Beim “Festival di Terra Insubre” in Varese hat die Landtagsabgeordnete Eva Klotz die italienische Version der von ihr verfassten Biographie ihres Vaters Jörg Klotz vorgestellt. Das Buch und das darin zum Ausdruck gebrachte Verlangen nach Unabhängigkeit stieß in Varese auf außerordentlich großes Interesse.
“Insubria” ist der historische Name eines in der Antike vom Volksstamm der Insubrer bewohnten Gebietes in Norditalien, das heute noch dieses historische Bewusstsein bewahrt hat und in einem eigenen Dialekt zum Ausdruck bringt. Im Jahr 1995 haben die Provinzen Varese, Como, Verbano-Cusio-Ossola und Novara sowie der Schweizer Kanton Tessin die Europaregion “Regio Insubrica” gebildet, die durch diesen gemeinsamen Dialekt gekennzeichnet ist.
Über die Buchvorstellung in Varese hat die Internetzeitung “InInsubria “ folgenden Beitrag veröffentlicht:
“Freiheit für die eigene Heimat, Selbstbestimmung für das Volk, Ende der Unterdrückung durch einen fremden Staat, der jahrhundertealte Traditionen zerstören und sogar die Verwendung der deutschen Muttersprache verbieten wollte – mit diesen Worten fasst Eva Klotz die Beweggründe ihres Vaters zusammen, die ihn dazu gebracht haben, im Süd-Tiroler Freiheitskampf der 60er- und 70er-Jahre auf seine Familie zu verzichten und einen Unabhängigkeitskrieg gegen den italienischen Staat zu führen, wobei sein einen bewaffneter Kampf nicht gegen Menschenleben gerichtet war.
Über dieses Thema wurde am Sonntag zur Eröffnung des zweiten Tages des “Festival dell’Insubria” gesprochen. Der Vormittag war der Vorstellung des Buches “Georg Klotz, una vita per l’unità del Tirolo” gewidmet, zu der die Autorin Eva Klotz, der Übersetzer Prof. Nerio De Carlo, Andrea Mascetti von Terra Insubre und als Moderator Andrea Mentasti, Direktor von InInsubria, gekommen waren.
Die starke Beteiligung zeigte, dass das Echo der Taten von Georg Klotz noch nicht verhallt ist und sie weiterhin interessieren, obwohl das Thema lange Zeit totgeschwiegen wurde und auch heute noch vielen Menschen unangenehm ist.
Jenseits aller Polemiken geht aus dem Buch und aus den Erzählungen von Eva Klotz hervor, dass ihr Vater Georg, Dorfschmied und Bergbewohner, einen Traum, ein Ideal hatte: Mit allen seinen Kräften für die Wiedervereinigung Tirols und damit für die Wiederangliederung seiner Heimat, die am Ende des Ersten Weltkrieges Italien zugesprochen worden war, an Österreich zu arbeiten.
Der Text behandelt Themen, die schwerwiegend, aber nicht schwer zu lesen sind: Die Entscheidung, Strommasten zu sprengen, um die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit auf das Problem Süd-Tirol zu lenken; die Repression durch die italienische Polizei; die Feuergefechte, bei denen Jörg Klotz, wie Eva Klotz betonte, einen Meter über die Köpfe der italienischen Soldaten schoss, um Tote zu vermeiden; die Prozesse; das Leben im Untergrund; der Verrat; die Flucht nach Nord-Tirol; das Exil; das Gefängnis und schließlich der Tod, der schließlich eingetreten ist, weil die Kraft von Georg Klotz nach all den Entbehrungen und den Sorgen, vor allem um seine Frau und seine sechs Kinder, verbraucht war. Das Buch liest sich in einem Atemzug. Es verdient gelesen zu werden, auch wenn es selbstverständlich parteiisch ist, so doch zumindest aus geschichtlichem Interesse.
Von einem “Leben als Freiheitskämpfer” sprach Eva Klotz, die im Dirndl, begleitet von ihrer Schwester Barbara, nach Varese gekommen war. Sie gab einen Überblick über das Buch und über das Leben ihres Vaters von der Wiedergründung der Schützen bis zu seinem Tod. Sie sprach auch von seinem geistigen Vermächtnis. “Heute tragen wir seine Ideen in demokratischem Geiste weiter”, erklärte Eva Klotz. “Der Kampf meines Vaters hat dazu geführt, dass Italien 1977 mit der Ratifizierung der UN-Menschenrechtspakte das Recht auf Selbstbestimmung anerkannt hat. Heute ist Europa im Wandel. Die Völker wehren sich gegen den Zentralismus der Nationalstaaten und es wächst der Wunsch nach Unabhängigkeit. Heute kämpfen wir für ein Referendum, um mit dem Instrument der direkten Demokratie das Volk entscheiden zu lassen. Unsere Forderung nach Selbstbestimmung gilt auch für Katalonien und andere europäische Völker. Der Zentralismus kann nicht länger das Recht auf Unabhängigkeit verweigern. Ein Erfolg in dieser Richtung wäre ein Präzedenzfall, der vieles ändern würde.”