Fast jeder kennt die Filmszene: In der kargen Landschaft der Antarktis nutzen Pinguine Steine zum Bau ihres Nestes. Ein Pinguin war gerade emsig dabei, eines zu bauen. Aber sooft er auch Steine holte, seine Niststelle wurde einfach nicht fertig. Als er nach dem x-ten Mal los ging und sich auf halber Strecke umdrehte, sah er warum: Ein benachbarter „krimineller“ Pinguin stahl ihm immer wieder die Steine…*
Was hat das mit der Autonomie Südtirols zu tun? Durnwalder und die SVP wollen sich Stück für Stück die „Vollautonomie“ (die keine ist) zusammen sammeln. Aber so sehr sie sich abstrampeln, sie kommen nicht vom Fleck. Rom mit seiner Ausrichtungs- und Koordinierungsbefugnis und dem zentralistisch ausgerichteten Gerichtshof sorgt dafür, dass Südtiroler Autonomie-Ambitionen nicht zu sehr ins Kraut schießen. Bereits 2006 erkannte Karl Zeller, saß die dynamisierte Autonomie tot ist. –Die Deutschsüdtiroler Opposition ist der Überzeugung, dass der „Pinguin-Effekt“ bereits seit 2001, mit der italienischen Verfassungsreform, eingetreten ist.
Im Film bekommt der Steinedieb eine Abreibung. Und wie sieht es in der Südtiroler Realität aus? Welche Konsequenzen ziehen Durnwalder & Co.? Sie glauben, durch Nibelungentreue und Selbstverleugnung Rom milde zu stimmen. Aber wird durch dieses Verhalten nicht das Gegenteil ereicht? Trotz fortschreitender Aushöhlung der Autonomie behaupten sie unverdrossen die Alternativloskeit der „Vollautonomie“. Aber alternativlos ist bekanntlich nur der Tod.
Der ehemalige FAZ-Journalist Reinhard Olt begleitete jahrelang die Südtiroler Autonomie mit positiven Kommentaren. Er sagte auf einer Konferenz in Budapest im November 2012, dass diese Autonomie eine „Erfolgsgeschichte“ sei. Die Halsstarrigkeit der SVP-Politiker scheint aber selbst ihn zu nerven. Er schrieb auch sinngemäß, dass Durnwalder & Co. nach wie vor die „Vollautonomie“ wie eine Monstranz vor sich her tragen…
Die Autonomie mag zwar für eine gewisse Zeit eine Zwischenlösung gewesen sein. Mittlerweise entpuppt sie sich immer mehr zu einer Sackgasse, an deren Ende die Assimilierung steht.
Rom hat immer nur dann den Südtirolern eine Lösung angeboten, wenn diese entschlossen aufgetreten sind!
Vom 01.09.2013 bis zum 20.11.2013 haben die Südtiroler die Möglichkeit, Rom und der Welt ihren Wunsch auf Ausübung des Selbstbestimmungsrechtes eindrucksvoll zu artikulieren.
Wolfgang Schimank
Berlin, den 03.09.2013
*) www.google.de/#q=pinguine+klauen+steine