Sehr geehrter Herr Mair! Über Ihren Leitartikel zum Protestmarsch der Schützen für Tirol und gegen den Faschismus kann man nur den Kopf schütteln: Seicht, einseitig, tendenziös, pseudoantifaschistisch. Vor allem ist Ihr Artikel aber beleidigend. Beleidigend für all jene Menschen, denen Sie ein historisches Bewusstsein absprechen, weil diese den Protestmarsch als „beeindruckend“ in Erinnerung haben. Beleidigend ist auch der Passus „bis heute geben die Täter, die sich als Opfer verkleiden, den Ton an“.
Jene Menschen, die gegen den lebendigen italienischen Faschismus
protestieren, würden Sie am liebsten pauschal zu alten Nazis
abstempeln. Ein leicht zu durchschauendes Ablenkungsmanöver: Wieder
wird so getan, als ob das eigentliche Feindbild in Südtirol weniger der
italienische Faschismus, sondern der scheinbar nicht aufgearbeitete und
viel schlimmere Nationalsozialismus wäre, der womöglich noch in die
Gegenwart hereinreiche.
Freilich: Südtirol ist voll von
nationalsozialistischen Symbolen, angefangen bei den allgegenwärtigen
Hakenkreuzen bis hin zu den Ortsnamen – und all diese werden vom Staat
Italien hochgehalten (!?)
Obwohl dies NICHT der Fall ist, war der
Protestmarsch auch gegen nationalsozialistisches Gedankengut gerichtet.
Wie kommen Sie dazu, den Schützen eine italienisch-deutsche und
faschistisch-nationalsozialistische Schwarzweißmalerei zu unterstellen?
Waren Sie beim Protestmarsch nicht dabei?
Es stimmt: Südtirol gehört
nicht den Schützen. Das hat auch niemand behauptet. Südtirol gehört
aber auch nicht den politically-correct-Heuchlern, die mit
Halbwahrheiten jeder antifaschistischen Aktion ihre Seriosität
absprechen wollen, um es damit jenen rechtzumachen, die die respektlose
Symbolik des Faschismus verharmlosen, relativieren oder gar als
Bereicherung re-interpretieren wollen.
Cristian Kollmann, SÜD-TIROLER FREIHEIT, München/Laurein