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Ehrenbürgerschaft für „Puschtra Buibm“ Josef Forer und Siegfried Steger

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Ehrenbürgerschaft für „Puschtra Buibm“ Josef Forer und Siegfried Steger

Bei der Gemeinderatssitzung am Mittwoch, den 08. Februar 2012, wird im Gemeinderat von Sand in Taufers über die Verleihung der Ehrenbürgerschaft an die zwei im Exile lebenden und aus Mühlen stammenden „Puschtra Buibm“ Josef Forer und Siegfried Steger abgestimmt. Der Antrag wurde vom Gemeinderat des Bündnisses Taufers 2010, Haymo Laner eingebracht, der diesen als schon längst überfällig ansieht.

Siegfried Steger und Josef Forer haben furchtlos, mutig und unbeugsam für die Heimat gekämpft. Sie haben stets mit bestem Wissen und Gewissen gehandelt, die Heimat stand für sie immer an erster Stelle, Eigennutz war ihnen ein Fremdwort. Aufgrund ihres Einsatzes dürfen sie bis heute ihre geliebte Heimat nicht mehr als freie Menschen betreten. Sie haben ihre Existenz, ihre Gesundheit und auch ihr Leben aufs Spiel gesetzt, damit wir Südtiroler wieder zu unserem Recht kommen, und die Jugend eine neue und positive Perspektive bekommen hat. Ihr Idealismus, ihr Durchhaltevermögen und ihre unglaubliche Willensstärke sind vorbildlich für eine gesamte nachkommende Generation, in der Werte und Wurzeln immer mehr an Wichtigkeit und Bedeutung zurückgewinnen.

Als Ehrenbürger ihrer Heimatgemeinde Sand in Taufers bekommen sie den Platz unter uns, den sie verdienen. Haymo Laner ist der Überzeugung: diese Ehranbietung wird ihr Heimweh zwar nicht mindern, jedoch wird sie es ermöglichen, nach langer Zeit der physischen Ferne wieder etwas mehr Nähe zu ihrer Heimatgemeinde zu vermitteln.

Anlage:
Beschlussantrag vom 19/12/2011
Antwortschreiben des Bürgermeisters vom 21/12/2011
Begründung der Ehrenbürgerschaft vom 31/12/2011

Parteienbündnis
TAUFERS 2010

An den
Bürgermeister der Marktgemeinde Sand in Taufers
Innerbichler Helmuth
Rathausstr. Nr 8
39032 Sand in Taufers

Gemeinderat
Haymo Laner
Peintenweg 14A
39032 Mühlen/Sand in Taufers

Mühlen in Taufers, den 19/12/2011

Beschlussantrag lt. Art. 13 der Geschäftsordnung
betreffend der Verleihung der Ehrenbürgerschaft der Marktgemeinde Sand in Taufers an Siegfried Steger und Josef Forer.

Vorausgeschickt,
*dass Siegfried Steger und Josef Forer aus der Gemeinde Sand in Taufers stammen, und sich
zusammen mit Heinrich Oberlechner (+2006 in Innsbruck) und Heinrich Oberleiter (aus Luttach) als
die sogenannten „Puschtra Buibm“ in den 1960er Jahren aktiv am Widerstandskampf gegen die
Italienisierungs- und Unterdrückungspolitik der Staatsmacht beteiligt haben,
*dass die angestammte Bevölkerung Südtirols zu jener Zeit kulturell und wirtschaftlich am Rande
des Abgrundes stand,
*dass es gelang; mit den Anschlägen auf staatliche Einrichtungen das Ausland auf das Unrecht in
Südtirol aufmerksam zu machen, und dass aufgrund des internationalen Druckes Italien die
Autonomie anerkennen und umsetzen musste,
*dass aufgrund der Autonomie das kulturelle Überleben der Deutschen und Ladinischen
Volksgruppe gesichert werden konnte,
*dass auch der wirtschaftliche Aufschwung in Südtirol das Ergebnis der Landesautonomie ist,
*dass infolge Siegfried Steger und Josef Forer seit dieser Zeit ihre Heimat nicht mehr als freie
Menschen betreten dürften,
beschließt der Gemeinderat der Marktgemeinde Sand in Taufers

anlässlich des Gedenkjahres „50 Jahre Feuernacht 1961 – 2011“ Siegfried Steger und Josef Forer als Dank und Anerkennung für ihren selbstlosen Einsatz für unser Land die Ehrenbürgerschaft der Marktgemeinde Sand in Taufers zu verleihen

