„Sollte es Misshandlungen im Gefängnis von Bozen gegeben haben, so müssen sie aufgeklärt und geahndet werden, denn was in den sechziger Jahren durch Ordnungskräfte an wehrlosen Menschen verschuldet wurde, darf sich niemals wiederholen!“ stellt das Leitungsmitglied Roland Lang von der SÜD-TIROLER FREIHEIT unmissverständlich fest. Es ist zu begrüßen, dass die Staatsanwaltschaft in Bozen zu den Vorgängen um die Revolte im Kerker Ermittlungen eingeleitet hat, denn auch ein Häftling, egal welcher Hautfarbe bzw. Volkszugehörigkeit bleibt auch im Kerker zuallererst ein Mensch.
Tatsache ist, dass das Gefängnis in der Landeshauptstadt überfüllt ist
und dadurch viel zu viele Menschen auf engstem Raum zusammengepfercht
sind. Trotzdem sind die Aussagen von Gefängniswärtern, dass der Häftling
über die Stiege gefallen sei, sich mit anderen Häftlingen geprügelt
hätte oder sich sogar selbst die Verletzungen zugefügt habe, genauestens
zu überprüfen. Denn auch beim Carabinieriprozess in Trient 1963, bei
dem es um die Misshandlung der Südtiroler Häftlinge ging, wurden die
selben Behauptungen aufgestellt.
So schrieb damals (1963) die vielgelesene Wochenzeitung die Zeit:
„Die angeklagten Carabinieri stritten beim Prozess in Trient, der im In-
und Ausland großes Interesse erregte, einfach alles ab. Ihre Ankläger
aber, die mit Ketten gefesselt waren, schilderten unmenschliche
Misshandlungen, die sie in den Polizeikasernen hatten erdulden müssen.
Ein Carabiniere habe dabei geschrien: „Diese Rasse sollte kastriert und
ausgerottet werden!" Und der stellvertretende Staatsanwalt Dr. Castelano
habe zum Carabinieri Hauptmann Marzollo gesagt: „Dieser Häftling bleibt
Ihnen zur Verfügung!" (Wobei nicht näher ausgeführt zu werden braucht,
zu welchem Zwecke er „zur Verfügung blieb")“
Es bleibt abzuwarten, ob es knapp 50 Jahre nach dem Prozess von Trient
wegen Folterungen an wehrlosen Häftlingen, der mit Amnestie und
Belobigungen der Folterer endete, es bei den jüngsten Vorgängen im
Kerker von Bozen zu einem Ergebnis kommt.
Roland Lang, bereits seit längerem an Häftlingsproblemen
interessiert, testet die nachgebaute "Gefängniszellezelle" der Caritas
Roland Lang
Leitungsmitglied der SÜD-TIROLER FREIHEIT