzione del cognome atesino. Elenco dei cognomi dell’Alto Adige"
nachdrucken lassen und mit dem Haupttitel „Die gewaltsame
Italianisierung der Familiennamen in Südtirol. Wie wäre heute mein
Familienname?" versehen.
Das Buch kann gegen eine Mindestspende von 15,00 Euro beim
Obmannstellvertreter des Südtiroler Heimatbundes, Roland Lang, unter
roland.lang@hotmail.com bestellt werden.
Der Grund für den Nachdruck ist folgender: Am Beispiel der
Familiennamen sollte der Leser nicht nur zum Schmunzeln angeregt
werden, sondern einmal mehr erkennen, dass unsere Familiennamen,
genauso wie unsere Ortsnamen, ein wesentlicher Bestandteil unserer
sprachlich-kulturellen Identität sind. Wenn wir uns dessen bewusst
sind, müssen wir uns folglich um so mehr dafür einsetzen, dass, so wie
die erfundenen Familiennamen, auch die erfundenen Ortsnamen bald der
Geschichte angehören, damit wir eines Tages auch über diese künstlichen
Begriffe, angefangen bei „Alto Adige", nur mehr lachen können.
Roland Lang
Obmannstellvertreter des Südtiroler Heimatbundes
Dr. Cristian Kollmann
Landtagskandidat der SÜD-TIROLER FREIHEIT
15.09.2008