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„Jugendpolitik hat in meiner Gemeinde keine gute Startposition“

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„Jugendpolitik hat in meiner Gemeinde keine gute Startposition“

Benjamin Pixner konnte als Kandidat und Listenführer der „Süd-Tiroler Freiheit“ am 16. Mai in den Gemeinderat von Kastelbell-Tschars einziehen und ist mit seinen fast 20 Jahren der Jüngste in den Vinschger Gemeindestuben. Die Bezirkszeitung „Der Vinschger“ führte mit Benjamin Pixner folgendes Interview:

„Der Vinschger“: Wie war es, als du von dem endgültigen Ergebnis
erfahren hast? Überrascht oder enttäuscht, dass du es als einziger
deiner Bewegung in Kastelbell-Tschars in den Gemeinderat geschafft hast?

Benjamin Pixner: Als die Stimmen ausgezählt wurden und erste Ergebnisse
bekannt wurden war ich bei der Arbeit und den ganzen Vormittag über
sichtlich nervös. Mein Bruder war im Auszählungskomitee und hat mir
sogleich Bericht erstattet, als mein Gemeinderatssitz sicher war. Ich
habe mich sehr über das Ergebnis gefreut. Für mich ist mit dieser Wahl
ein Wunsch in Erfüllung gegangen. Das Ergebnis meiner Bewegung ist
eigentlich gut, weil wir das erste Mal mit unserer Liste in
Kastelbell-Tschars angetreten sind und auf Anhieb 7,7 % der Stimmen und
ein Vollmandat bekommen haben. Dies ist in Anbetracht von zwei zur Wahl
stehenden Oppositionsparteien ein ansehnliches Ergebnis.

Wann und warum hast du dich entschieden, für die „Süd-Tiroler Freiheit“
zu kandidieren? Lag dir Politik immer schon am Herzen, oder war es mehr
eine persönliche Heraus forderung, mit knapp 20 Jahren den Sprung in den
Gemeinderat zu schaffen und es den Alteingesessenen mal richtig zu
zeigen?

Benjamin Pixner: Ich habe mich schon in der Mittelschule sehr für
Geschichte interessiert und da lag das Interesse zum politischen
Geschehen, was ja eng mit unserer Geschichte verbunden ist, nahe. Ich
begann, mich über die Politiklandschaft Südtirols zu informieren, habe
verschiedene Bücher gelesen, in Zeitschriften nachgesehen, mit
Zeitzeugen gesprochen und mir so eine Meinung gebildet. Vor zwei Jahren
habe ich mich dann als Mitglied bei der „Süd-Tiroler Freiheit“
eingeschrieben und bin bis jetzt mit dieser Entscheidung vollauf
zufrieden. Die „Süd-Tiroler Freiheit“ vertritt meine Interessen einfach
am besten. Vor einigen Monaten haben mich Freunde und Kollegen
schließlich dazu bewogen, zu kandidieren und nachdem ich mit anderen
Ortsfunktionären eine Mannschaft auf die Füße gestellt hatte, sah ich
mich dazu bereit. Unter anderem unterstützte mich Reinhold Ladurner, ein
einstiger Parteikollege meines Vaters, der schon mit ihm für die Union
im Gemeinderat gesessen hat. Jetzt bin ich einfach froh, mich für die
Menschen in meinem Dorf und deren Anliegen einsetzen und meine Meinung
frei äußern zu können, da ich als Mitglied einer Oppositionspartei
glücklicherweise keinem Gruppenzwang unterliege.

In der Presseaussendung zu der Kandidatur der Ortgruppe der Süd-Tiroler
Freiheit in Kastelbell- Tschars war von einer „heimatbewussten,
konsequenten Alternative“ die Rede. Was ist damit konkret gemeint?

Benjamin Pixner: Mit Alternative ist gemeint, dass wir dem Volk eine
weitere Liste geben wollten, damit mehrere Möglichkeiten zur Auswahl
stehen. Wir wollen bzw. ich werde sorgfältig arbeiten und bei
Beschlussanträgen der Mehrheitspartei besonders achtsam sein. Themen wie
die Topono mastik, die Landeshymne und die Zusammenarbeit zwischen den
Fraktionen werde ich konsequent verfolgen und natürlich auch
Traditionsvereine wie die Schützen, aber auch andere wie Sportverein
oder die Feuerwehr unterstützen. Damit wäre das Konsequente und Heimat
bewusste auch geklärt.

Du hast stets betont, ein Vertreter der Jugendlichen im Gemeinderat zu
sein, was auf Grund deines Alters auch mehr als verständlich ist. Was
möchtest du für deine Altersgenossen tun und vor allem, wo gibt es am
meisten Nachholbedarf?

