Am Internetdienst „Google Street View“ scheiden sich in Süd-Tirol die Geister. Für die Einen eine Revolution in der virtuellen Erschließung der Welt, für die Anderen der Untergang der Privatsphäre. Verbraucherschutzzentrale, Abgeordnete und Gemeinderäte äußern Vorbehalte gegen den Dienst. Gewiss sind diese Stimmen anzuhören, doch bei genauerer Betrachtung erweisen sich die Bedenken zum großen Teil als unbegründet. Im Gegenteil: „Street View“ kann für die Tourismusdestination Süd-Tirol zu einem Wettbewerbsfaktor werden.
Eine virtuelle Fahrt durch die malerische Landschaft, mal kurz die
Umgebung des Ferienhotels abgefahren, den nahsten Supermarkt gesucht,
ein Rundgang durch die historischen Gassen unserer Dörfer…die virtuelle
Welt eröffnet Möglichkeiten, von denen die Tourismuspioniere wohl nie zu
träumen gewagt hätten. Die Welt im Laptop. Dass zwischen der Datenflut
auf der einen und Datenschutz auf der anderen Seite ein Spannungsfeld
besteht, ist nicht von der Hand zu weisen. Die Frage sei aber erlaubt,
inwieweit die Veröffentlichung der Fassade eines Hauses die Privatsphäre
verletzt. Niemand käme auf die Idee, einem Fotografen zu verbieten,
Straßen aufzunehmen. Reiseführer, Bildbände, überall findet man Fotos
von öffentlichen Städten und Wegen. Webcams stehen in ganz Süd-Tirol und
senden Livebilder ins Netz, und das seit Jahren. In den Telefonbüchern
sind unsere Namen, Adressen und Telefonnummern angeführt, seit
Jahrzehnten. Niemanden stört es. Menschen und Kennzeichen werden von
Street View unkenntlich gemacht und wer sein Haus wirklich nicht im Netz
finden möchte, kann dieses von Google ebenfalls verpixeln lassen. Auch
wenn den Internetgiganten Profitstreben und nicht das Allgemeinwohl
antreibt, so ist Street View die Landkarte des 21. Jahrhunderts, eine
Chance für den, der den Dienst zu nutzen weiß und auch bei uns bald
nicht mehr wegzudenken.
Stefan Zelger,
Hauptausschussmitglied und Gemeinderat der SÜD-TIROLER FREIHEIT in Tramin