Das Leitungsmitglied der Bewegung SÜD-TIROLER FREIHEIT, Roland Lang, kritisiert dem Umstand, dass seit 50 Jahren am Brenner immer noch die Stromverbindung zwischen Nord- und Süd-Tirol getrennt ist. Gerade an diesem Beispiel zeigt sich, was die Europaregion Tirol wert ist.
Es war eine unverständliche Reaktion der Italiener vor fünfzig Jahren, einige Tage nach der Feuernacht die Stromleitung zwischen den Tiroler Landesteilen am Brennerpass zu kappen. Trotz gepriesener Europaregion, der Liberalisierung der Stromnetze und des geeinten Europas unterbricht der Brenner heute noch den europäischen Stromaustausch zwischen Österreich und Italien. Dabei wäre nach den Unfällen in den japanischen Atomkraftwerken eine Stromverbindung zwischen Staaten ohne Atomkraftwerke eine wichtige Absicherung der Energieversorgung beider Länder.
Vor fünfzig Jahren, als die Südtiroler in der Herz Jesu Nacht 1961 mit einer kraftvollen Demonstration des Tiroler Freiheitswillens die Welt auf ihre Unterdrückung aufmerksam machten, reagierte Italien unter anderem auch mit der Unterbrechung der Stromverbindung zwischen Österreich und Italien am Brenner. Seitdem stehen im nördlichen und im südlichen Tirol am Brenner in etwa 400 Meter Entfernung zwei Hochspannungsmasten ohne Verbindung, die in 50 Jahren nicht kürzer geworden sind, als sichtbares Zeichen einer andauernden Grenze.
Laut Tiwag AG wurde die mehr als 50 Jahre alte 110 kV Freileitung in der Zwischenzeit auf Nordtiroler Seite grundlegend saniert (Masten und Leiterseile), sodass eine sofortige Betriebsaufnahme mit 132 kV möglich wäre. Da die auf Südtiroler Seite durchzuführenden Maßnahmen noch nicht erfolgt sind, ist die Leitungsverbindung am Brenner immer noch unterbrochen. Für die Tiwag AG als Netzbetreiber würde die Leitungsverbindung eine zusätzliche Erhöhung der Versorgungssicherheit (vor allem im Wipptal) bringen.
Die Stromunterbrechung nach der Feuernacht ist genauso lächerlich wie die Umstellung der Stromspannung bei der Eisenbahn nach dem ersten Weltkrieg, in der kindlichen Absicht, einen schnellen Einmarsch Österreichs bzw. Deutschlands in Italien zu verhindern. Es bleibt abzuwarten, ob Rom imstande ist, endlich diese „historischen Anekdoten“ zu lösen. Die Energieversorgung in Krisenzeiten muss durch Stromverbindungen mit Nachbarstaaten abgesichert werden oder will Italien trotz der Ereignisse in Japan am Bau von Atomkraftwerken festhalten?
Roland Lang
Leitungsmitglied der SÜD-TIROLER FREIHEIT