Benjamin Pixner: Zur ersten Sitzung des neuen Gemeinderates, welche
kürzlich stattgefunden hat, habe ich einige Jugendliche eingeladen,
damit sie den Gemeinderäten und dem Bürgermeister zuhören und die
Abläufe im Gemeinderat verstehen können. Ich möchte den Jugendlichen die
Möglichkeit bieten, die Politik kennen zu lernen, sich ein Bild davon
zu machen, um sich dann eine eigene Meinung bilden zu können. Sie sollen
sehen, dass die Politik da ist, um Dinge weiterzubringen, Probleme zu
lösen und den Menschen zu helfen, auch wenn das vielfach nicht so
scheint. In meiner Gemeinde hat Jugendpolitik eigentlich keine gute
Startposition: Kastelbell ist eines jener Dörfer mit dem ältesten
Einwohnerdurchschnitt im Vinschgau. In den Dörfern und in der Gemeinde
findet wenig statt, was die Jugendlichen hier hält. Viele treiben sich
in Latsch, Naturns und anderen größeren Gemeinden herum. Jungen
Erwachsenen fällt es durch unzureichende Wohnbauförderung und mangelnden
Platz immer schwerer, im Dorfkern zu bleiben. Dennoch werde ich ver
suchen, die Jugendlichen mehr in die Geschehnisse hier mit einzubinden,
durch verschiedene Umfragen ihre Bedürfnisse  zu erheben und versuchen,
Möglichkeiten zu finden, um das Leben in Kastelbell-Tschars für sie
interessanter zu gestalten, damit auch Jugendliche aus anderen Dörfern 
in meine Gemeinde finden. Dazu braucht es mehr Projekte, Ak tionen, eine
bessere Zusammenarbeit mit bestimmten Institutionen und letztendlich
auch die Erneuerung des Dorfkerns. Es gibt noch viel zu tun und es ist
auch wichtig, dass sich im Jugendbereich etwas ändert, damit die Jugend,
unsere Zukunft, im Dorf bleiben und Wurzeln schlagen kann.

Wie stellst du dir die Zukunft in deiner Gemeinde und in Süd tirol vor?
Nehmen wir mal an, Südtirol erhält bzw. erkämpft sich tatsächlich das
Selbstbestimmungsrecht. Was würde sich dann deiner Meinung nach zum
Positiven ändern?

Benjamin Pixner: Positiv verändern würde sich sicher, was die
wirtschaftliche Stabilität unseres Landes anbelangt. Momentan ist sie
leider schwach auf den Beinen. Wir sind trotz Autonomie von Rom abhängig
und dies lässt uns die italienische Regierung mit jeder neuen, auch
noch so absurden Entscheidung, spüren. Das langfristige Ziel ist aber
nicht der Freistaat, sondern die Wiedervereinigung Tirols. Der Schutz
unserer Identität wäre dann vollends gegeben, und auch der Wohlstand in
unserem Land. Mit der jetzigen Verschuldung Italiens können wir nur
hoffen, dass es nie zu einer solch prekären Situation wie in
Griechenland kommt, denn Südtirol würde gleich mit hineingerissen wie
jede andere italienische Provinz auch. Wenn Italien tatsächlich pleite
geht, gibt es auch für uns kein Ausweichen und dies könnten wir auf
keinen Fall verantworten. Deshalb sehe ich keine Zukunft in diesem
Staate. Ich möchte mich als richtiger Tiroler fühlen und mich nicht
immer rechtfertigen, welchem Staat ich angehöre. Ich möchte, dass sich
Nord-, Süd- und Osttirol vereinen, die Wirtschaft zusammenarbeitet und
die Menschen sich wieder ihrer historischen Wurzeln erinnern. Der
Zusammenhalt unserer Bevölkerung kann verbessert werden, damit endlich
ein friedliches Zusammenleben aller Volksgruppen gewährleistet ist.

Die Bewegung „Süd-Tiroler Freiheit“ und die Schützen, bei denen du
selbst Mitglied bist, sehen sich immer wieder mit dem Vorwurf
konfrontiert, enge Kontakte zu neonazistischen Kreisen zu haben. Auf
was, denkst du, ist das zurückzuführen, ist was dran an dem Gerücht und
lassen sich das deine Bewegung und der Schützen verein in Zukunft noch
gefallen?

Benjamin Pixner: Die Partei und den Verein möchte ich klar voneinander
trennen. Die Schützen werden zu oft mit parteipolitischen Dingen
bedrängt, obwohl sie ein Traditionsverein sind, der Bräuche pflegt und
die Heimat und den Glauben schützt. „Die Süd-Tiroler Freiheit“ hingegen
ist ein politisches Bündnis auf Landesebene, das für Tradition einsteht,
aber gleichzeitig auch politische Anliegen vertritt. Meiner Meinung
nach werden die „Süd-Tiroler Freiheit“ und die Schützen oft durch
falsche oder teils rechtsradikale Mitglieder oder andere Parteien,
welche die Arbeit der Bewegung und des Vereins schlecht reden möchten,
ins rechts radikale Eck gedrängt. Dabei versuchen die beiden alles, um
Aufklärungsarbeit in diesem Bereich zu leisten. Zum Beispiel durch
Aktionen wie „Tirol patrioten sind keine Naziidioten“ oder Ähnliches.
Besonders der Schützenbund bemüht sich seit längerem darum, Jugendlichen
ihre Geschichte nahezubringen und bietet Aufklärungskurse an. Denn oft
wird sicher auch patriotischer Eifer mit neonazionalistischem
Gedankengut verwechselt. Es muss endlich kapiert werden, dass Hitler
Südtirol verraten und unsere Landsleute unter dem Faschismus sowie unter
dem Nazionalsozialismus nur gelitten haben und die Menschen nichts
Gutes in dieser Zeit hatten. Wenn es um so wichtige Themen geht, braucht
es einfach mehr Herz und Verstand und keine Gewalt, denn damit löst man
keine Konflikte, sondern man verschärft sie nur noch mehr.

Interview: Jasmin Mair (jam)

Quelle: http://www.dervinschger.it/artikel.phtml?id_artikel=14792

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