(Freie Übersetzung) Frau Präsidentin, werte Damen und Herren, die an dieser Versammlung teilnehmen, liebe Süd-Tiroler Freunde!
Zuerst möchte ich mich entschuldigen, dass ich eure Sprache nicht kenne. Ich werde daher Französisch reden, die Sprache meiner Heimat Aostatal. Im Namen des „Renouveau Valdôtain“, der Aostataler Erneuerung, begrüße ich euch recht herzlich. Ich tue dies mit großer Freude, und ich bin auch ein wenig gerührt.
Die Aostataler Erneuerung ist eine politische Bewegung, die im Juli
2006 gegründet wurde. Bei den Regionalwahlen im Mai des letzten Jahres
bekamen wir drei Mandate. Wir waren gemeinsam mit einer anderen
autonomistischen Kraft, die zwei Mandate erhielt, auf einer Liste.
Damit wurde die „Aostataler Erneuerung“ die stärkste Bewegung für die
Aostataler Minderheit.
Die Aostataler Erneuerung lässt sich in ihrem Handeln von den Gedanken
und dem Mut von Émile Chanoux, dem Märtyrer für die Aostataler Sache,
inspirieren. Die Aostataler Erneuerung arbeitet an der Verwirklichung
einer Aostataler Gemeinschaft, die kulturell und wirtschaftlich
aufblüht, die moralisch erhaben ist und in Frieden mit sich selbst und
mit den anderen lebt.
Ein gesundes, sicheres und vertrauenswürdiges Aostatal. Ein Aostatal,
das ein Europa der Vereinten Völker aktiv mitgestalten kann; ein
Europa, das uns mit Respekt vor dem Recht auf Selbstbestimmung
begegnet.
In diesem Sinne setzt sich die Aostataler Erneuerung dafür ein, dass
der Respekt vor der Aostataler Identität gewährleistet wird, aber auch
der übrigen Volksgruppen des Aostatals.
Die Aostataler Erneuerung arbeitet für den Ausbau der regionalen
Autonomie und für ein Staatswesen, das auf ethischer Grundlage geführt
wird. Es geht darum, zwischen öffentlichen, gemeinschaftlichen und
privaten Interessen ein harmonisches Gleichgewicht zu finden.
Die Aostataler Erneuerung wurde aus drei Hauptgründen gegründet:
Aus der Notwendigkeit heraus, die kulturellen, politischen und sozialen
Interessen der Aostataler Minderheit zu verteidigen. Es ist klar, dass
eine Minderheit, die zahlenmäßig schwach ist, das Recht hat sich zu
verteidigen, indem sie ihre Ursprünglichkeit und Besonderheit in
besonderem Maße hervorhebt und für erhaltenswert erachtet.
Die Feststellung, dass die Liebe zur Heimat Aostatal für die politische
Vision der gewählten politischen Vertreter maßgeblich ist.
Die Überzeugung, dass jede von der Verwaltung ausgehende Maßnahme auf
Ehrlichkeit basieren muss. Ein derartiger Anspruch kann zwar überall
geltend gemacht werden, doch er ist regelrecht lebenswichtig, wenn es
um die Interessen einer Minderheit geht. Ohne Ehrlichkeit ist es einer
Verwaltung unmöglich, den Mut für die Interessen und Bedürfnisse einer
Minderheit aufzubringen.
Jene unter euch, die nicht die Realität im Aostatal kennen, mögen
einwenden: Wozu braucht es denn die Aostataler Erneuerung? Es gibt ja
bereits die „Union Valdôtaine“, d. h. die Aostataler Union, um das
Aostataler Volk zu verteidigen. Es stimmt: Die Aostataler Union war
über Jahrzehnte hinweg der Garant für das Aostatal. Die gewählten
Vertreter hatten sich von den italienischen Parteien (DC und PSI)
besonders in finanzpolitischen Fragen und in der Führung des
Wahlkampfes klar abgegrenzt. Denn wenn man auf Stimmenfang ist, wird
man leicht dazu verleitet, auch einmal unehrlich zu werden. Und zudem
brauchte man, um den Wahlkonsens zu finden, auch immer mehr Geld.
Derartige schlimme Methoden der italienischen Parteien hat nun seit
geraumer Zeit auch die Aostataler Union übernommen. Politische Ideale
dienen lediglich nur mehr als Aushängeschild und nur als eines von
vielen Mitteln, um Stimmen zu kaufen. Viel mehr wird der Wahlkampf
nunmehr mit Geld bestritten. Das bringt zwar mehr Stimmen, aber die
Ideen, die Ideale, werden immer weniger.
Die Aostataler waren ernsthaft bedroht. Man musste einfach reagieren.
Aus diesem Grund wurde die Aostataler Erneuerung ins Leben gerufen. Für
ein lebendiges Aostatal!
Ich bin mir sicher, dass viele Gründe, die zur Gründung der Aostataler
Erneuerung geführt haben, dieselben sind, die hinter der Gründung eurer
Bewegung stecken. Der Hauptgrund ist die Liebe zur Heimat. Das Aostatal
den Aostatalern! Tirol allen Tirolern!
„Es gibt Völker“ – schrieb Émile Chanoux – „die wie Fackeln sind. Sie
dienen dazu, um die Welt zu erhellen. Im Allgemein sind diese Völker
zahlenmäßig nicht besonders groß. Groß werden sie durch das, was sie in
sich tragen: Die Wahrheit und die Zukunft.“.
Lasst uns daran arbeiten, dass unsere Völker wahrlich Fackeln sein können oder wieder werden können!
Ich möchte dieser Versammlung nicht noch weitere wertvolle Zeit
stehlen. Ich wünsche euch frohes Schaffen und ein sehr gutes Ergebnis
für die Landtagswahlen!
Hoch lebe das Aostatal und hoch lebe Tirol!