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Zum Leserbrief von Eveline Tschenett am 14.11.2008 in der Bezirkszeitung "Der Vinschger"

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Zum Leserbrief von Eveline Tschenett am 14.11.2008 in der Bezirkszeitung "Der Vinschger"

Als ehemaliger Schützenhauptmann und Freiheitskämpfer der 60er Jahre hätte der verstorbene Vater von Frau Eveline Tschenett mit seiner Tochter wohl keine Freude. Diese scheint nämlich überhaupt nicht verstanden zu haben oder nicht verstehen zu wollen, wofür ihr seliger Vater, den sie liebevoll als „Terrorist“ bezeichnet, gekämpft hat. Dem Vater von Frau Tschenett ging es um Ideale, um geistig-kulturelle Werte, um Identität.

Der Tochter geht es um den italienischen Tourismusmarkt, um die
Nächtigungszahlen in ihrer Region und um Smalltalk mit ihren
italienischen Mitbürgern und Gästen. Frau Tschenett zeigt damit die
typischen Symptome der „Altoatesinisierung“.

Wahrscheinlich kann Frau
Tschenett mit diesem Begriff nicht viel anfangen, da sie sozusagen
betriebsblind ist. Aber vielleicht bietet sich ihr irgendwann einmal
die Gelegenheit, innezuhalten und zu überlegen, was mit diesem Phänomen
gemeint sein könnte, und ob sie bei ihrer Haltung bleiben möchte.

Dr. Cristian Kollmann

Nachstehend der Leserbrief von Frau Tschenett

„Der ‚Anti-Faschismus­sommer‘ ist keine Marketingmaßnahme"

Weder die Schützen noch ihre Anführerpartei, die „Süd-Tiroler Freiheit", sind an einem friedlichen Zusammenleben der drei Sprachgruppen interessiert. Schon allein deshalb, da die „Süd-Tiroler Freiheit" ja dann keine Daseinsberechtigung mehr hätte. Und wo, bitteschön, lassen sich monatlich 7.000 Euro netto leichter verdienen als im Südtiroler Landtag???

Selbst Tochter eines mittlerweile verstorbenen ehemaligen Schützenhauptmannes und ehemaligen Terroristen in den 60-er Jahren, finde ich es traurig und gefährlich zugleich, dass die heutigen Schützen aus der Geschichte anscheinend nichts, aber auch gar nichts gelernt haben und sich alles andere als ein friedliches Zusammenleben wünschen. Denn ein Umzug, wo 3.000 Männer in Uniform mit Fackeln trommelnd und im Marschschritt durch die Straßen ziehen, hat mit einer friedlichen Demonstration nichts gemein, es erinnert schon vielmehr an eine bedrohliche Militärparade.

Als Tourismustreibende ärgert mich zudem die Tatsache, dass wir jährlich zig-tausende an Steuergeldern für die Werbung auf dem italienischen Markt investieren und man dann den Schützen die Erlaubnis gibt, mit einem der­artigen Umzug Vieles zunichte zu machen. Es gibt natürlich immer einen lachenden „Dritten", in diesem Falle sind es die Tourismustreibenden in Österreich. Ein Hotelier aus Tirol hat mir bereits vor einiger Zeit schmunzelnd gesagt: „Je blöder die sich bei euch drinnen aufführen, desto besser für unsere Nächtigungszahlen."

Tschenett Eveline
Prad, 14.11.2008

Quelle: http://www.dervinschger.it/artikel.phtml?id_artikel=11548

Archiv, Cristian Kollmann
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