Giorgos Katidis, seines Zeichen Fußballer in Diensten des AEK Athen, „feierte“ dieses Wochenende sein Tor in einem Ligaspiel mit dem Hitlergruß. Darauf folgten eine Welle der Empörung in Griechenland und ein lebenslanger Ausschluss des Spielers aus der Nationalmannschaft. Konsequenzen des Ligaverbandes wurden ebenfalls angekündigt. Vor einigen Jahren erlebte Italien einen ähnlichen Fall, als sich Lazio Roms Kapitän Paolo Di Canio wiederholt mit „Römischen Gruß“ in die Kurve stellte. Die Reaktionen hierbei zeigten, wie sehr Italiens politische Kultur noch immer vom Faschismus vergiftet ist. Di Canio wurde nur ein Spiel gesperrt und bekam noch dazu zahlreiche Solidaritätsbekundungen von höchster politischer Ebene.
Rassistische Umtriebe in Italiens Sportarenen sind leider nichts Seltenes, was sich von den niedersten Ligen bis in die Serie A immer wieder zeigt. Gewiss gibt es fast überall Idioten, die Spieler schwarzer Hautfarbe mit Affenlauten beleidigen oder antisemitische und rassistische Parolen verbreiten. Die Frage ist aber, wie das jeweilige Land damit umgeht. Italien liefert(e) hier nicht nur mit dem Fall Di Canio ein Negativbeispiel. Die Rufe aus den Stadien spiegeln in primitiver und vulgärer Form ein latentes und niemals aufgearbeitetes Problem Italiens wider.
Der Faschismus ist längst keine Randerscheinung mehr, sondern in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Mussolinis Grab in Predappio ist eine Pilgerstätte für
Rechtsextremisten; mit Nazidevotionalien lässt sich prima und noch dazu legal Geld verdienen; rechtsextremistische Parteien werden in Wahlbündnisse geholt; Übergriffe auf Einwanderer und Obdachlose häufen sich; die Liste ließe sich fortführen. Hinzu kommen Politiker wie Berlusconi, die mit dem rechtsextremen Rand keinerlei Berührungsängste haben und diese Elemente dadurch salonfähig machen. Der Faschismus wird von weiten Teilen der Bevölkerung nicht mit Gewalt und Ungerechtigkeit, sondern mit Ordnung und Stabilität assoziiert. Eine Aufarbeitung der Geschichte, so schwierig sie auch sein mag, hat nie stattgefunden.
Gäbe es ein Rating für politische Kultur, Italien wäre längst auf Ramschniveau. Süd-Tirol sollte diesem Staat endlich die rote Karte zeigen…
Stefan Zelger,
Hauptausschussmitglied und Gemeinderat der SÜD-TIROLER FREIHEIT in Tramin