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Interview mit Gemeinderat Stefan Zelger im Traminer Dorfblatt

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Interview mit Gemeinderat Stefan Zelger im Traminer Dorfblatt

Das Traminer Dorfblatt schaltete im Zuge der Gemeinderatswahlen eine Interviewreihe mit Gemeindereferenten und Gemeinderäte der verschiedenen Parteien. Der bisherige Fraktionssprecher Stefan Zelger sprach mit dem Traminer Dorfblatt über die Arbeit der SÜD-TIROLER FREIHEIT, die finanzielle Situation der Gemeinde, das Thema Dorfentwicklung, Bauprojekte und die Aussichten bei den Gemeinderatswahlen am 16. Mai. Lesen Sie im Folgenden das Interview mit Stefan Zelger von der SÜD-TIROLER FREIHEIT Tramin.

TD: Wenn Sie auf die letzten fünf Jahre der Legislaturperiode
zurückblicken, wo war die SÜD-TIROLER FREIHEIT besonders aktiv und was
war Ihr größter Erfolg?

Als Oppositionsvertreter war es unsere vordergründige Aufgabe die
Verwaltung zu kontrollieren und unsere eigenen Schwerpunkte durch
Anträge und Anfragen zu setzten. Ein Hauptanliegen war uns die
Volkstumspolitik, wo wir in Sachen Toponomastik, Gedenkjahr oder
Mussolinis Ehrenbürgerschaft einige Ausrufezeichen setzten konnten. Auch
die Entlastung von Familien mit kleinen Kindern war uns ein Anliegen,
wo wir mehrmals versuchten bei den Tarifen, etwa den Mülltarifen, etwas
zu machen, womit wir leider scheiterten. Der Ensembleschutz und die
Erhaltung des Dorfbilds waren uns ebenfalls besonders wichtig.
Diesbezüglich stellten wir in der Baukommission und im Rat eine mahnende
Stimme dar. Herauszuheben als Erfolg ist auf jeden Fall die
Klärschlammthematik, wo wir gemeinsam durch sachliche Argumente, gute
Medienarbeit und ein entschlossenes Auftreten die Verbrennungsanlage
verhindern konnten. Das hätte ich angesichts der Stimmung im Land nicht
für möglich gehalten.
 
TD: Bei welchen Tätigkeiten waren Sie mit den Ergebnissen nicht
zufrieden?

Im Rückblick bin ich der Meinung, dass vor allem die wirtschaftliche
Entwicklung, und teilweise der Umgang mit dem Dorfbild, nicht in Ordnung
waren. Zu letzterem spreche ich vor allem die geplante Bebauung des
Angers im Dorfzentrum an, wo meiner Meinung nach wenig Sensibilität für
das Dorfbild gezeigt wird. Das Projekt das entstehen soll passt nicht
ins Zentrum, davon sind wir überzeugt. Auch in Sachen wirtschaftliche,
vor allem touristische, Weiterentwicklung haben wir Aufholbedarf. In den
letzten Jahren wurde zwar viel diskutiert, es wurde an einem
Weinlehrpfad gearbeitet, einem Erkundungspfad durch das Dorf Namens
„Traminer Geschichten“ und andere Sachen; jedoch wurde leider nichts
fertig gestellt. Zuletzt wurde das Projekt „Tramin 2020“ ins Leben
gerufen um in diese Richtung zu arbeiten. Da werden wir als Opposition
in Zukunft verstärkt ein Auge drauf werfen.
 
TD: In den letzten Jahren hat die Gemeindeverwaltung viele Großprojekte
umgesetzt. Einige behaupten dass zu viel gebaut wurde. Was ist Ihre
Meinung?

Ich möchte nur für die vergangene Legislatur sprechen in der ich
Mitverantwortung getragen habe und da finde ich nicht unbedingt, dass zu
viel gebaut wurde. Die großen Bauvorhaben waren, bzw. sind die
Mittelschule und die Wasser- und Abwasserleitungen. Beides sind
Infrastrukturmaßnahmen die notwendig wurden. Durch den gleichzeitigen
Bau einer neuen Bibliothek konnten die jetzige und die
Mittelschulbücherei zusammengelegt werden. Die Gemeinde gewinnt durch
Freiwerden der alten Bibliothek außerdem tolle historische Räume, die
verschieden genutzt werden können. Die Trinkwasserleitungen sind alt und
löchrig. Insgesamt gehen durch die alten Rohre 11 Liter pro Sekunde
verloren. Das ist eine unfassbare Zahl, gerade in einer Zeit wo das
Wetter unberechenbarer und Wasser wertvoller wird. Ich verstehe die
Bedenken der Bürgerinnen und Bürger. Die Bauvorhaben waren leider teuer,
aber eben notwendig.
 