Der Einbringer
Gemeinderat Haymo Laner


Begründung des Antrags um eine Ehrenbürgerschaft

der Gemeinde Sand in Taufers
für Siegfried Steger und Josef Forer

Siegfried Steger und Josef Forer aus Mühlen haben in den sechziger Jahren als mutige, engagierte Männer am Freiheitskampf für Südtirol teilgenommen. Sie waren nicht bereit, die beklemmende Situation in ihrer Heimat hinzunehmen, in der so vieles in genau derselben Art weiterging wie bereits unter dem Faschismus, wo die Rechte der einheimischen Bevölkerung mit Füßen getreten wurden. Mit großem Einsatz und Opferbereitschaft haben sie für das
Überleben und die Rechte unserer Volksgruppe und für die Rechte jedes Einzelnen von uns gekämpft. Sie haben stets im besten Wissen und Gewissen gehandelt, die Heimat stand für sie immer an erster Stelle, Eigennutz war ihnen ein Fremdwort. Aufgrund ihres Einsatzes dürfen sie ihre geliebte Heimat bis heute nicht als freie Menschen betreten, können nicht an Familienfeiern teilnehmen oder am Grab ihrer Eltern stehen, um um sie zu trauern. Dass sie
trotzdem den Bezug zu Südtirol und mehr noch zu ihrer Heimatgemeinde nicht verlieren, sollte uns allen ein Anliegen sein. Mit der Verleihung der Ehrenbürgerschaft der Gemeinde Sand in Taufers soll ihnen in gebührender Weise Dank und Anerkennung entgegengebracht werden.
Ende der 50er Jahre ist der Faschismus zwar offiziell vorbei, aber der Staat Italien versucht nach wie vor, die einheimische Bevölkerung zu majorisieren. Das, was in den zwanziger und dreißiger Jahren nicht gelungen ist, versucht das Nachkriegsitalien hemmungslos nachzuholen: Die Bevölkerungsstatistik zeigt, nach wie vor werden tausende von Italienern nach Südtirol verpflanzt,
um dort zur politischen Mehrheit beizutragen. Nachdem Minister Togni dem Bozner Bürgermeister in einem Telegramm lapidar mitgeteilt hat, dass in Bozen weitere 5.000 Neuwohnungen, natürlich für italienische Zuwanderer, neu entstehen sollten, demonstrierten auf Sigmundskron über 30.000 Menschen gegen diese Politik. Aber auch in vielen anderen Bereichen bleibt das 1. Autonomiestatut fast ein Hohn: Den Südtirolern ist der Zugang zu den öffentlichen Ämtern nach wie vor fast zur Gänze versperrt, in der Bozner Industriezone finden nach wie vor so gut wie keine Südtiroler Arbeit, von Zweisprachigkeit kann überhaupt keine Rede sein, und die Wohnungen des sozialen Wohnbaus werden nahezu zu 95 % nur an Italiener vergeben.
Als Jugendliche ohne Zukunftsperspektive haben sich Siegfried Steger und Josef Forer entschlossen, an diesem Freiheitskampf für Südtirol teilzunehmen, mit allen Konsequenzen. Sie haben sich für ihre Mitbürger und vor allem für die kommenden Generationen aufgeopfert.

