In Ihrem Leitartikel können Sie es sich wieder nicht nehmen lassen, das Feindbild Schützen zu schüren. Sie schreiben: „Ich weiß die Schützen zu schätzen, aber ich fühle mich von ihnen in keinster Weise vertreten. Ich kann weder mit ihrem Weltbild etwas anfangen noch mit ihrem martialischen Auftreten – und ich denke, es gibt sehr viele Menschen in Süd- und Nordtirol, denen es ähnlich ergeht wie mir“.
Welches Weltbild meinen Sie? Die Schützen machen Ihnen offenbar Angst
(warum?), und Sie möchten Ihrer Leserschaft einreden, dass es ihr auch
so zu ergehen habe. Sind Sie schon einmal von den Schützen bedroht
worden, oder geht es Ihnen wieder nur darum, Schwarzweißmalerei zu
betreiben, zumal Sie gleich im Anschluss den Schützen die
Mehrsprachigkeit unseres Landes gegenüberstellen.
Ihr Weltbild lässt
schließen, dass es auf der einen Seite die konservativen Schützen und
Patrioten gibt, die noch an so was wie „Grundwerte“ glauben und von
einer „Endlösung für unser Land“ (beides Begriffe, mit denen Sie nichts
anfangen können) träumen. Auf der anderen Seite gibt es die weltoffenen
Mehrsprachigen, ach ja, und die Schwulen und Lesben (die Bi- und
Intersexuellen haben Sie übrigens vergessen). Und zwischen den
„Konservativen“ und „Weltoffenen“ gibt es nichts? Ich werde jedenfalls
bei meinen homosexuellen und zum Teil auch mehrsprachigen Bekannten,
sofern Sie Patrioten sind, werben, in Innsbruck mitzumarschieren. Sie
nicht? Kennen Sie nur antipatriotische Schwule und Lesben?
Cristian Kollmann