Es fällt auf, dass die Befürworter der mehrsprachigen Schule immer nur über deren Vorteile und nie über etwaige Nachteile reden. Und wenn die Befürworter bzw. betreffenden Parteien konkret mit Risiken eines derartigen Projekts konfrontiert werden, gehen sie darauf nicht ein oder sie versuchen, sie kleinzureden.
Ersteres war der Fall bei einer jüngst stattgefundenen Podiumsdiskussion in Brixen, Zweiteres zuletzt im Leserbrief von Gabriele Di Luca vom 19. September: Die von Hartmuth Staffler (Süd-Tiroler Freiheit) bei der Podiumsdiskussion erwähnte Studie, die besagt, dass der zu frühe Erwerb einer zweiten Sprache das Stottern fördern kann, interpretiert Herr Di Luca auf seine Art: "In Wirklichkeit wollte die Studie lediglich zeigen, dass für Personen, die stottern, die Herkunft aus einem mehrsprachigen Kontext ein Problem sein kann." Nach Herrn Di Luca ist das Stottern sozusagen angeboren, also schon da, bevor man überhaupt sprechen kann; und erst dieser Umstand könne den gleichzeitigen Erwerb von mehreren Sprachen erschweren. Herr Di Luca stellt damit die Studie praktisch auf den Kopf. Doch kann er seine durchaus interessante Sicht der Dinge auch wissenschaftlich untermauern?
Cristian Kollmann, Sprachwissenschaftler und Landtagskandidat der SÜD-TIROLER FREIHEIT, München/Laurein