In Ihrem Leitartikel schreiben Sie, dass Sie bezweifeln, dass Waltraud Gebert-Deeg „wie Martha Stocker am Grab von Sepp Kerschbaumer gestanden wäre, um Seite an Seite mit ewiggestrigen, miesgrämigen, verbitterten Mannsbildern zu versuchen, das Rad der Geschichte zurückzudrehen“. Alsbald im Anschluss daran schreiben Sie, dass es Ihnen fern liegt, „Waltraud Gebert-Deeg für heutige Belange zu missbrauchen“.
Abgesehen davon, dass Sie vorher genau das getan haben, was Ihnen unmittelbar darauf scheinbar fern liegt, möchte ich der Vollständigkeit halber erwähnen, dass am Grab von Sepp Kerschbaumer auch Weibsbilder, alte wie junge, standen.
Auch die Zahl der Teilnehmer in Zivil war dieses Mal noch höher als in den vergangenen Jahren. All diese Personen als „ewiggestrig, miesgrämig und verbittert“ zu bezeichnen, weil sie gegen die Folgeerscheinungen des Faschismus friedlich protestieren und dessen menschlicher Opfer gedenken, passt freilich ins Feindbild all jener, die versuchen, das Rad der Geschichte aufzuhalten, zumal es gerade zu Gunsten einer immer noch faschistenfreundlich ausgerichteten Politik steht.
Es sei Ihnen unbenommen, dieses Feindbild mitzuschüren und damit die Bemühungen um die Aufarbeitung der faschistischen Gegenwart zu bremsen. Doch mit objektiver, ausgewogener Berichterstattung und seriösem Journalismus hat dies nichts zu tun.
Cristian Kollmann
SÜD-TIROLER FREIHEIT, München/Laurein