TD: Auch das Thema Dorfentwicklung scheint ein wichtiges Anliegen der
Bürger zu sein. In welchen Bereichen sollten Ihrer Meinung nach in
Zukunft die Arbeitsschwerpunkte bezüglich Dorfentwicklung gesetzt
werden?

Auch in Sachen Dorfentwicklung müssen die finanziellen Umstände, sprich
die Schulden, berücksichtigt werden. Ich bin dafür Tramin als
Wirtschaftsstandort durch kleine aber kontinuierliche Schritte voran zu
bringen. Dorfverschönerung, Erhalt des Dorfbildes usw. sind Schritte,
die wenig kosten, leicht umsetzbar sind und langfristig wirken. Das
Internet sollte verstärkt genutzt werden und ganz Tramin, allen
Vereinen, Verbänden usw. ein einheitliches Erscheinungsbild nach Außen
gegeben werden. Im Mittelpunkt von allem sollte der Gewürztraminer, das
historische Dorf, Natur und Landschaft und auch nicht zu unterschätzen
der Kalterer See stehen. Dazu braucht es aber die Anstrengung aller. Die
Gemeinde könnte die Federführung übernehmen und wo möglich finanzielle
Unterstützung, aber nicht die ganze Arbeit.
 
TD: Sie haben jetzt zusammen mit Ihren Parteikollegen mehrere Jahre in
der Gemeindeverwaltung mitgearbeitet und damit unser Dorf auch
mitgeprägt. Bei den nächsten Wahlen treten Sie wieder mit vier
Kandidaten an. Welches Ziel haben Sie dabei und was möchten Sie für die
Bürger bewegen?

Bei den letzten Wahlen sind wir mit vier Leuten angetreten und konnten
alle vier in den Gemeinderat bringen. Diesen riesigen Erfolg zu
wiederholen wird natürlich schwierig, deshalb legen wir uns betreffend
unserer Ziele auch nicht auf eine Anzahl von Mandaten fest. Unser
Anliegen ist, dass im Gemeinderat auch in den nächsten Jahren eine
wachsame Opposition sitzt, die nicht nur nörgelt sondern sich auch
einbringt. Vor allem in Sachen KVA haben wir bewiesen, dass in
essentiellen Fragen der ganze Rat zusammenhält, jeder seinen Teil
leistet und alle für Tramin arbeiten. Tiroler Werte, Tradition und
Bodenständigkeit sind meiner Meinung nach das Fundament auf denen diese
Arbeit beruhen sollte, ohne dabei den Blick für die Zukunft zu
versperren und gleichzeitig offen für Innovationen zu bleiben. Edmund
Stoiber hat es einmal mit dem Spruch „Laptop und Lederhose“
zusammengefasst, das gefällt mir.
 
TD: Die Finanzsituation der Gemeindeverwaltung ist derzeit angespannt.
Auf der anderen Seite wünschen sich die Vereine viele verschiedene neue
Projekte. Wie soll das gehen?

Die Vereine sind die Träger unseres kulturellen, sportlichen und auch
wirtschaftlichen Lebens. Ganz viele Traminerinnen und Traminer, auch ich
selber, sind in Vereinen aktiv. Entsprechend muss und wird ihnen auch
in Zukunft entgegengekommen werden, das ist keine Frage. Gleichzeitig
muss man aber mit den Vereinen offen reden und auch ihnen die
angespannte finanzielle Situation erklären, ehrlich sagen was möglich
ist und was nicht, und entsprechend auf Gesamtlösungen setzten. Wenn in
Zukunft größere Geldmengen investiert werden, dann sollen nach
Möglichkeit auch mehrere Vereine davon profitieren, damit gemäß dem
alten Sprichwort mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden
können.
 
TD: Herr Zelger, herzlichen Dank für das Interview!
 

Zur Person: Stefan Zelger, Jahrgang 1984, Gelernter Tischler, nach
einigen Jahren im Beruf Erlangung der Matura in der Abendschule, zur
Zeit Student der Wirtschafts- und Politikwissenschaften, Gemeinderat,
Mitglied der Schützenkompanie und des Hauptausschusses der SÜD-TIROLER
FREIHEIT.

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