Die ehemaligen Südtiroler Freiheitskämpfer der Fünfziger- und Sechzigerjahre haben mutig und erfolgreich gegen die Fortführung der faschistischen Entnationalisierungs- und Unterdrückungspolitik Roms nach 1945 angekämpft. Sie haben schwere Opfer gebracht im Gegensatz zu der Angepasstheit mancher Politiker. Einer Angepasstheit, die jetzt in der Diskussion um das faschistische Freilichtmuseum Südtirol wieder besonders peinlich zu Tage tritt.
Es sei in Erinnerung gerufen, dass der Kulturminister Bondi am 25.
Januar 2011 Folgendes an den Landeshauptmann Durnwalder geschrieben
hatte:
„Mit diesem Schreiben möchte ich Ihnen auch mitteilen, dass ich bereits
die Erlaubnis des zuständigen Ministers (Anmerkung: Finanzminister
Giulio Tremonti) erhalten habe, dass die faschistischen Relikte im
Stadtzentrum an andere Standorte, u. a. in museale Einrichtungen,
verlegt werden können, die geeigneter sind, ihren historischen Wert zu
unterstreichen. Im Besondern gilt das für das Piffrader-Relief, welches
am Finanzgebäude auf dem Bozner Gerichtsplatz angebracht ist. Die
Entfernung desselben kann auch von der Provinz durchgeführt werden.“
Durnwalder hätte also sofort handeln können. Ein Beschluss des Landtages
hätte genügt. Wäre er sich nicht sicher gewesen, ob die Bevölkerung
mehrheitlich das Mussolini-Relief weg haben will, so hätte er als
Demokrat ein Referendum in Südtirol ansetzen müssen.
Dass der Landeshauptmann aber, um einer eigenen Entscheidung und der
seiner Partei zu entgehen, sich dann hinter einer von ihm selbst
verfügten Jury verschanzt hat, die wiederum Vorschläge prämiiert, die
Rom möglichst nicht weh tun, ist politisches Kasperle-Theater. Dass der
Landeshauptmann in dieser Frage den Landtag als Südtiroler
Volksvertretung einfach ignoriert, ist ein demokratiepolitischer
Skandal.
Die von der „Tu Niemandem weh“-Kommission prämiierten Vorschläge sind
lächerlich. Was soll ein großer Meißel vor dem Mussolini-Denkmal, wenn
dieser nicht angesetzt werden darf?
Was soll ein Vorhang vor dem Schandmal? Soll er etwa weggezogen werden,
wenn die Alpini demnächst zu hunderttausenden wieder einmal ihre heilige
„Provincia di Bolzano italianissima“ erobern? Soll er dann nach der
Abreise der Gockelfederhüte wieder vorgezogen werden?
Das Piffrader-Schandmal gehört weg! Es gehört auch deswegen weg, weil es
für uns Tiroler beschämend und bedrückend ist. Es dokumentiert nämlich
die „Pfeffersack“-Gesinnung des Südtiroler Künstlers, der es geschaffen
hat und die ähnliche Gesinnung jener, die es trotz Abrisserlaubnis
weiter behalten möchten.
Für diese Art von Politik haben die Freiheitskämpfer nicht ihre Jugend in den italienischen Gefängnissen geopfert.
Roland Lang
Obmannstellvertreter des Südtiroler Heimatbundes