Beim Marieninternat an Kanonikus Gamper gedenken! – Die Karte „Historische Stätten und Objekte – I luoghi della memoria“ im Rahmen der Thementouren der Gemeinde Bozen zur Aufarbeitung unter anderem der Geschichte von 1943 bis 1945 sollte mit der historischen Stätte des Marieninternates ergänzt werden, so die SÜD-TIROLER FREIHEIT. Denn am 10. September 1943 um 1 Uhr nachts wollte dort die Gestapo den Antifaschisten und Nazigegner Kanonikus Michael Gamper festnehmen. Außerdem sollten die historischen Stätten und Objekte gepflegt werden und nicht wie die Gedenktafel beim Kreisverkehr Voltastraße-Pancinottistraße sich verschmutzt und verschmiert dem Geschichtsinteressierten präsentieren.
Die Faschisten machten ihm das Leben mit Schreibverboten und Schikanen
schwer, die Nazis wollten ihn nach dem Einmarsch in Südtirol als
Regimefeind sofort verhaften: Kanonikus Michael Gamper. Bereits unter
den Faschisten war Gamper der geistige Vorkämpfer für Südtirol: Nachdem
im Rahmen der Italianisierung sämtliche deutsche Printmedien in
Südtirol verboten worden waren, erreichte er mit Unterstützung des
Vatikans, dass die deutschsprachige Tageszeitung Dolomiten 1925 wieder
erscheinen konnte. Darüber hinaus war er einer der treibenden Kräfte
zur Wiederzulassung des deutschen Religionsunterrichts und – zusammen
mit Josef Noldin – der Organisation der Katakombenschulen.
Nach dem Einmarsch der Deutschen in Südtirol 1943 musste Gamper als
„Staatsfeind Nummer 1 in Südtirol“ vor der Gestapo aus Bozen fliehen
und versteckte sich zunächst in Wangen am Ritten, später in einem
Kloster in der Toskana. Dort nutzte er die Zeit zur Erstellung eines
Memorandums für die Alliierten, in dem er die Geschichte Südtirols vom
Ende des Ersten Weltkriegs bis in die 40er-Jahre beschrieb (Wikipedia).
DDr. Walter Marzari beschreibt die versuchte Verhaftung von Kanonikus
Gamper in seinem Buch „Kanonikus Michael Gamper, Sein Leben für Glaube
und Heimat gegen Faschistenbeil und Hackenkreuz in Südtirol“ wie folgt:
„Es war höchste Zeit, dass sich Gamper aus Bozen entfernte, denn schon
in der folgenden Nacht pochten gegen 1 Uhr nachts Südtiroler Nazisten
an das Tor des Marieninternates. Schwester Frieda Mitterer zog sich
rasch an und öffnete die Tür: Die beherzte Frau ließ sich von den
bewaffneten Männern nicht einschüchtern und erklärte immer wieder auf
die Frage, wo Gamper sei: „Ich weiß es nicht“.
… Hausdurchsuchung und Beschlagnahmungen folgten“.
Kanonikus Gamper verdient es sich, dass beim Marieninternat seiner
gedacht wird und er bei der Karte der historischen Stätten und Objekte
hinzugefügt wird, so Roland Lang.
Einen sehr schlechten Eindruck über die Aufarbeitung der Geschichte
einer Stadt machen verschmutzte Denkmäler und Gedenktafeln, wie jene am
Kreisverkehr Voltastraße- Pancinottistraße. Hier sollte der Stadtrat
für Kultur die notwendigen Säuberungen veranlassen, auch wenn der Text
dieser Tafel verschweigt, dass die Industriebetriebe zur
Italianisierung Südtirols errichtet wurden.
Roland Lang
Leitungsmitglied der SÜD-TIROLER FREIHEIT