Archiv

Gedenkrede von Dr. Manfred Klotz – Brunner Mahder

Allgemein, Archiv
Allgemein, Archiv
Archiv

Gedenkrede von Dr. Manfred Klotz – Brunner Mahder

Liebe Schützen und Marketenderinnen, liebe Freunde!

In der kommenden Nacht um 2.00 Uhr, vor genau 45 Jahren, wurde hier auf den Brunner Mahdern ein von der italienischen Regierung geplanter Mordauftrag ausgeführt.
Ziel des Auftrags waren Luis Amplatz und mein Vater Georg Klotz. Ausführendes Werkzeug war Christian Kerbler.
Der Mordauftrag konnte nicht planmäßig ausgeführt werden.

Während Luis Amplatz im Schlaf von mehreren Kugeln tödlich getroffen in der Hütte zurückblieb, konnte Georg Klotz schwer angeschossen unter unvorstellbaren Strapazen und mit unglaublicher Willenskraft, über die Grenze ins Ötztal entkommen.Was hat diese Männer bewogen, was hat sie angetrieben?
Aufgefordert hat sie niemand, den Freiheitskampf zu führen.
Mit Sicherheit nicht die Politiker Südtirols und Österreichs.
Im Gegenteil: Die Südtiroler Politik und Kirche hatte sich schon gleich nach der Feuernacht von ihnen abgewandt, und der Österreichischen Politik waren gute Beziehungen zu Italien wichtiger, als das Freiheitsanliegen dieser Männer! 

Angetrieben hat sie zu ihrem Kampf die Liebe zur Heimat, das Pflichtbewußsein und die tiefe Verantwortung für ihr Land!

Und sie haben damit alles auf sich genommen! Sie haben Gesundheit und Leben riskiert, und ihre Familien verlassen!

Und heute, 45 Jahre danach, wie schaut die politische Situation aus?

Es ist einerseits absurd, andererseits aber auch aufschlußreich:

–    wenn ein Südtiroler Landtagspräsident, jene, die für das Selbstbestimmungsrecht eintreten, als Zündler und Scharfmacher bezeichnet;
–    wenn ein Südtiroler Landeshauptmann den Südtirolern droht, daß es im Falle einer Volksabstimmung zu Unruhen kommen würde;
–    Wenn ein Frattini sicher sein kann, daß sein Freund Platter, der LH im Norden Tirols, die Extremisten, wie er uns nennt, beim Gedenkumzug in Innsbruck gut im Griff haben wird;
–    wenn die Österr. Nationalratspräsidentin sich offiziell vom dritten Nationalratspräsidenten distanziert, der laut über eine Volksbefragung in Südtirol nachgedacht hat;
–     wenn für Busek, dem ehemaligen ÖVP-Chef und Vizekanzler Österreichs, die Selbstbestimmungsdiskussion „schlicht unsinnig“ ist.

Zu den Südtiroler Politikern: Was hier betrieben wird, ist nicht mehr nur Verzichtspolitik, sondern hier wird das Selbstbestimmungsrecht kriminalisiert.
Aus parteistrategischen Gründen, – das Kriminalisieren der Selbstbestimmungsforderung scheint Teil der Überlebensstrategie einer bestimmten Partei geworden zu sein!
Zu den Österreichischen Politikern: Ihre Aussagen wiegen schwer, zumal sie von höchsten Vertretern Österreichs zur gleichen Zeit, gleichsam in einer „konzertierten Aktion“ kommen. Man will die Selbst-bestimmungsverfechter wohl endgültig fertig machen.
Wir wissen nun definitiv, was wir von Österreich zu erwarten haben: Nichts! – Ich erinnere mich: Zu dieser Einsicht war mein Vater schon vor Jahrzenten gekommen!

Ewiggestrige, Scharfmacher, Zündler und Extremisten heißen uns die genannten Politiker, auch bestimmte Medien, – und man bezeichnet uns pauschal als dumm!

Das sagt man uns, die wir uns für die Zukunft und die Freiheit des Landes einsetzen!
Das sagt man uns, 

•    die wir konsequent gegen Faschismus und Nationalsozialismus auftreten!
•    die wir uns herausnehmen gegen Fremdbestimmung und für Selbstbestimmung einzutreten!
•    weil wir uns erfrechen, Los von Italien zu fordern!

Liebe Schützen und Marketenderinnen, liebe Freunde!

Wir gedenken aller, die für unsere Heimat ihr Leben gegeben haben, der Freiheitskämpfer von 1809, der Standschützen, die im Fels und Eis unserer Berge die Heimat verteidigt haben.

Wir gedenken jener, die im 2. Weltkrieg, im guten Glauben und in der Überzeugung, sich für die Heimat einzusetzen, ihr Leben gelassen haben.

Wir gedenken der Freiheitskämpfer der sechziger Jahre, die Folter, Gefängnis und Tod in Kauf genommen haben, und im Besonderen denken wir heute an Luis Amplatz und Georg Klotz.

Allen gilt unser Dank und unser Versprechen,
daß wir uns für die Freiheit unseres Landes einsetzen werden;
daß wir entschieden jenen entgegentreten werden, die aus parteipolitischem Kalkül und aus Eigeninteresse:

•    den Freiheitswillen unterdrücken,
•    das Menschenrecht Selbstbestimmung kriminalisieren,
•    und uns vorschreiben wollen, was wir zu sagen und zu denken haben!

Wir werden unbeirrbar, mit voller Kraft und Überzeugung, friedlich und demokratisch, auf unser oberstes Ziel hinarbeiten: auf die Loslösung vom Staat Italien!

Herr gib ihnen die Ewige Ruhe.

Brunner Mahder 06.09.09 / Manfred Klotz

Archiv
10. September 2009: 90 Jahre Saint Germain – gewaltsame Teilung Tirols
Vorausgeschickt – Festumzug

Das könnte dich auch interessieren