Zu Herz-Jesu 1959 gelingt es den beiden einen etwa 11 x 9 m großen Adler auf die hohe Felswand hinter der Pfarrkirche in Mühlen zu malen, die beiden hissen die Tiroler Fahne an den Seilen einer Seilbahn obwohl dies damals streng verboten war. Sie müssen Gewaltandrohungen und psychischen
Einschüchterungsversuchen standhalten. Es gelang diesen jungen, idealistischen Menschen, durch ihren selbstlosen Einsatz, auf die ausweglose Situation einer ganzen jungen Generation weltweit aufmerksam zu machen.
Es gab damals EINIGE dieser „Pusterer Buibm“, damit gemeint sind jene, die bis heute unbekannt geblieben sind, obgleich auch sie selbstlos für ihre Heimat einstanden. Siegfried Steger, Josef Forer, Heinrich Oberlechner und Heinrich Oberleiter werden indes als „Puschtra Buibm“ bekannt aber auch von Italien verfolgt. Allen vier (bekannten) Puschtra Buibm gelingt es, sich nach der Feuernacht nach Österreich abzusetzen. Steger flieht am Morgen nach der Feuernacht, Sepp Forer einen Tag später. Sie verstecken sich drei Tage lang oberhalb Mühlen, bevor sie sich über die Zillertaler Alpen Richtung
Schwarzenstein – Weißenbach, Tratter Jöchl und Berliner Hütte nach Österreich absetzen können, ohne auch nur ein einziges Mal eine Straße zu überqueren.
So erreichen die Pusterer Buabm, zunächst erleichtert, die rettende Grenze, jedoch die Ernüchterung folgt mit dem Alltag in Nordtirol. Denn auch hier erwartet sie alles andere als ein ruhiges oder „normales“ Leben.
Sie haben in Österreich nämlich mit größten Schwierigkeiten zu kämpfen, denn durch die verschärfte politische Situation und durch das gezielte italienische Kalkül werden sie nun auch in Nordtirol Gesuchte und Verfolgte. Dennoch, sie geben nicht auf, auch wenn Heimweh quält und Arbeit nicht leicht zu finden ist, ohne gültige Papiere.
Nach einiger Zeit des Auf und Abs finden sie in Österreich und später in Bayern auch gute Freunde, Menschen, die es gut mit ihnen meinen und die ihnen helfen. Nur das Heimweh nach ihrem geliebten Ahrntal, das werden sie nie los.
In den Sommermonaten kehren die Puschtra Buibm immer wieder heimlich nach Südtirol zurück, um den Freiheitskampf gemäß ihren Idealen fortzuführen. Es ist ein bitterer Machtkampf, bei dem es für die Polizei mehr darum ging, durch ihre brutale Methoden Autorität und Präsenz zu demonstrieren, während die Freiheitskämpfer keinerlei realistische Chancen hatten sich je in diesem
Machtkampf zu behaupten.
Im 1. Mailänder Prozess sind sowohl Siegfried Steger als auch Sepp Forer wie 85 weitere Südtiroler, sechs Österreicher und 1 Deutscher angeklagt – Steger und Forer wie etliche andere auch in Abwesenheit. Alle vier „Puschtra Buibm“ werden in zweiter Instanz zu 25 Jahren und 4 Monaten Haft verurteilt. Beim 4. Südtirolprozess in Bologna werden sie in 2. Instanz neuerlich zu 2 x lebenslang, 9 Jahre und 2 Monaten Haft verurteilt.
Schließlich wird – im Jahr 1969 – das Paket abgeschlossen. Die 2 Mitstreiter sehen ihre persönliche Aufgabe erfüllt. Es gelingt ihnen in den 70er Jahren, ein geordnetes Familienleben mit eigener Wohnung und einem regulären Arbeitsplatz aufzubauen.
Fazit:
Siegfried Steger und Josef Forer haben furchtlos, mutig und unbeugsam dafür gekämpft, dass unsere Heimat wieder zu ihrem Recht kommt und die Jugend eine neue, positive Perspektive. Ihr Idealismus, ihr Durchhaltevermögen und ihre unglaubliche Willensstärke sind vorbildlich für eine gesamte Generation und besonders für uns als ihre nachkommenden Gemeindemitglieder. Ihr
Verdienst an unserer Gemeinde und am gesamten Land Südtirol ist nicht in Worte zu fassen, kann aber nur so umschrieben werden, als dass solche Stärke zu zeigen, ein derartiges Rückgrat zu haben, sich nie den Mund verbieten zu lassen, nie aufzuhören auf das Recht zu pochen und immer für
Gerechtigkeit einzustehen, als dass genau diese ihre unantastbaren Prinzipien heute wie damals vorbildlicher nicht sein können. Da es letztlich genau wir sind, die wir von ihrem Einsatz für unsere Heimat profitieren, sollten wir dies anerkennend mit ihnen teilen, indem wir sie wieder in unsere Gesellschaft, in unsere Gemeinde mit aufnehmen. Als unsere Ehrenbürger bekommen sie den Platz unter uns, den sie sich schon lange verdient haben und der ihr Heimweh vielleicht nicht mindert, jedoch nach langer Zeit der Ferne wieder etwas mehr Nähe zu vermitteln vermag.
Wir als Heimatgemeinde von Siegfried Steger und Josef Forer möchten durch die Verleihung der Ehrenbürgerschaft unserem Dank und unserer Anerkennung für ihren selbstlosen Einsatz für unsere Heimat Ausdruck verleihen.

