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Südtiroler Heimatbund: Ein Freiheitskämpfer ist tot!

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Südtiroler Heimatbund: Ein Freiheitskämpfer ist tot!

Nelson Rolihlahla Mandela, der unerschrockene Kämpfer gegen die Apartheid, ist tot. Er starb am 5. Dezember in Johannesburg. Mit ihm verliert Südafrika einen politischen Führer, der mehr als jeder andere in der öffentlichen Wahrnehmung das Bild seines Landes, ja wahrscheinlich des gesamten schwarzafrikanischen Kontinents geprägt hat. Der 1918 geborene Mandela entstammte der Königsfamilie der Xhosa, eines der schwarzafrikanischen Hauptvölker Südafrikas.

Bereits als Student setzte er sich gegen die seit der Bildung der Südafrikanischen Union im Jahr 1910 immer stärker werdende Politik der Rassentrennung ein. Dabei scheute Madiba – so der Ehrentitel, der ihm von seinem Volk verliehen wurde – auch vor Gewalt nicht zurück: als Vorsitzender des Umkonto we Sizwe, der militärischen Arms des African National Congress ANC, war Mandela verantwortlich dafür, dass die ursprüngliche gewaltfreie Strategie des Befreiungskampfes aufgegeben wurde. Mit Sabotageakten wollte Mandela ein Ende der Apartheid erzwingen und Südafrika destabilisieren. Seine Gefangennahme und Verurteilung zu lebenslanger Haft im so genannten „Rivonia-Prozess“ 1964 machte aus ihm einen Märtyrer der Anti-Apartheid-Bewegung, die damals auch vor engsten Kontakten zum kommunistischen Ostblock nicht zurückschreckte. Mandela hat in den 27 Jahren seiner Haftzeit eine Verurteilung politischer Gewalt stets verweigert. Dies wäre die Bedingung für seine Freilassung gewesen, die die südafrikanische Regierung mehrmals anbot.

So auch im Jahr 1985, als der militärische Untergrundkampf des Umkonto we Sizwe längst nicht mehr gegen Infrastrukturen und Industrieanlagen, sondern in erster Linie gegen echte oder vermeintliche „Verräter“ unter der schwarzafrikanischen Bevölkerung gerichtet war. In den Kämpfen zwischen Anhängern und Gegnern des ANC kamen Tausende ums Leben, in erster Linie Angehörige der Zulus und Xhosas, deren politische Absichten nicht denen des ANC entsprachen. Mandelas damalige Frau Winnie verteidigte unter Beifall des Ostblocks und betretenem Schweigen der westlichen Welt selbst das Verbrennen bei lebendigem Leib von politischen Gegnern als notwendiges Mittel im Kampf gegen das Apartheidsregime, dessen Ende sich seit den späten 1970er Jahren bereits deutlich abgezeichnet hatte. Als Frederik Willem de Klerk, der letzte weiße Präsident Südafrikas, Mandela im Jahr 1991 begnadigte, wurde der bekannteste Häftling Afrikas schließlich jener politische Führer, der einen Bürgerkrieg in Südafrika durch seine gemäßigte Haltung verhinderte.

Nach 27 Jahren der Haft dem ehemaligen Gegner die Hand zu reichen machte Mandela zu einer Symbolfigur für die Versöhnung zwischen schwarzen und weißen Südafrikanern.

Dass bei der Neugestaltung Südafrikas anstelle eines föderalen, auf die Selbstbestimmung der einzelnen Völker Rücksicht nehmenden Staatswesens ein nivellierender Zentralismus Einzug hielt, war hingegen ein Fehler, der bis heute nicht korrigiert wurde, den aber vor allem Mandelas Nachfolger zu verantworten haben. Es bleibt die Erinnerung an einen großen Politiker, der für die Freiheit eintrat und dafür auch das persönliche Opfer nicht scheute. Sein Werk war die Überwindung der Apartheid – der Aufbau eines friedlichen, bunten und selbst bestimmten Zusammenlebens der südafrikanischen Völker steht noch aus. Hoffen wir, dass seine Nachfolger dies als ihre Verantwortung wahrnehmen. Mandelas Lebenswerk könnte dadurch seinen krönenden Abschluss erfahren.

Roland Lang
Obmann des SÜdtiroler Heimatbundes

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