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Südtiroler Spitzensportler in den Landesdienst – Landtag sagt NEIN

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Südtiroler Spitzensportler in den Landesdienst – Landtag sagt NEIN

Die Landesregierung solle Maßnahmen für eine Übernahme der Südtiroler Spitzensportler in den Landesdienst treffen, forderte die SÜD-TIROLER FREIHEIT in einem Beschlussantrag. Der Landtag solle die Instrumentalisierung der Südtiroler Sportler zu italo-nationalistischen Zwecken verurteilen und Carabinieri und Finanzwache auffordern, die Südtiroler Sportler nicht zum Schwenken der Trikolore zu drängen.

Die Südtiroler Spitzensportler sähen sich einem massiven Druck
ausgesetzt, meinte Sven Knoll. Man fordere nicht eine automatische
Übernahme der Sportler, die Wahl sei ihnen überlassen.

Veronika Stirner Brantsch (SVP) konnte dem Antrag einiges abgewinnen.
Unsere Sportler seien einem gewissen Druck ausgesetzt, manchen sei es
aber auch völlig egal, wenn sie mit der Trikolore auftreten müssen.
Manche Sportler habe man auch dazu gedrängt, in gewissen Situationen
Italienisch zu reden. Ob eine Übernahme in den Landesdienst möglich
sei, sei allerdings erst noch zu prüfen.

Auch Roland Tinkhauser (F) unterstützte das Grundanliegen. Er selbst
sei auf staatlicher Ebene sportlich aktiv gewesen, habe aber nie Druck
vernommen. Grundsätzlich wäre es wünschenswert, wenn sich Südtiroler
Sportler auch für den Landesdienst entscheiden könnten.

Südtirol sollte sich einmal bedanken bei den vielen Waffengattungen,
die unsere Sportler aufnehmen, meinte Florian Mussner (SVP). Die
Sportler ließen sich nicht vor den Karren spannen. Der Fall
Plankensteiner sei erst durch ein bestimmtes Fernsehinterview
entstanden. Verschiedene Äußerungen in den letzten Jahren hätten mit
dazu beigetragen, dass unsere Sportler nicht mehr so leicht zum Zuge
kommen. Die Jugendlichen sollten ihren Weg gehen, man sollte ihnen
diesbezüglich keine Schranken auferlegen.

Alessandro Urzì (PDL) zeigte sich erfreut über die Ausführungen
Mussners. Die Südtiroler Spitzensportler, gleich welcher Sprachgruppe,
würden von allen ins Herz geschlossen, seien identitätsstiftend. Der
STF-Antrag wolle hingegen nichts lösen, nur provozieren.

Im Zusammenhang mit der ethnischen Debatte werde auch über Sport
gesprochen, stellte Martha Stocker (SVP) fest. Dies zeige, welchen
Stellenwert Sportler für die Identität hätten. Dass Sportler einem
gewissen Druck ausgesetzt seien, weil sie Teil bestimmter
Organisationen sein, könne man nicht leugnen. Mit Sport werde auch
Politik gemacht, das sei das letzte, was man tun sollte. Aber die
Sportler seien auch Repräsentanten dieses Landes, dieses Bewusstsein
müsse man ihnen mitgeben. Südtirol gebe mehr als die meisten Regionen
für den Sport aus, Sportler in den Landesdienst zu stellen, sei eine
Überlegung wert. Eine direkte Übernahme, wie im Antrag gefordert, könne
sicher nicht umgesetzt werden.

Kaum ein Land dieser Größenordnung habe eine solche Dichte an
Spitzensportlern, bemerkte Elmar Pichler Rolle (SVP). In vielen Ländern
würden Militär- und Polizeieinheiten den Sportlern eine Karriere
ermöglichen, dort seien sie auch nachher abgesichert. Pichler Rolle
warnte davor, dass sich der Landtag noch einmal in diese Materie
einmischt. Die unsägliche Geschichte mit dem Nachsingen der
Nationalhymne sei auch von vielen italienischen Mitbürgern verurteilt
worden. Wenn man unseren Sportlern schaden wolle, wenn man wolle, dass
sie mehr leisten müssten als gesamtstaatliche Sportler, um in die
Nationalmannschaft aufgenommen zu werden, dann müsse man diesen Weg
gehen, den dieser Antrag vorschlage. Politik solle nicht auf dem Rücken
der Sportler ausgetragen werden.

Die Frage sei nur, ob man ein Alternativangebot schaffen wolle,
erwiderte Eva Klotz (STF). Alle seien stolz auf die Leistungen der
Südtiroler Sportler, deswegen sei man ihnen eine
Entscheidungsmöglichkeit schuldig. Der Antrag sei nicht als Provokation
gedacht, antwortete Klotz auf den Einwand von Mussner, die Sportler
würden zu einer fremden Identität genötigt. Südtirol habe für so vieles
Geld übrig, nur nicht für die besten Botschafter des Landes.

Er könne den Antrag aus ganzem Herzen mittragen, erklärte Thomas Egger
(F)
, eine eigene Mannschaft sei eine sportpolitische Vision. Es müsse
aber festgehalten werde, dass die Aufnahme in den Landesdienst allen
Sprachgruppen offen stehe. Durch eine Absicherung nach der
Sportkarriere könnte das Land ihnen für ihre Verdienste danken.

Auf Vorschlag von Martha Stocker und Thomas Egger änderte Knoll seinen
Antrag ab: Die Landesregierung solle die Möglichkeit für eine Übernahme
in den Landesdienst überprüfen, der allen Sprachgruppen offen stehe.

Die Sportler seien nicht begeistert davon, wenn sie zum Spielball der
Politik würden, meinte LH Luis Durnwalder. Man verspreche ihnen zuerst
eine eigene Mannschaft, dann ein eigenes politisches Komitee. Die
Unterbringung etwa beim Forstkorps sei unrealistisch, es gehe auch um
gemeinsames Training. Wer mit der Mannschaft antrete, entscheide nicht
das entsprechende Polizeikorps. Man sei immer gegen Missbrauch, vor
allem gegen eine Minderheit, aber hier einen Missbrauch
hineinzuinterpretieren, sei nicht richtig. Südtirol tue viel für die
Sportförderung, die Sportler können nach ihrer Karriere auch in den
Landesdienst übernommen werden. Durnwalder dankte allen Einheiten,
Carabinieri, Finanz, Polizei u.a., dass sie unsere Sportler
unterstützen.

Aus der Sachdebatte sei leider eine ethnische Debatte geworden,
bemängelte Sven Knoll. Er habe eigens die Möglichkeit für alle
Sprachgruppen betont, um zu zeigen, dass es kein ethnisches Anliegen
sei. Auch der Landeshauptmann habe einmal von einem eigenen Sportteam
geredet, und Sportlerinnen wie Isolde Kostner hätten das unterstützt.

Der Antrag sei nicht gegen Carabinieri oder Polizei gerichtet, man
wolle den Sportlern nur eine Wahlmöglichkeit geben.

Der Antrag wurde mit 9 Ja-, 19 Gegenstimmen und 2 Enthaltungen abgelehnt.

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