Roland Lang, Obmannstellvertreter des Südtiroler Heimatbundes, Mitglied der Arbeitsgruppe für Selbstbestimmung und Leitungsmitglied der Süd-Tiroler Freiheit, versteht die Aufregung um die Dornenkrone im Landesfestumzug nicht – solange das sogenannte Siegesdenkmal in der Landeshauptstadt geduldet wird.
Vor 80 Jahren wurde das Siegesdenkmal in Bozen gesegnet. Mit seiner
Aufschrift – "Hinc ceteros excoluimus lingua legibus artibus", "Von
hier aus haben wir die anderen kultiviert in der Sprache, in den
Gesetzen, in den Künsten", den menschenverachtenden Liktorenbündeln
stellt es eine tägliche Beleidigung dar. Auch die in Richtung Norden
Pfeile schießende Kriegsgöttin zeigt den Hass gegen andere.
Die vielen Kranzniederlegungen am 4. November und zu anderen nationalen
Feiertagen, die auch vom demokratischen Italien und von den
Neufaschisten weitergeführt wurden und im vergangenen Jahr wieder
begannen, sind eine Beleidigung der angestammten Bevölkerung!
80 Jahre mal 365, das sind beinahe 30.000 Tage Beleidigung!
Die Dornenkrone, die 1959 erstmals beim Landesfestzug mitgetragen
wurde, symbolisiert die Trauer über die Zerreißung des Landes, die
Opfer unter dem Faschismus, die Forderung nach Selbstbestimmung – aber
beleidigt sie jemanden? Erniedrigt sie jemanden, möchte sie jemandem
etwas aufdrängen? Nach dem Festzug 1959 sowie 1984 verschwanden die
Dornenkronen auf unbedeutende Standorte.
Damit waren die Dornenkronen eigentlich nur zwei Tage wirklich präsent!
Deshalb kann ich das Aufheulen wegen der Dornenkrone im Landesfestumzug
und die gleichzeitig einhergehende Duldung eines täglich beleidigenden
faschistischen Denkmals nicht verstehen!