Während Italien, Europa und die Welt jährlich
der Opfer des Holocausts gedenken, und Deutschland
sich unzählige Male für die Verbrechen
des Naziregimes entschuldigt hat, schweigt die
Welt, und vor allem Italien, über einen anderen
Holocaust, nämlich jenen, den das Faschistische
Italien von Benito Mussolini in Äthiopien begangen
hat. Italien hat die Verbrechen, die vor 70
Jahren im Namen des italienischen Volkes geschahen,
nie ernsthaft verurteilt, es gedenkt
auch nicht der Opfer jener grausamen Verbrechen.
Es geht um die Hunderttausenden zivilen
Opfer des blutigen Eroberungskrieges in Äthiopien
und der Unterdrückung des Äthiopischen
Volkes in den darauf folgenden Jahren durch
Italien. Gerald Steinacher spricht in seinem
Buch "Zwischen Duce und Negus- Südtirol und
der Abessinienkrieg" von ca. 400. 000 Toten in
der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg und von geschätzten
350.000 bis 760.000 in der Zeit zwischen
1935 und 1941. Damals war Äthiopien
(bzw. Abessinien) der einzige souveräne und
unabhängige Staat in Afrika und Mitglied des
Völkerbundes. Mussolini wollte aber seinen
Traum von einem neuen Römischen Reich wahr
werden lassen, und annektierte Äthiopien, bombardierte
die Dörfer und Städte, sowie Krankenhäuser
mit Giftgas und ließ die Bevölkerung und
deren Anführer massakrieren. Besonders die
"5° Divisione Alpina Pusteria", der man dann
das Alpinidenkmal in Bruneck widmete, hatte
sich bei den Massakern hervorgetan.
Vorausgeschickt, dass sich Italien weder beim
Äthiopischen noch bei den anderen Völkern
(Spanien, Libyen, Kroatien, Albanien), die es in
der Zeit des Faschismus angegriffen und unterdrückt
hatte, für seine Kriegsverbrechen entschuldigt
hat,
vorausgeschickt, dass Italien die Verbrechen
des Faschismus von Mussolini nie ernsthaft verurteilt,
noch die Täter zur Rechenschaft gezogen
hat,
vorausgeschickt, dass es in Italien eine Geschichtsbewältigung
wie in Deutschland hinsichtlich
des Nationalsozialismus nie gegeben
hat und dass die italienische Unterdrückungspolitik
in der Zeit des Faschismus nie richtig geächtet
worden ist,
vorausgeschickt, dass es in Italien keine Einrichtungen
gibt, die der Opfer der faschistischen
Diktatur so gedenken wie es für die Opfer des
Nationalsozialismus nach 1943 der Fall ist,
vorausgeschickt, dass es stattdessen in ganz
Italien und besonders in Südtirol zahlreiche Relikte
und Denkmäler gibt, die noch heute dem
Faschismus huldigen und dessen Opfer beleidigen,
während es in Deutschland kein einziges
nationalsozialistisches Denkmal mehr gibt,
vorausgeschickt, dass man anhand der Anzahl
von 760.000 Opfern in Äthiopien von Völkermord
reden kann
spricht sich
DER SÜDTIROLER LANDTAG
dafür aus,
– dass die Landesregierung, auch mit Hilfe
der Südtiroler Vertreter im italienischen
und Europäischen Parlament, das offizielle
Italien dazu auffordert,
– der Opfer des Abessinienkrieges in einem offiziellen
Akt zu gedenken,
– die Verbrechen des italienischen Faschismus in
Abessinien, Libyen, Spanien, Kroatien, Albanien,
Südtirol und anderen Gebieten zu verurteilen,
– die Kriegsverbrecher zur Rechenschaft zu ziehen
und sich bei den Völkern Äthiopiens (Abessinienkrieg),
Libyens (Niederschlagung des Berberaufstandes),
Kroatiens und Sloweniens
(Massaker an Kriegsgefangenen in Konzentrationslagern),
und Albaniens in aller Form zu entschuldigen,
– die faschistischen Denkmäler in Italien und besonders
in Südtirol endlich zu entfernen,
– das Alpinidenkmal in Bruneck, welches die
Kriegsverbrechen der "5° Divisione Alpina Pusteria"
in Abessinien glorifiziert, zu entfernen
– die Siegessäule am Siegesdenkmal, welche
auch diesen Verbrechen huldigt, sowie das Siegesdenkmal
in Bozen zu entfernen
– in Rom auf der Piazza Venezia, wo Mussolini
seine Reden gehalten hatte, ein Mahnmal zu errichten,
das an alle Opfer der Verbrechen Mussolinis
und dessen Unterdrückungspolitik erinnert,
– dafür zu sorgen, dass in Italien endlich Geschichtsbewältigung
wie in Deutschland erfolgt
und dass Neofaschistische Parteien verboten
werden,
– den Abessinienkrieg als Völkermord zu definieren.
gez. L. Abgeordnete
Dr.in Eva Klotz
Sven Knoll