Der Einbringer
Gemeinderat Haymo Laner

Ehrenbürgerschaft – Schreiben an Taufers 2010

Dr. Hansjörg Putzer
0474/677533
sekretariat@sandintaufers.eu
21.12.2011

Herrn
Haymo Laner
Liste Taufers 2010
Peintenweg 14/A
39032 Sand in Taufers

Beschlussantrag laut Artikel 13 der Geschäftsordnung – Verleihung der
Ehrenbürgerschaft der Marktgemeinde Sand in Taufers an Siegfried Steger und Josef Forer

Sehr geehrtes Ratsmitglied,

der von Ihnen vorgelegte Beschlussantrag, betreffend die Verleihung der Ehrenbürgerschaft der Marktgemeinde Sand in Taufers an Siegfried Steger und Josef Forer ist im Sekretariat der Gemeinde Sand in Taufers am 20.12.2011 unter Protokollnummer 0017778 eingelangt und zum Zeichen des Eingangs bestätigt worden.
Die geltende Gemeindesatzung regelt im Artikel 12, Ziffer 1, Buchstabe c) die Obliegenheiten des Gemeinderates und zwar:

Omissis

c) Ehrungen und im Besonderen die Verleihung der Ehrenbürgerschaft

Es steht daher dem Gemeinderat zu, über die Verleihung der Ehrenbürgerschaft zu befinden. Eine Ehrenbürgerschaft kann Personen verliehen werden, welche für ganz besondere Verdienste auf politischem, wissenschaftlichem, kulturellem, sozialem, sportlichem und wirtschaftlichem Gebiet sich für die Heimatgemeinde Anerkennung verdient haben. Zu bedeutendsten Aufgaben des Gemeinderates gehören dazu sicherlich die Verleihung von Auszeichnungen und Ehrungen, die Würdigung von Persönlichkeiten, die sich im Laufe ihres Lebens und dank ihres überzeugten und unermüdlichen Einsatzes für die Heimat hohe Verdienste erworben und im Dienste und zum Wohle der Mitmenschen Bleibendes
geschaffen haben.
Ich ersuche Sie daher der Gemeindeverwaltung von Sand in Taufers die Verdienste, welche die Herren Siegfried Steger und Josef Forer für die Marktgemeinde Sand in Taufers auf den obigen Gebieten geleistet haben, in schriftlicher Form zu unterbreiten. Die Beschreibung muss in detaillierter Form abgefasst sein und mit einem breiten Hintergrundwissen belegt werden.

Mit freundlichen Grüßen
Der Bürgermeister
Helmuth Innerbichler

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