Die burschenschaftliche Bewegung hat ihre Ursprünge Anfang des 19. Jahrhunderts, als große Teile Deutschlands sich dem napoleonischen Reich angeschlossen hatten. Das Ziel der burschenschaftlichen Bewegung war zunächst die Befreiung vom napoleonischen Joch und eine Einigung der deutschen Länder.
Vorbild für die
burschenschaftliche Bewegung war aber andererseits die französische
Revolution mit ihrer Forderung nach Bürger- und Freiheitsrechten und
der Befreiung der Bürger vom absolutistischen Herrschaftssystem.
Wesentliches Ziel war die Gleichheit aller Bürger vor dem Gesetz sowie
die Freiheit jedes einzelnen und der Presse insbesondere die Meinungs-,
Versammlungs- und Pressefreiheit.
Mit Wiedererstarken absolutistischer Systeme (Vormärz) wurde die
burschenschaftliche Bewegung von der Obrigkeit vehement verfolgt,
zahlreiche Exponenten mussten auswandern oder wurden eingesperrt. In
Zusammenhang mit der burschenschaftlichen Bewegung steht auch die
Turnbewegung, die von Friedrich Ludwig Jahn zur gleichen Zeit gegründet
worden ist.
Die Revolution 1848 wurde wesentlich von Burschenschaftern und
Korporationsstudenten getragen. Die damals durchgesetzte Befreiung der
Bauern wurde maßgeblich vom Burschenschafter Hans Kudlich erreicht.
In der Zeit bis zum Ausbruch des ersten Weltkriegs erlebte das
Korporationsstudententum seine Hochblüte, zumal auch Reichskanzler
Bismarck Mitglied in einem akademischen Corps war.
In dieser Zeit entwickeln sich aus der burschenschaftlichen Bewegung
auch ein Verständnis und der Einsatz für damals herrschende soziale
Ungerechtigkeiten. Die Unterdrückung und Ausbeutung der Arbeiter
veranlasste für zahlreiche Korporationsstudenten, sich intensiv für die
Anliegen der Arbeiter einzusetzen. Herausragende Begründer dieser
sozialistischen Bewegung waren Korporationsstudenten, Karl Marx war
Landsmannschafter, Victor Adler und Ferdinand Lassalle Burschenschafter.
Insgesamt finden sich in den Reihen der Korporationsstudenten die
verschiedensten Persönlichkeiten der verschiedensten Richtungen. So war
auch Theodor Herzl, der Begründer der Idee eines einheitlichen freien
Staates für die Juden, Mitglied der akademischen Burschenschaft Albia
in Wien.
Im ersten und im zweiten Weltkrieg war ein Großteil der Korporationen
an der Front. Im Nationalsozialismus wurden die Korporationen
aufgelöst, da diese pluralistische und demokratische Organisation nicht
ins das autoritäre Regime passte. Auch unter den Attentätern des 27.
Juli 1944 fanden sich Mitglieder von Korporationsstudenten.
Es kann nicht geleugnet werden, dass auch eine Reihe von
Korporationsstudenten sich vor allem in der illegalen Zeit dem
Nationalsozialismus angeschlossen hatte, von dem man sich die Befreiung
des deutschen Volkes aus den Fesseln der Verträge von Versailles und
St. Germain sowie den Kampf für soziale Gerechtigkeit erwartete. Dieser
Illusion sind aber nicht nur Studenten und fertige Akademiker aller
Richtungen einschließlich der katholischen Studentenverbindungen anheim
gefallen, sondern auch prominente Sozialdemokraten wie der der
ehemalige Staatskanzler Dr. Karl Renner, der 1938 sogar in einem
Zeitungsinterview dazu aufrief, bei der Volksabstimmung für den
nationalsozialistischen Anschluss an das Deutsche Reich zu stimmen.
Der Verrat Hitlers an Südtirol und die den Südtirolern aufgezwungene
Option hat vielen die Augen geöffnet, aber da war es schon zu spät, der
Weg führte rasch in den Krieg. Ab nun war jede Kritik am Staat und
seiner Führung Hochverrat und wurde mit Gefängnis, KZ oder sogar der
Todesstrafe belegt.
Die Landeseinheit Tirols war den Korporationsstudenten seit der
unerfreulichen Teilung nach dem ersten Weltkrieg stets ein Anliegen
gewesen. Auch im Freiheitskampf der 60er Jahre versuchten zahlreiche
Korporationsstudenten, mit persönlichem Einsatz ihren Beitrag zu
leisten.
Heute sind die Burschenschaften und übrigen Korporationen nach wie vor
den liberalen Traditionen der urburschenschaftlichen Bewegung
verpflichtet. Die Korporationen sind heute noch intern demokratisch
organisiert und setzen sich für Meinungs-, Versammlungs- und
Pressefreiheit, aber auch für die Rechte der deutschen Volksgruppen wie
insbesondere für die Landeseinheit Tirols ein.
An der Landesuniversität Innsbruck gibt es derzeit nachfolgende aktive
Korporationen: Corps Athesia, Burschenschaft Brixia, Corps Gothia,
Universitätssängerschaft Skalden, Burschenschaft Suevia, akademischer
Turnverein Innsbruck, Landsmannschaft Tirol.