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Landesversammlung 2008: Rede des Landtagskandidaten Cristian Kollmann

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Landesversammlung 2008: Rede des Landtagskandidaten Cristian Kollmann

Geschätzte Mitglieder der SÜD-TIROLER FREIHEIT. Liebe Freunde und Gäste! Wenn ich so in den Saal blicke und die vielen Menschen sehe, dann kann ich sagen: Ich bin stolz auf unsere Bewegung! Vielleicht wäre, mit Verlaub, an dieser Stelle ein bisschen Lyrik angebracht, um meinem Gefühl noch mehr Ausdruck zu verleihen: Noch ist es gar nicht so lange her, wir standen vor einem Scherbenmeer. Doch unserem Grundsatz, dem blieben wir treu: Wir lieben die Freiheit und fühlen uns neu. Neu, ob Alt, ob Jung, frisch und voller Schwung. Die Entscheidung von damals war völlig richtig. Denn das Anliegen Freiheit ist einfach wichtig.

Liebe Eva! Die Flamme der Freiheit brennt. Sie brennt noch. Sie brennt
immer noch. Der Gedanke der Selbstbestimmung ist über die Generationen
hinweg nie erloschen. Liebe Eva! Das ist dein Werk! Lieber Sven! So
viele junge Menschen, für die die Vorstellung eines Südtirols ohne
Italien eine Selbstverständlichkeit ist. So viele junge, mündige und
mutige Menschen. Lieber Sven! Das ist dein Werk! Liebe
freiheitsliebende Südtiroler und Gäste! Dass wir hier in so starker
Zahl vertreten sind, macht mich einfach stolz. Ja. Stolz auf Südtirol.
Stolz auf Südtirol, nicht im Sinne der Südtiroler Volkspartei, sondern
in unserem Sinne: Auf ein Südtirol, in dem, trotz des starken
Assimilierungsdruckes, Menschen leben, die sich immer noch als Tiroler
fühlen und die genau wissen, wo sie hingehören und was sie wollen. Wir
wollen ein Südtirol ohne Italien! Wir wollen ein Südtirol ohne „Alto
Adige“! Wir wollen ein Südtirol mit mehr Tirol und weniger SVP! Denn es
ist die Südtiroler Volkspartei, die die Selbstbestimmung spätestens
seit 1957 zum Tabuthema erklärt hat! Es ist die Südtiroler Volkspartei,
die mit dem Zauberwort „Vorbild-Autonomie“ Südtirol immer mehr an
Italien binden möchte! Es ist die Südtiroler Volkspartei, die es bis
heute verhindert hat, dass die tolomeisch-faschistischen bzw.
pseudo-italienischen Orts- und Flurnamen, angefangen bei „Alto Adige“,
aus dem amtlichen Gebrauch entfernt und die historisch gewachsenen
Namen amtlich wieder hergestellt werden!

Doch es ist nicht nur die Südtiroler Volkspartei, die dauernd bremst,
sich laufend an Rom anbiedert und die Tatsache, dass der italienische
Faschismus in die Gegenwart hereinreicht, zu verharmlosen bzw.
relativieren versucht. Es sind auch die Verdi-Grünen-Vërc, die unter
dem Deckmantel der kulturellen Vielfalt und des friedlichen
Zusammenlebens die „Altoatesinisierung“ vorantreiben möchten.

Stichwort Ortsnamengebung: Die Grünen tun so, genauso wie die
italienischen Parteien, egal ob rechts oder links, als hätten die
faschistisch belasteten Orts- und Flurnamen dieselbe Würde und
Existenzberechtigung wie die historisch gewachsenen Namen. Die Grünen
tun so, als sei eine flächendeckend zwei- bzw. dreisprachige
Ortsnamengebung Ausdruck von Aufgeschlossenheit unseren italienischen
Mitbürgern gegenüber, Zeugnis von besonderer Toleranz und dem Willen,
mit den Italienern friedlich zusammenzuleben. Mit einer derartigen
Einstellung betätigen sich nicht nur die italienischen Parteien,
sondern auch die Grünen als Mitläufer des faschistischen Regimes und
als Relativierer der Gegenwart. Wir, die SÜD-TIROLER FREIHEIT, sagen:
Symbole des Faschismus, egal ob in Stein gehauen oder auf Ortschildern,
verdienen weder Toleranz noch Respekt, sondern sie sind zu ächten und
zu entfernen!

Ein paar Worte zu dem besonders von den Grünen gerne gebrauchten
Begriff „Toleranz“. Wir, die SÜD-TIROLER FREIHEIT, sind auch tolerant.
Wir haben eine offene Weltanschauung und sind unvoreingenommen, doch
hat unser Toleranzdenken, im Gegensatz zu jenem der Grünen, klare
Grenzen. Wir beurteilen Menschen nicht nach Lebensweise, ethnischer
oder religiöser Zugehörigkeit. Gesellschaftspolitisch gehen wir einen
liberalen Weg. In einem freien Südtirol soll sich nämlich jeder frei
fühlen und darf nicht diskriminiert werden, weil er beispielsweise
homosexuell, Ausländer oder Moslem ist. Was für uns zählt, ist das
Bekenntnis zu Tirol und die Bereitschaft, dafür etwas zu tun. Von den
Italienern dieses Landes verlangen wir daher, dass auch sie einen
Beitrag für das friedliche Zusammenleben leisten, und zwar indem sie
auf die faschistischen Symbole verzichten! Denn wie, wenn nicht so,
sollte sonst der Beitrag der Italiener lauten?

