In Ihrem Leitartikel zündeln auch Sie, Herr Dall’Ò. Und zwar nach bekannter Manier schon wieder gegen die Schützen. Sie bezeichnen sie als „ein kleines Häuflein von Getreuen“, die nicht so tun sollten, „als hätten sie den Namen Tirol exklusiv gepachtet, als würden sie im Namen der Bevölkerung sprechen, im Namen von uns allen“.
Gewiss haben die Schützen den Namen Tirol nicht gepachtet. Sie und Ihre
altoatesinische Lobby haben es auch nicht (sehr gerne für sich
beanspruchen können Sie dagegen den Namen „Alto Adige“). Was Sie
anscheinend immer noch nicht wahrhaben wollen: Die Schützen sprechen im
Namen von immer mehr Menschen, und genau das scheint Sie zu
beunruhigen. Man muss nicht Schütze sein, wenn man für die
Selbstbestimmung, gegen Fremdbestimmung, für Tirol und gegen den
Faschismus ist. Für die Selbstbestimmung zu sein, bedeutet keineswegs
gegen die Autonomie zu sein, sondern Visionen zu haben, die über die
Autonomie hinausgehen. Selbst Sie hatten am 26. Februar bereits in
diese Richtung „einen Traum“. Schon vergessen? Gegen Italien zu sein,
bedeutet für einen Tiroler gegen einen Staat zu sein, der bis heute an
sprach- und kulturimperialistischen Methoden festhält und uns diese als
friedenserhaltende Maßnahmen verkaufen will – Stichwort Pazifaschismus.
Und Sie wollen da munter mitlaufen? Warum verbreiten Sie ferner die
Lüge, die Schützen seien gegen die Mehrsprachigkeit und für das
Deutschtum? Weil die Schützen so besser in Ihr Feindbild passen und Sie
glauben, dadurch als toleranter, liberaler, aufgeklärter, europäischer
Weltbürger rüberzukommen? Merken Sie nicht, wie sehr Sie in ihrem
altoatesinischen Mikrokosmos gefangen sind, der nicht wirklich bunt,
sondern schwarz-weiß ist? Ob Sie die Bergtour auf andere Gedanken
bringen könnte? Jedenfalls sind unsere Berge Gott sei Dank (noch) nicht
mit faschistischen Namen zuzementiert.
Ich sage derweil: Am 20. September in Innsbruck nicht nur heile Welt vorspielen! Daumen halten für die Schützen!
Cristian Kollmann, Luxemburg