Richard Theiner muss ein großer Fan von Dan Brown sein. Anders lässt sich kaum erklären, dass der Obmann der SVP den Schützenbund als Vorfeldorganisation der SÜD-TIROLER FREIHEIT vermutet. Es bedarf schon einiger verschwörerischer Phantasie, um in Eva Klotz oder Sven Knoll die konspirativen Dirigenten im Hintergrund des SSB zu orten. Die Schützen sind politisch, und das ist auch gut so. Sie stehen aber über den Parteien, und das ist noch besser. Dabei ist es umgekehrt gerade die SVP, die mit Verbänden wie dem Bauernbund wirkliche Vorfeldorganisationen unterhält. Scheinheiliger geht’s nimmer!

Weder von den Medien, noch vom Parteiobmann war Kritik zu hören, als der ehemalige oberste Feuerwehrmann Süd-Tirols, Rudi Hofer, 2008 in Uniform und in seiner Funktion als Feuerwehrpräsident (!) für Durnwalder und die SVP Wahlwerbung betrieb.

Noch eklatanter sieht die Sache beim Bauernbund aus, dem Ableger der SVP schlechthin. Wer zu Wahlkampfzeiten die Zentrale des Bauernbundes betritt, wähnt sich beinahe in der Brennerstraße. Wer Bauer ist, aber leider das falsche Parteibuch trägt, wird meist nicht unterstützt. SBB und SVP stehen fast als Synonyme füreinander. Das zeigt auch der Karriereverlauf vieler Landtagsabgeordneter und Landesräte. Nicht umsonst wünschte sich Bauernbundobmann Leo Tiefenthaler kürzlich einen Landeshauptmann „mit Stallgeruch“.

Ähnlich, wenngleich zum Glück weniger deutlich, stellt sich auch die Situation beim Handwerkerverband dar. Der ehemalige Präsident Walter Pichler scheiterte auch daran, dass er den LVH von der großen Partei unabhängiger machen wollte. Die Rolle von Hanspeter Munter erklärt sich in dieser Angelegenheit von selbst.

Für Theiner war es auch kein Problem, als HDS-Direktor Dieter Steger für die SVP in den Landtag einzog. Diese Liste ließe sich noch lange weiterführen. Gleichzeitig werden viele dieser Verbände mit Millionenbeiträgen subventioniert. Warum sorgt sich der Parteiobmann bei diesen Vereinigungen nicht um die Überparteilichkeit?

Der Schützenbund ist einer der wenigen Verbände, der nicht am Gängelband der SVP und des Systems Süd-Tirol hängt. Da dies den Parteiobmann und einige Medienvertreter stört, wird nun ein Nahverhältnis zur SÜD-TIROLER FREIHEIT unterstellt. Dass sich so viele Schützen und Marketenderinnen von der SVP abwenden, liegt aber nicht an den agitatorischen Fähigkeiten von Eva Klotz oder Sven Knoll, sondern an der katastrophalen Volkstumspolitik der SVP.

Stefan Zelger

Hauptausschussmitglied und Gemeinderat der SÜD-TIROLER FREIHEIT in Tramin