Gerade von den Grünen als interethnische Gruppierung würde ich mir
erwarten, dass sie mit ihren italienischen Freunden einen ehrlichen und
faschistisch unbelasteten Dialog führen. Relativierung des Faschismus,
falsche Toleranz, Bevormundung durch das nationalistische Italien und
interethnischer „Smalltalk“ sind sicher keine Basis für ein friedliches
Miteinander. Es stimmt: Das Gebiet des heutigen Südtirols war immer
schon ein mehrsprachiges Land, doch nicht flächendeckend, und schon gar
nicht flächendeckend italienisch! Und das ist es bis heute nicht! Das
Gebiet des heutigen Südtirols ist in erster Linie ein deutsches Land!
Daher: Italienische Orts- und Flurnamen nur dort, wo diese auf
natürliche Weise entstanden und im Laufe der Sprachgeschichte gewachsen
sind. Außer dem: Zweisprachigkeit von Namen ist etwas ganz anderes als
Zweisprachigkeit von Wörtern! Und was die in Stein gehauenen
faschistischen Symbole betrifft: Diese sind in einem Museum über den
italienischen Faschismus in Südtirol oder in einer Privatsammlung
faschistischer Nostalgiker am besten aufgehoben! Tausche Siegesdenkmal
gegen Südtirol! Das wär‘ doch ein „Deal“, oder?

Stichwort mehrsprachige Schule: Es fällt auf, dass die Befürworter der
mehrsprachigen Schule immer nur über deren Vorteile und nie über
etwaige Nachteile reden. Wir, die SÜD-TIROLER FREIHEIT, sind viel
fairer und verbreiten nicht nur grüne und interethnische
Halbwahrheiten: Wir sagen Ja zur Mehrsprachigkeit. Aber wir sagen Nein
zu einer mehrsprachigen Schule. Die Mehrsprachigkeit soll im Rahmen des
Fremdsprachenunterrichts und gegebenenfalls des Schüleraustausches,
aber nicht des Fachunterrichts erworben werden. Denn gerade in einem
Land wie Südtirol, in dem bis heute Tiroler Dialekt gesprochen wird,
gilt es in erster Linie, die deutsche Hochsprache angemessen zu
erlernen, aber auch das Bewusstsein für den Unterschied zwischen
Dialekt und Hochsprache zu fördern. Weitere Sprachen vertiefend zu
erlernen, ist erst dann sinnvoll, wenn man in der eigenen Muttersprache
gefestigt ist. Und ich werde den Verdacht einfach nicht los, dass genau
die Grünen, aber nicht nur, sondern auch die italienischen, linken
sowie rechten Parteien, genau darauf abzielen, dass die Südtiroler das
muttersprachliche Gespür verlieren, dass sie nicht mehr wissen, wo sie
sprachlich hingehören, damit sie langsam aber sicher zu „Altoatesinen“
verkommen und sich leichter mit Italien identifizieren können. Was den
Grünen und den italienischen Parteien offenbar als Vorbild dient,
sollte uns, der SÜD-TIROLER FREIHEIT, eine Warnung sein: Im Aostatal
ist aufgrund der mehrsprachigen Schule und des massiven Drucks des
nationalistischen Italiens die frankoprovenzalische Identität fast zur
Gänze verloren gegangen, und mittlerweile fühlen sich die Aostaner
größtenteils als Italiener. Ob sich die Grünen und italienischen
Parteien eine derartige Assimilierung auch für uns Südtiroler wünschen?
Zuerst Südtiroler, dann „Altoatesinen“ und schließlich normale
Italiener?

Wir sagen Nein zu dieser im Grunde Politik des Mehrsprachimperialismus,
der über eine Zwischenstufe der zweifachen Halbsprachigkeit in
italienische Einsprachigkeit münden soll. Zu Recht könnte sich dann am
Ende der Staat Italien fragen: Wozu brauchen diese „Altoatesinen“
überhaupt noch eine Autonomie, wo ohnehin jeder bereits Italienisch auf
muttersprachlichem Niveau spricht und sich als Italiener fühlt? Wozu
brauchen wir überhaupt noch Deutsch als Amtssprache, wenn ohnehin jeder
Italienisch perfekt versteht?

Eine Sprache ist mehr als nur Sprache! Mit einer Sprache werden auch
Mentalität und Lebensgefühl vermittelt! Es ist über die Sprache des
Nationalstaates, mit der eine Minderheit am einfachsten für die
nationalstaatlichen Interessen zu gewinnen ist: Und diese
nationalstaatlichen Interessen besagen ganz klar: Südtirol, oder besser
gesagt das „Alto Adige“, ist ein Teil, eine Provinz Italiens.

Wir, die SÜD-TIROLER FREIHEIT, sagen: Südtirol ist nicht Italien.
Südtirol ist auch nicht „Alto Adige“. Und dass dieser Gedanke, diese
Idee, diese Wahrheit aufrecht bleibt und weiter verbreitet wird, dafür
müssen wir kämpfen – mit guten Argumenten, denn diese sind auf unserer
Seite! Ich sage: Wir haben die besseren Argumente! Lieber Vorläufer als
Mitläufer! Wir werden dabei sein, wenn eines Tages Südtirol den Weg
ohne Italien beschreiten wird! Und dann können wir erst recht sagen:
Wir waren dabei – von Anfang an! Das ist unser Werk! Wir sind Menschen,
die die Freiheit lieben und sie auch leben wollen.

Unt iez zan Schluss nou af Tiroulerisch, wall wier Tirouler sain fraila
ålla mearschprochi: Wier sain net Italien, wier sain net Waltschlånt,
wier sain net „Alto Adige“ – wier sain Tiroul! Unt sëll wearn wier ålbi
plaibm! Fergëltsget!

Cristian Kollmann

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Landesversammlung 2008: Ansprache von Landesjugendsprecher Sven Knoll
Aktuelle Fragestunde: Die Anfragen der SÜD-TIROLER FREIHEIT

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