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Alpini und der lange Schatten der Vergangenheit

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Alpini und der lange Schatten der Vergangenheit

Viel wurde schon gesagt und geschrieben zum kommenden Alpinitreffen. Für die Einen ist es eine Zusammenkunft von alten Kameraden, die über vergangene Tage philosophieren möchten; für die Anderen eine Provokation ausgerechnet in dem Land, gegen das ihre Vorfahren einst Krieg führten. Sicher haben jene Alpini, die demnächst Bozen bevölkern werden, nichts mit den Geschehnissen im Ersten Weltkrieg oder mit den Kriegsverbrechen in Abessinien und Russland zu tun. Sie tragen keine Schuld, aber sie tragen die Verantwortung der Aufarbeitung und Erinnerung, der sie in keiner Weise gerecht werden. Im Gegenteil!

Am 3. Oktober 1935 brach Mussolini den Kolonialkrieg gegen das damals
noch freie Abessinien vom Zaun. Mord, Vergewaltigung und als grausiger
Höhepunkt der breite Einsatz von Giftgas gegen ein ganzes Volk
kennzeichneten Italiens streben nach alter Glorie. Mittendrin die
Alpini. John Melly, Leiter des Britischen Roten Kreuzes im Kriegsgebiet,
notierte: „Das ist kein Krieg, es ist auch kein Blutbad, es ist eine
Folterung von Zehntausenden wehrlosen Männern, Frauen und Kindern mit
Bomben und Giftgas“.

Und wie gehen die Alpini gegenwärtig damit um? Nie kam ihnen ein Wort
des Bedauerns über die Lippen. Keine Wiedergutmachung. Im Gegenteil.
Regelmäßig wird vor dem Völkermorddenkmal in Bruneck, auch von
hochrangigen Alpinioffizieren, den Verbrechern, nicht den Opfern
gedacht. Ein beispielloser Vorgang, im Herzen Europas im 21.
Jahrhundert.

Gleiches gilt für Süd-Tirol, dessen Schicksal gewiss nicht mit jenem
Abessiniens vergleichbar ist. Aber auch hierzulande treten die Alpini
noch immer mit faschistischen Symbolen auf, welche Synonym für das
dunkelste Kapitel unserer Heimat stehen. Auch in Süd-Tirol fiel nie ein
Wort der Entschuldigung, noch wurden Restitutionen geleistet.

Solange die Alpini nicht die Verantwortung für die Taten ihrer
Organisation übernehmen, solange sie nicht ihre Vergangenheit
aufarbeiten, solange sie in Bruneck dem Ungeist des Faschismus huldigen,
solange werden sie in Süd-Tirol ungebetene Gäste sein und bleiben.

 
Stefan Zelger,
Hauptausschussmitglied und Gemeinderat der SÜD-TIROLER FREIHEIT in Tramin

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Bozen/Alpini: Italienische Fahnen wurden widerrechtlich angebracht – Hohe Strafen
Deine Fotos vom Freiheitsmarsch auf www.suedtiroler-freiheit.com

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