Italien ist in der Krise. An sich beinhaltet diese Erkenntnis nichts Neues. Italien steht schon fast als Synonym für Krise. Also scheint dieser Satz so interessant wie der berühmte Sack Reis, der in China umfällt. Doch Italiens Probleme scheinen so tief und ernst wie selten zuvor. In keinem europäischen Land herrscht ein größerer Steuerdruck, die Schuldenlast ist erdrückend, die Justiz so überfordert wie sonst in afrikanischen Staaten, politische Instabilität an der Tagesordnung und an der Spitze ein Ministerpräsident, der mehr mit Staatsanwälten und minderjährigen Gespielinnen, als mit seinem Land beschäftigt ist. Und wir sind mittendrin statt nur dabei. Warum eigentlich?
Zahlen sprechen eine klare Sprache. Die
Weltbank attestiert den italienischen Unternehmern die höchste
Steuerbelastung aller europäischen Länder. Die Belastung aus staatlichen
und lokalen Abgaben sowie Sozialbeiträgen, die italienische Unternehmen
zahlen müssen, ist auf über 68,6 Prozent gewachsen. Der europäische
Durchschnitt liegt bei 44,2 Prozent. Außerdem muss jedes italienische
Unternehmen im Mittel 285 Stunden pro Jahr aufbringen, um seinen
Steuerpflichten nachzukommen, das sind 60 Stunden über dem europäischen
Durchschnitt. Die Staatsschulden belaufen sich mittlerweile auf 118,2 %
des BIP. Nur Griechenland steht in diesem Vergleich noch schlechter da.
Italiens Wirtschaft macht vielen Analysten Sorgen und auch unseren
Unternehmen immer mehr Probleme. Unsere Betriebe müssen die Zeche für
die italienische Misswirtschaft mit bezahlen. Reformen, um Italien
voranzubringen, sind nicht in Sicht. Die Regierung hätte über eine satte
Mehrheit verfügt, um diese anzugehen. Sie hat versagt. Nun wird es wohl
wiedermal zu vorgezogenen Neuwahlen kommen und eine neue, starke
Koalition, die das Ruder herumreißen kann, ist nicht in Sicht. Die
Titanic Italien navigiert in dieser großen Krise führungslos direkt auf
den Eisberg zu. Süd-Tirol mittendrin. Wollen wir wirklich warten bis die
Kapelle zum bitteren Ende aufspielt, oder endlich den Weg der
Selbstbestimmung gehen. Dass dieser Weg nicht einfach wird und ein
Prozess sein kann, der vielleicht Jahre dauert, ist mir klar. Dass es
zur Selbstbestimmung keine Alternative gibt, allerdings auch.
Stefan Zelger,
Hauptausschussmitglied
und Gemeinderat der SÜD-TIROLER FREIHEIT in Tramin