Als Obmann des SHB fühle ich mich verpflichtet zum Artikel „Der erfundene Todesmarsch“ in der Tageszeitung vom 10.04.10 Stellung zu nehmen. Der Artikelschreiber Christoph Franceschini behauptet darin, dass die Aussage von Kanonikus Michael Gamper (1953), dass wir Südtiroler uns auf dem Todesmarsch befinden, nur ein vom ihm erfundenes Schlagwort gewesen ist, das nicht er eigentlichen Realität entsprach.
Michael Gamper untermauerte seine Aussage mit veröffentlichen Zahlen
der Bozner Handelskammer, nachdem sich die ansässige Bevölkerung
Südtirols von Anfang 1946 bis Ende 1952, um 82.000 Personen also um 31%
vermehrt hat. Bringt man den natürlichen Zuwachs für denselben Zeitraum
der mit 23.000 angegeben wird, in Abzug, verbleiben noch rund 60.000
für die zugewanderten Personen. Rechnet man für dieselbe Zeit ca.
10.000 Rücksiedler aus Deutschland und Österreich ab, verbleiben noch
ca. 50.000 zugewanderte Italiener in sieben Jahren. Damit konnte man
mit mathematischer Sicherheit ausrechnen, wann wir Südtiroler in die
Minderheit geraten wären! Soweit die Argumentation Gampers bezüglich
des Todesmarsches.
Franceschini versucht nun mit anderen Zahlen hinzuweisen, dass die
klare Argumentation Gampers nicht stimmt und das Schlagwort vom
Todesmarsch nur von Gamper erfunden wurde. Er stützt sich auf Zahlen
welches das italienische statistische Amt 1954 veröffentlicht hat,
welche anscheinend beweisen sollen, dass der befürchtete „Volkstod der
Südtiroler“ nicht stattfand.
Ja glaubt denn der erfahrene Journalist Franceschini dem italienischen Institut wirklich mehr als dem Kanonikus Gamper?
Das italienische statistische Amt war unserem politischen Gegner
unterstellt und hat deshalb alles getan, um die brisanten Daten
herunterzuspielen und zu verfälschen. Weiß er denn nicht, dass die
Italiener bei dem Manipulieren von brisanten Daten und Geschichte
Spezialisten sind? Er hat die damalige schicksalsschwere Zeit in
Südtirol nicht miterlebt wie ich und bildet sich sein Urteil aufgrund
verschiedener manipulierter Daten. Ich bin sehr befremdet von ihm und
hätte mir einen sachlicheren und nicht Tatsachen verdrehenden Artikel
erwartet!
Sepp Mitterhofer
Obmann des SHB
Meran-Obermais