Archiv
Eine Geschmacklosigkeit und einen Verrat an Volkstum und Tracht ist die Abhaltung von Teilen der Europeade, dem größten Tracht und Folklorefest Europas, auf dem faschistischen Siegesplatz in Bozen für die SÜD-TIROLER FREIHEIT. Wie kann ein europäisches Trachtenfest an einer Kultstätte des Faschismus gefeiert werden? Das Organisationskomitee scheint die Verfolgungen von Sprache, Kultur und Trachten unter dem Faschismus, der sich in den Liktoren widerspiegelt, völlig vergessen zu haben, so Leitungsmitglied Roland Lang.
Bereits bei der Einweihung des Siegesdenkmals mussten 23 Musikkapellen
auf faschistischen Befehl hin auf dem Siegesplatz aufmarschieren und
faschistische Lieder und die Mameli-Hymne spielen.
Der „Vater des Volkstanzes in Südtirol“, Luis Staindl, beschreibt den
Volkstanz unter dem Faschismus folgendermaßen:
„Zunächst konnten zwar Tanzveranstaltungen wieder ziemlich frei und
ungehindert durchgeführt werden, aber mit der immer stärker werdenden
Unterdrückung alles dessen, was irgendwie nach deutscher Überlieferung
aussah, wurden größere Veranstaltungen unmöglich gemacht. …. Der Wille
zur Erhaltung der eigenen Sprache und des eigenen Volkstums weckte
natürlich den Widerstand gegen die Gewaltherrschaft und man ersann
Mittel und Wege, dem entgegenzuwirken. Auch auf dem Gebiet des
Volkstanzes ….“. (Luis Staindl in: Der Volkstanz in Südtirol – Sein
Niedergang und sein Neubeginn). Luis Staindl war Gründer der
Arbeitsgemeinschaft für Volkstanz und 25 Jahre Jahre deren Vorsitzender.
In Erinnerung bleibt auch der Bozner Blutsonntag (24. April 1921), wo
400 aus Italien angereiste Faschisten, die mit Messern, Totschlägern und
Handgranaten bewaffnet waren, den Trachtenumzug anlässlich der Bozner
Frühjahrsmesse überfielen. Dabei starb der Lehrer Franz Innerhofer, als
er einige Kinder vor den faschistischen Schlägern schützen wollte. Fünf
weitere Personen wurden verletzt!
Das Siegesdenkmal und der Siegesplatz verherrlichen jene finstere Zeit
Südtirols, in der Sprache, Volkstum, Trachten und Kultur Südtirols
streng verboten waren und verfolgt wurden. Es gibt keinen Ort, der für
Trachtenveranstaltungen im europäischen Geist und Pflege des Brauchtums
mehr ungeeignet wäre, so die SÜD-TIROLER FREIHEIT.
Roland Lang
Leitungsmitglied der SÜD-TIROLER FREIHEIT
