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Nie vergessen – 75 Jahre Pogromnacht: Opfer auch bei uns in Tirol

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Nie vergessen – 75 Jahre Pogromnacht: Opfer auch bei uns in Tirol

Heute Nacht -vor genau 75 Jahren- ereignete sich die Pogromnacht, der auch bei uns in Tirol unschuldige Menschen zum Opfer fielen. Richard Berger, Wilhelm Bauer, Richard Graubart und Josef Adler sind die Namen der ermordeten Tiroler, die in der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 Opfer des Nazi-Terrors in Innsbruck wurden. Es ist wichtig, sich auch diesem Teil der Tiroler Geschichte zu widmen und dafür Sorge zu tragen, dass er nicht in Vergessenheit gerät, so Sven Knoll, Landtagsabgeordneter der SÜD-TIROLER FREIHEIT.

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 setzten gegen 3:30 Uhr die Aktionen in Innsbruck „überfallsmäßig“ ein. SS-Gauleiter Franz Hofer rief am 10. November gegen 1 Uhr hochrangige NS-Führer zu sich und der Auftrag zur Ermordung der männlichen Angehörigen der jüdischen Familien Bauer, Graubart, Adler und Berger wurde erteilt. Die Opfer sollten von SS- und SA-Trupps in Zivilkleidung und ohne Schusswaffen „geräuschlos“ getötet werden. Im Laufe der Pogromnacht wurden die Wohnungen von mindestens 25 Familien gestürmt, Einrichtungen zertrümmert und den Bewohnern teils schwere Verletzungen zugefügt. 18 Personen wurden verhaftet und an die 100 Personen verletzt. Die Überfälle und Morde waren von oben organisiert und nicht Ausdruck des Volkszornes, wie dies die NS-Propaganda darstellte. Die Innsbrucker Bevölkerung war an den Ausschreitungen nicht beteiligt, es gab aber auch kaum Hilfe und keinen öffentlichen Protest und nur sehr wenig Anteilnahme. Die katholische Kirche schwieg zu den Vorfällen.

Richard Berger war Vorstand der israelitischen Kultusgemeinde und wohnte mit seiner Frau und den beiden Söhnen in der Anichstraße. In der Nacht vom 9. auf den 10. November stürmten Nazis seine Wohnung und brachten ihn mit dem Auto nach Kranebitten, wo er ans Innufer geschleppt und mit Steinen erschlagen wurde. Seine Leiche wurde in den Inn geworfen und anschließend in München verbrannt.

Wilhelm Bauer und Richard Graubart wohnten mit ihren Familien in der Gänsbacherstraße. In der Nacht vom 9. auf den 10 November stürmten Nazis deren Wohnungen und ermordeten sie mit Messerstichen. Um eine Obduktion der Leichen zu verhindern, ordnete die Gestapo deren Einäscherung in München an.

Josef Adler wohnte mit seiner Frau in der Anichstraße. In der Nacht vom 9. auf den 10. November stürmten Nazis seine Wohnung und verletzten ihn mit Schlägen auf den Kopf so schwer, dass er bald darauf an den Folgen verstarb.

An Tagen wie diesen, an denen in ganz Europa an dieses historische Ereignis gedacht wird, kann man sich nur dafür schämen, dass in Süd-Tirol noch immer Denkmäler wie das Mussolini-Relief, das Siegesdenkmal und andere faschistische Relikte stehen, die genau diese menschenverachtende Ideologie verherrlichen, die zum Tod von Millionen von Menschen geführt hat.

L.-Abg. Sven Knoll
SÜD-TIROLER FREIHEIT

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