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Geschichte trifft Gegenwart: 90 Jahre faschistische Ortsnamengebung in Süd-Tirol

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Geschichte trifft Gegenwart: 90 Jahre faschistische Ortsnamengebung in Süd-Tirol

Der Sprachwissenschaftler und ehemalige Landestoponomast, Cristian Kollmann, erinnert daran, dass es heute, den 29. März, auf den Tag genau 90 Jahre her ist, dass das erste von drei faschistischen Ortsnamendekreten in Kraft trat. Mit den Dekreten wurden insgesamt über 8000, überwiegend von Ettore Tolomei konstruierte Ortsnamen für das Gebiet der Provinz Bozen eingeführt, und der amtliche Gebrauch der deutschen und ladinischen Namen wurde verboten.

Sehr bezeichnend für die Südtiroler Landesregierung ist, so Kollmann, ist, dass auch jüngst immer noch keine Bemühungen unternommen worden
seien, sich auf einen wissenschaftlich fundierten und faschistisch unbelasteten Diskurs einzulassen und die Dekrete abzuschaffen.

Die faschistische Vergangenheit Südtirols reiche somit ohne Zäsur in die Gegenwart herein und habe sich schon längst in den Köpfen zahlreicher Politiker verfestigt. Seit Jahren versuchten die italienischen Parteien, die Verdi-Grünen-Vërc sowie die Südtiroler Volkspartei, Tolomeis Kulturverbrechen jedoch als „Kulturgut“ hochzustilisieren und als friedenserhaltende Maßnahme zu relativieren. Eine derartige Argumentation höre sich so an, als ob sie von Tolomei persönlich bestellt worden wäre und sollte anlässlich dieses beschämenden Jubiläums endlich vermehrt zum ernsthaften Nachdenken anregen, so Kollmann.

Cristian Kollmann

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