Der Grüne Landtagsabgeordnete Hans Heiss billigt in der Tageszeitung "Alto Adige" vom 10. Mai 2012, den Alpini einen "inklusiven Nationalismus" zu, der alle mit einschließt und deshalb dem, immer laut Heiss "integrationsfeindlichen" Patriotismus der Schützen entgegenstehe. Es erübrigt sich die Frage, wem Professor Heiss seine Sympathien schenkt, natürlich gehört sein Herz ganz den italienischen Alpini und deren integrationswilligem Nationalstolz, den sich Heiss zu Eigen macht.
Ob der Herr Professor dabei nicht ein wenig übers Ziel hinausschießt? Denn Nationalismus ist per definitionem "inklusiv", d.h. er schließt jene mit ein, die zur selben Sprach- und Kulturgemeinschaft gehören ebenso wie jene Menschen, die man in diese Sprach- und Kulturgemeinschaft hineinzwingen möchte. Genau das hat der italienische Nationalismus in seiner ersten Phase in den 1920er Jahren gemacht: "inkludiert", also einbezogen in die italienische Nation, sollten die Tiroler südlich des Brenners werden.
Die Abschaffung der deutschen Schulen des Unterlandes bereits vor der Machtergreifung des Faschismus, der Zwang für deutsche Südtiroler mit italienisch klingenden Nachnamen, ihre Kinder in die italienische Schule zu schicken, all das ist "inklusiver Nationalismus".
Es ist ein Kennzeichen jeder nationalistischen Bewegung, einen Anspruch auf jene Menschen geltend zu machen, die man der eigenen Nation zurechnet, ob diese es nun wollen oder nicht. Der Begriff des "deutschsprachigen Italieners" fällt genau in diese Kategorie. Ebenso die seit den 1990er Jahren überstrapazierte Bezeichnung "Deutschsprachige" für die deutsche Volksgruppe – während Ladiner und Italiener nicht nur auf ihre Muttersprache reduziert, sondern ohne Scheuklappen in ihrer ethnischen Identität Ernst genommen werden.
Hans Heiss weiß dies sehr genau – es ist bedauerlich, dass er es verschweigt und die Aggressivität schön redet, die gerade in diesem "inklusiven Nationalismus" steckt: wer sich nicht umarmen lassen will, wird erdrückt.
Dagegen stellt der von Heiss so negativ bewertete "integrationsfeindliche" Patriotismus etwas ganz anderes dar: nämlich den Verzicht auf jene Aggressivität, die den Nationalismus kennzeichnet. Es ist eine Haltung, die sowohl die eigenen Wurzeln, als auch die der anderen achtet. Die Schützen wollen und brauchen niemanden zu "inkludieren", sie achten die Italiener in ihrer Identität ebenso wie andere Völker. Aber sie wollen auch die eigenen Wurzeln bewahren – tatsächlich hat das nichts mit "inklusivem Nationalismus" zu tun, wie Heiss richtig erkennt. Aber sehr viel mit der Achtung vor sich selbst und vor anderen!
Der Patriotismus der Schützen kann gar nicht anders sein, denn die Schützen erheben keinen Anspruch auf fremde Gebiete und wollen auch niemanden mit Umarmungen oder Zwang dazu bringen, sich als Tiroler zu fühlen.
Ein Nationalstaat wie Italien hingegen, der seit seiner Gründung kein Verständnis für Minderheiten aufbrachte, wird immer danach trachten, die Staatsbürger zu "integrieren". Ob nun mit den Brachialmethoden des Faschismus oder der schleichenden Assimilierung der Nachkriegsjahrzehnte – die Tendenz ist immer vorhanden und hat sich auch nicht geändert. Wenn nun die Alpini mit viel Gesang und Tricolore durch Bozen zogen, dann taten sie das sicher nicht in erster Linie, um den von Hans Heiss so gewünschten "inklusiven Nationalismus" bewusst zu propagieren, sondern weil sie sich einfach bei ihrem Aufmarsch vergnügen wollen.
Die weltanschaulich-ideologische Deutung der "Adunata" hingegen besorgen andere, denen die Alpini wohl nur einen willkommenen Aufhänger bieten, deren Absichten kann und soll man als Südtiroler sehr wohl kritisch hinterfragen.
Lorenz Puff
Hauptausschussmitglied der Süd-Tiroler Freiheit