Ich wurde im Jahre 1955 auf den Namen Erwin getauft (altdeutscher Name mit einer bestimmten Bedeutung). Der italienische Staat hat daraus einen lächerlichen „Ervino“ gemacht. In den Siebzigerjahren konnte ich meinen alten Namen wiederbekommen. Dass ich dafür bezahlen musste, war nur eine weitere Erniedrigung. Wer einem Menschen seinen Namen nimmt, der demütigt ihn, der nimmt ihm
Heimat und Selbstverständnis. Wer einem Dorf/Land die Namen stiehlt,
der demütigt eine ganze Gemeinschaft, stiehlt ihr Heimat und Identität.
Der Diebstahl historisch gewachsenen Namen zum Zwecke der Kolonialisierung ist nicht nur ein Vergehen gegen die Menschen dort, sondern auch gegen die Kultur.
Es wäre höchst an der Zeit, dass sich Italien als alte Kulturnation von diesem faschistischen Verbrechen distanziert, sich entschuldigt und die alten Namen amtlich macht, so wie es im Aosta vorgemacht wurde. Alle gebildeten Italiener, das ganze politische Mitte- Links- Spektrum dieses Landes müssen sich fragen lassen, warum sie gegen diesen Kulturfrevel und dieses offensichtliche Unrecht nicht eindeutig Stellung beziehen, sondern es noch fadenscheinig rechtfertigen, ausbauen und verfestigen.
Erwin Astfäller, Göflan