Am 9. November 2013 wäre Sepp Kerschbaumer 100 Jahre alt geworden. Um diesen großen Tiroler zu seinem 100. Geburtstag (Geboren am 9. November 1913) zu ehren, hat eine Delegation des Südtiroler Heimatbundes bei dem zu seinen Ehren errichteten Gedenkstein in Frangart Blumen niedergelegt und eine Kerze angezündet.
Früh Vollwaise geworden, keimten bei Kerschbaumer bereits in seinen frühen Jugendjahren während des Faschismus die patriotische Gesinnung und seine Heimatliebe auf. So war es nur folgerichtig, dass der Kaufmann nach der Nichteinhaltung des 1946 geschlossenen Pariser Vertrages 1956 gemeinsam mit anderen aufrechten Südtirolern den Befreiungsausschuss Südtirol „BAS“ gründete.
Zu Beginn der 1960er-Jahre traten Kerschbaumer und seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter zuerst mit symbolischen Aktionen und dann mit Attentaten gegen den italienischen Zentralstaat an, um auf das Südtirol-Problem aufmerksam zu machen. Rom sollte durch die Weltöffentlichkeit dazu gezwungen werden, in Südtirol eine Volksabstimmung abzuhalten.
Schon bald wurde Kerschbaumer, der geistige Vater des „BAS“, im Südtiroler Widerstand die herausragende Führungsgestalt. Sein Credo, bei den Sprengstoffattentaten Menschenleben um jeden Preis zu schonen, zeugt von seiner christlichen Haltung und seiner Humanität. Zudem gab er die großen Linien vor; und es ist nicht vermessen, zu behaupten, dass ohne ihn der Kampf um unsere Heimat viel radikaler geführt worden wäre.
Sepp wurde nach seiner Verhaftung in der Carabinierikaserne von Eppan schwer misshandelt. Im Mailänder Sprengstoffprozess im Juli 1964 wurde der Sepp zu 15 Jahren und 11 Monaten Kerker verurteilt. Kerschbaumer nahm das Urteil, nachdem er in menschlicher Größe die ganze Verantwortung auf seine Schultern geladen hatte, mit Würde und gefasst zur Kenntnis. Im Dezember des gleichen Jahres verstarb er im Gefängnis von Verona wenige Wochen nach seinem 51.Geburtstag am 7. Dezember 1964.
Er unterschied immer zwischen dem Staat Italien und den Italienern. So gab der Sepp einem mittellos zugewanderten Italiener in der ersten Zeit in seinem Geschäft Lebensmittel auf Kredit, einem Italiener gewährte er ein Darlehen, ohne auch nur eine Quittung zu verlangen. Einem anderen Zugewanderten schenkte er sogar ein Fahrrad. Ein Industriearbeiter und ein Postangestellter haben ihm dies vergolten, als sie im Mailänder Prozess für ihn aussagten, obwohl er das nicht wollte.
Kerschbaumer war ein Mensch mit Sinn fürs rechte Maß und zweifelsohne ein Charakterkopf der Südtiroler Zeitgeschichte. Er war wie Andreas Hofer ein Tiroler, der die Heimat über alles liebte und dafür alles aufs Spiel setzte. Ohne Kerschbaumer und seine Mitstreiter wäre das südliche Tirol heute nur mehr eine Erinnerung!
Roland Lang
Obmann des Südtiroler Heimatbundes