Wenn LH Durnwalder von Minniti Lob für seine Worte zur Selbstbestimmung bekomme, dann müsse ihm dies zu denken geben, meinte Sven Knoll (Süd-Tiroler Freiheit). Durnwalder zeige Unverständnis für die Tatsache, dass sich immer mehr junge Menschen für dieses Thema begeistern. Vor zehn, zwölf Jahren sei das noch nicht so gewesen. Nun würden sich junge Menschen wieder mehr für Politik interessieren und sie würden sich vermehrt patriotischen Themen zuwenden. Freilich sei der Grat zwischen Patriotismus und Nationalismus oft dünn.
Ein Grund für die Begeisterung für patriotische Themen sei die
zunehmende Mündigkeit; früher habe es nur die Dolomiten gegeben, heute
reiche die Vielfalt bis hin zum Internet. Mit ein Grund seien auch die
Nachrichten aus Italien, das sich im Niedergang befinde. Junge Menschen
hätten einen Sinn für Gerechtigkeit, auch für politische, und sie
würden sich nicht mehr mit dem Gegebenen abfinden. Bei der Beerdigung
von Paul Unterkircher, einem der Pfunderer Buam, hätten sehr viele
Jugendliche teilgenommen, aber kein offizieller Vertreter Südtirols.
In Deutschland wäre ein Hitlerdenkmal nicht tragbar. In Südtirol stehe
ein faschistisches Siegesdenkmal, und die Politik tue nichts dagegen.
Die Jugend bemerke den Unterschied zwischen politischen Bekundungen und
der Untätigkeit.
Beim Landesfestumzug sei vielleicht der Patriotismus zu sehr in den
Vordergrund gestellt werden; Tirol habe noch viele andere Aspekte.
Gleichwohl könne man sich nicht wundern, wenn man von Teilnehmern des
Festumzugs nicht gegrüßt werde, wenn man die Selbstbestimmung als
Hirngespinst hinstelle. Der Landeshauptmann meine, es brauche einen
Vertragsbruch durch Italien, um die Selbstbestimmung zu rechtfertigen.
Der Selbstbestimmung müsse aber kein Aufstand vorausgehen, sie könne
demokratisch und friedlich ausgerufen werden.
Die Einwanderung sei auch aus dem ethnischen Blickwinkel zu sehen. Die
meisten Einwanderer würden ihre Kinder in die italienische Schule
einschreiben und gäben ihnen damit eine bestimmte Identität vor. Daraus
ergebe sich dann die Frage, wie lange Südtirol Zeit habe, die
Selbstbestimmung auszurufen, wie lange Deutsche und Ladiner noch
mehrheitsfähig seien. An viele Unzulänglichkeiten hätten sich die
Südtiroler bereits gewöhnt: fehlende Beipackzettel oder nur
italienische Auskunft an den Bahnschaltern.
Knoll wehrte sich gegen den Vorwurf, gewisse Aktionen, etwa gegen
faschistische Relikte, würden das friedliche Zusammenleben stören. Das
Zusammenleben könne nicht darauf fußen, dass sich nichts verändern
darf. Es gründe derzeit auf dem Wohlstand, der über viele Probleme
hinwegsehen lasse. Aber es müsse doch möglich sein, über bestimmte
Dinge zu reden, ohne sich die Köpfe einzuschlagen. Die
Selbstbestimmungsfrage müsse ein Thema der Gesellschaft werden und auch
ein Thema für die Grünen, die derzeit dazu beitragen würden, dass das
Thema in die rechte Ecke gestellt werde.
Wer glaube, die Autonomie sei das Ziel der Geschichte, lebe im Irrglauben. Wie man an der DDR erkennen könne, sei nichts ewig.