Kommt man, und das ergibt sich nicht nur jetzt in der Wahlkampfzeit, mit Südtiroler Mitbürgern auf die Toponomastik zu sprechen, heißt es häufig: „Es gibt Wichtigeres“. Wie kommt es zu einer derart gleichgültigen Antwort, die mittlerweile fast schon zum Standard geworden ist?
Der Hauptgrund sind fehlende Hintergrundinformationen der Gesprächspartner, um nicht zu sagen: Fehlinformationen. Für deren Verbreitung machen sich die Landesregierung und ihre römischen Freunde seit Jahren stark. Dem Volk Wissen vorzuenthalten bzw. falsches Wissen zu vermitteln, war immer schon eine beliebte Strategie jener Regierenden, die keine zu aufgeklärten und damit potenziell aufmüpfigen Bürger haben wollen. Dabei ist die Aussage „Es gibt Wichtigeres“ so einfach zu widerlegen: Ettore Tolomei, der Erfinder des „Alto Adige“, wusste sehr wohl um die Wichtigkeit der Toponomastik. Für ihn war sie der Schlüssel, der ihm Tür und Tor öffnete. Und unsere italienischen Mitbürger leiten bis heute, ganz im Sinne Tolomeis, ihre eigene Existenzberechtigung im „Alto Adige“ von der Existenzberechtigung von pseudoitalienischen Orts- und Flurnamen ab. Warum fragt da niemand: Gibt es für die Italiener nichts Wichtigeres?
Dr. Cristian Kollmann