Immer wieder werden der Bewegung SÜD-TIROLER FREIHEIT Fälle über die Verletzung von Zweisprachigkeitsbestimmungen in Süd-Tirol mitgeteilt, die zum Teil zur Anzeige gebracht, zum anderen Teil an die zuständigen Behördern mit der Bitte um Stellungsnahme weitergeleitet werden. Leider ist in letzter Zeit wieder eine Zunahme der Fälle festgestellt worden. Gerade deshalb will nun die SÜD-TIROLER FREIHEIT im Einverständnis mit den Betroffenen einige besondere Fälle veröffentlichen. In der Folge ein Schreiben eines jungen Bozner Studenten:
"Anfang des Jahres habe ich von einer vorteilhaften Anlage bei der Post
gehört (4% Zinsen). Auf dem Postamt in Eppan war man zwar der deutschen
Sprache mächtig, allerdings aber nicht sehr entgegenkommend. Und das
obwohl die Post sowieso nur vormittags geöffnet hat.
Der Schalterangestellte schien sich mit dem Bankprodukt nicht sonderlich
gut auszukennen, er beantwortete meine Fragen bzgl. der Anlage ständig
mit "Das ist sehr kompliziert, das muss man genau nachlesen. Das ist
etwas sehr kompliziertes". Als ich nochmals nachfragte, wie genau ich
nun von dieser Anlage profitieren kann und was ich zu tun hätte kam
nochmals die Antwort: "Das ist kompliziert! Das kannst du im Internet
nachlesen! Dort ist das beschrieben, denn das ist nicht ganz einfach".
Daraufhin stellte ich eine Frage, deren Antwort ich bereits kannte, aber
die mangelhafte Beratung machte dies notwendig: "Steht das dort auch
auf Deutsch?" fragte ich ihn. Natürlich verneinte er.
Zu Hause half mir die Internetseite der italienischen Post nicht viel
weiter. Nicht nur dass sie äußerst unübersichtlich und kompliziert
aufgebaut ist (im Vergleich zur deutschen oder österreichischen Post),
aus den vielen Anlagemöglichkeiten konnte ich das von mir gewollte nicht
herausfinden. Selbst ein Wörterbuch hätte wenig geholfen, die
Formulierung ist einfach zu kompliziert…
Daraufhin habe ich über das Kontaktformular im Internet eine Beschwerde
an die italienische Post eingereicht: Ich habe mitgeteilt, dass wenn
schon im Internet die Informationen nur einsprachig sind, dann
wenigstens das Personal kompetent genug sein sollte mich zu beraten!
Meine Anfrage habe ich auf Deutsch eingereicht, in der ersten Zeile habe
ich die Post (auf Italienisch) darüber informiert, dass ich von meinem
Recht, meine Muttersprache zu verwenden, Gebrauch mache und mein
Anliegen deshalb in Deutsch verfasse. Die Antwort der Postbank war
folgende:Dear sirs, with regards to your request concerning Reclamo BancoPosta
sent us on 29/01/2012, please you should contact us in English.Best Regards,
Poste ItalianeDie Antwort zeigt es ganz deutlich: Die Post ist weder der deutschen,
noch der englischen Sprache mächtig. Ein Online-Übersetzer hätte beim
Verstehen meiner deutschen Anfrage und beim Verfassen der englischen
Antwort mehr bewirkt (wenn man schon nicht im Stande ist mein Anliegen
an einen deutschsprachigen Beamten in Südtirol weiterzuleiten).
Da die Post nicht sonderlich um ihre Kunden bemüht zu sein scheint, habe
ich mich nun für eine (etwas weniger vorteilhaftere) Anlage bei meiner
(Südtiroler) Hausbank entschieden: dort stimmen zumindest Beratung,
Öffnungszeiten, Deutschsprachigkeit und Informationsmaterial.
Aber es gibt auch Gutes zu bekunden: So bietet die italienische Telecom
ihren Kunden (zwar nicht ganz freiwillig) nun Kundendienst in deutscher
Sprache. Ein Anruf beim Call-Center 187 und die Aufforderung nach einem
"operatore tedesco" wird ohne Probleme befolgt. Das Call-Center für alle
Südtiroler Anfragen befindet sich nämlich in Bozen. Obwohl die
Mitarbeiter nicht das beste Deutsch sprechen (die Verwaltungsabteilung
wurde mit Handelsbüro bezeichnet) waren die Gespräche stets durchgehend
auf Deutsch (ohne ein einziges italienisches Fachwort).
Bzgl. Zweisprachigkeit gibt es noch weitere Missstände zu bekunden, z.B.
im Öffentlichen Verkehr. Die Fahrkartenautomaten des Südtiroler
Verkehrsverbundes besitzen zwar die Möglichkeit die möglichen
Operationen (z.B. Wertkarte kaufen, Zugticket kaufen…) auf Deutsch
durchzuführen, aber anscheinend hat man es im eigenen Land nicht so mit
der korrektem Deutsch bzw. Korrekturlesen. Dass statt 2. Klasse immer
noch 2^classe bzw. 2^ Klasse steht ist das kleinste Übel. Den
deutschprachigen Südtirolern wird ein Biglietto urbano giornaliero
angeboten und auch die Abfahrtsbahnhöfe sind zweisprachig angegeben…
Für einen deutschsprachigen Südtiroler würde ich mit den rein
einsprachigen, deutschsprachigen Ortsnamen auch zurechtkommen.Aber zumindest kennt man bei der SAD jetzt das Wörterbuch. In den
SAD-Zügen hängen nämlich Sicherheitshinweise auf Italienisch, Deutsch
und Englisch (in dieser Reihenfolge). Der "Avviso ai passeggeri" wird
allerdings wortwörlich übersetzt: "Anzeige an die Fahrgäste". Selbst der
Google Translator spuckt "Hinweis für Passagiere" aus. Selbst die
MediaWorld Bozen Prospekte sind in einem einwandfreieren Deutsch
geschrieben, bzw. besitzen nicht solch grobe Übersetzungsfehler. Ich
werde nie verstehen, warum man nicht im Stande ist solche Texte vor der
Veröffentlichung kontrollieren zu lassen?!
Während die Dekadenz der deutschen Sprache in Deutschland im Denglischen
sichtbar wird, zeichnet sie sich bei uns als ein "Krautdeitsch" ab."