Zum Artikel „Man kann nicht alles wegwerfen“ von Sepp Innerhofer in den „Dolomiten“ vom 1. Juni Folgendes: Innerhofer behauptet, dass die Folterbriefe von Magnago nicht jahrelang unter Verschluss gehalten wurden, weil Hans Dietl bereits im Jänner 1962 den Folterbrief von ihm im Südtiroler Landtag verlesen hat. Das war eine Eigeninitiative von Dietl, der sich Magnago nur schwer widersetzen konnte, weil die „Dolomiten“ schon öfters auf die Veröffentlichung gedrängt hatten. Magnago hat 1961 den österreichischen Außenminister Bruno Kreisky gebeten, die Folterbriefe vor der UNO nicht zu verwenden, da sie das Verhandlungsklima zwischen Italien und Österreich nur verschlechtern würden. Solche Beispiele gäbe es genug, nachzulesen im Buch von Golowitsch „Für die Heimat kein Opfer zu schwer.“
Dass Magnago ab den 60er Jahren Innerhofer jedes Jahr zu Weihnachten
„Vergelts`Gott für deinen Einsatz für die Heimat“ geschrieben hat, ist
zu bezweifeln. Von keinem anderen polit. Häftling habe ich Ähnliches
gehört. Magnago hat sich bei uns Häftlingen ja nicht einmal dafür
entschuldigt, dass er uns 1963 die “politischen Idioten“ genannt hat,
obwohl er mit uns „sitzen“ hätte müssen, wenn wir den Mund aufgemacht
hätten. Aus Gründen der Pietät Magnago gegenüber will ich hier nicht
schreiben, was Innerhofer damals im Gefängnishof in Mailand über ihn
gesagt hat, aber an das wird sich Innerhofer wohl nicht mehr erinnern
wollen!
Dass Magnago auch eine andere Meinung hatte gelten lassen, wie
Innerhofer schreibt, entspricht auch nicht der Wahrheit. Er hat uns
Heimatbündler brutal bekämpft, weil wir aus Überzeugung die
Selbstbestimmung vertreten haben. Er hat uns die Spinner,
Hirngespinstler, Utopisten, politischen Grünlinge u.a. mehr genannt.
Magnago hat uns polit. Häftlinge damals richtig schäbig behandelt. Die
Interventionen von seiner Seite den Polizei- und Regierungsstellen
gegenüber waren schwach und halbherzig. Aber auch die Parlamentarier und
Senatoren haben damals versagt. Sie hätten das Recht gehabt, in den
Kasernen vorzusprechen und den Folterungen ein Ende zu setzen. Keiner
hatte den Mut, alle hatten sie die Hosen voll und haben uns in der
unmenschlichen Situation mit den Bestien hängen lassen. Als im Sommer
1961 der Parteiausschuss der SVP beschlossen hatte, in Rom eine
parlamentarische Untersuchung wegen der Folterungen zu fordern und die
Parlamentarier und Senatoren damit beauftragt hatten, ist ein halbes
Jahr lang nichts geschehen. Magnago hat dann in Rom nachgefragt, worauf
er draufgekommen ist, dass von den Beauftragten keiner einen Finger
gerührt hatte! So, um nur einige Beispiele zu nennen, hat sich die SVP
damals um uns politischen Häftlinge gekümmert!
Trotz allem bin ich bereit, den Einsatz Magnagos für die Autonomie
Südtirols zu respektieren.
Sepp Mitterhofer,
Obmann des SHB
Meran-Obermais