Lieber Arnold,
bezugnehmend auf Ihre diversen Artikel über Zündler und Provokatuere folgendes:
Ich hatte bisher das Gefühl, Sie seien ein liberaler, systemkritischer Zeitgenosse, der sich für Menschen- und Grundrechte einsetzt.
Nun erlebe ich, wie Sie täglich Demonstrationsrecht, Recht auf freie Meinungsäußerung und das Recht auf Selbstbestimmung im Chor mit Hasenfüßen und willfährigen Nachplapperern kriminalisieren. Genau Sie, der immer vom Mitläufertum der Südtiroler spricht, von fehlender Zivilcourage und unselbständigem Denken.
Die Schützen protestieren halbjährlich geordnet, angemeldet und unbeeindruckt von Polizei und Gegendemonstranten gegen Relikte aus dem Faschismus, welche seit Jahrzehnten unbearbeitet hier, und nur hier bei uns, stehen.
So weit, so (rechtlich) gut.
Die Befürworter des Rechts auf Selbstbestimmung, welches auch von diesem unserem Staat ratifiziert wurde, zu verdammen und zu kriminalisieren, ist noch absurder. Wir wollen keinen Krieg der Volksgruppen, stellen keinen Gebietsanspruch, sondern wollen über unsere Zukunft in demokratischer Weise abstimmen.
Was ist das für ein Staat, in dem man diese Rechte kriminalisiert??
Sie, lieber Freigeist, werden auch nach der nächtlichen Aktion gegen unsere Tafel am Brenner wieder ins alte Muster fallen, und mit Provokation! Provokation! Schreien deren Nichtwiederaufstellen herbeireden.
Ja, Ja, das hätte noch gefehlt, daß keiner mehr an die Tafel denkt!
Jetzt wird Anzeige gemacht und darüber schwadroniert…
Und wer hat den Nutzen? Aha!
Da behaupte ich doch offen, daß von Höchster Stelle der Befehl kam!
Liegt die Tafel doch seit einer Woche beim Staatsanwalt.
Woran scheitert eigentlich das friedliche Zusammenleben, das bis vor 90 Jahren 500 Jahre lang ganz gut geklappt hat?
Sicherlich daran, dass die drei Volksgruppen nicht auf gleicher Augenhöhe stehen. Immer noch nicht!
Sie schreiben immer von der schweigenden Mehrheit, die diese "Provokationen" nicht will: Fragen wir sie doch mal!
So würde ich ein zweites Forum in Ihrer und meiner Tageszeitung anregen, worin ohne Zensur die Vorstellungen und Wünsche der Menschen aller drei oder mehr Sprachgruppen zur Zukunftsentwicklung Süd-Tirols veröffentlicht werden können. Auf gleicher Augenhöhe und miteinander, da wäre Ihre Zeitung das erste verbindende und nicht trennende Medium. Und nur dann!
Möglicher Titel: nit mei Ruah will i hobn, sondern:
Iatz red mer amol mitnond. wias weiter gian soll, mit insern Lond!
Mit liebem Gruß,
Barbara Klotz