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Vor 90 Jahren: 18. November 1918 – Amtsblatt des Freistaates Deutsch-Südtirol

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Am 18. November 1918 erschien die erste Ausgabe des „AMTSBLATTES DES NATIONALRATES FÜR DEUTSCH-SÜDTIROL". Bereits am 4. November 1918 hatte der Bozner Stadtmagistrat- nach einem Telefongespräch mit dem Landeshauptmann von Gesamt-Tirol, Josef Schraffl, die Gründung eines eigenen, vorerst als provisorisch gedachten NATIONALRAT FÜR DEUTSCH-SÜDTIROL beschlossen. Zunächst war dieser nur aus Vertretern von Stadt und Land Bozen gebildet, aber recht bald stießen auch Stadt und Land Meran, Brixen und Umgebung, sowie die Bezirke Bruneck und Schlanders hinzu!

Damit hatte sich Südtirol, um nicht unter
italienische Herrschaft zu kommen, für selbstständig erklärt. Zum
Vorsitzenden wurde provisorisch Bozens langjähriger und amtsbewährter
Bürgermeister Julius Perathoner, die „Persönlichkeit Südtirols" gewählt.

Perathoner galt als der Garant für das Deutschtum im Lande und bot auch
die Gewähr dafür, in dieser ernsten Stunde der Geschichte alle bisher
bestandenen Parteischattierungen im Interesse einer nun gänzlich anders
strukturierten, gemeinsamen Sache unter einen Hut zu bringen.

Der Bozner Gemeinderat hatte bereits am 13. Oktober 1918, da in Brixen
der große Tiroler Volkstag angesichts des sich abzeichnenden
katastrophalen Endes des Weltkrieges, der im Sinne des Wilsonschen
Prinzips des Selbstbestimmungsrechtes aller Völker abgehalten wurde,
einstimmig den Beschluss gefasst, sich feierlichst gegen jedwede
Abtretung deutschen Gebietes an Italien zu verwahren.

Dieser Beschluss, dem sich alle Gemeinden Deutsch-Südtirols und
Ladiniens, jene des östlichen Landesteiles und auch einige deutsche
Gemeinden Welschtirols anschlossen, wurde am 4. November 1918 auf
Antrag Perathoners notariell beurkundet. 

Damit hatte der NATIONALRAT FÜR DEUTSCH-SÜDTIROL schon am ersten Tages
seines Bestehens unmissverständlich und für alle Zeit zum Ausdruck
gebracht, dass ein Anschluss Deutsch-Südtirols an Italien nur gegen den
erklärten Willen seiner Bewohner erfolgen konnte.

Trotz Chaos, Wirtschaftskrise und das Drohen einer Hungersnot hat in
dieser Lage des Entsetzens der NATIONALRAT FÜR DEUTSCH-SÜDTIROL am 16.
November 1918 einen eindrucksvollen Akt gesetzt.

Er proklamierte die Unteilbare Republik Südtirol.
Erst jetzt reagierten die italienischen Besatzer und Tolomei, indem sie
eine zweite  Versammlung des Nationalrates unterbanden. Sie konnten
aber nicht mehr verhindern, dass der Beschluss über die Gründung der
Republik Südtirol noch rechtzeitig nach New York telegraphiert werden
konnte.

Roland Lang
Mitglied der Landesleitung der SÜD-TIROLER FREIHEIT

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