Bei der Heldenehrung am 8. Dezember für Sepp Kerschbaumer im Friedhof von St. Pauls haben Roland Lang, Obmann des Südtiroler Heimatbundes, der Nationalratsabgeordnete und Bergisel Obmann Werner Neubauer und Elmar Thaler, Landeskommandant der Südtiroler Schützen, eine Rede gehalten. Auf vielfach geäußerten Wunsch veröffentlichen wir gerne deren vollinhaltlichen Text.
Ich begrüße alle Tirolerinnen und Tiroler, Marketenderinnen und Schützen aus allen Teilen Tirols, Heimatbundmitglieder und Volksvertreter! Ein besonderes Willkommen an Herrn Werner Neubauer, Nationalratsabgeordneter in unserem Vaterland Österreich.
En salüde y benodü a düc i scizeri y la jont de dötes les vals dla Ladinia.
Un Benvenuto ai Tirolesi di madrelingua italiana, alle Marketenderinnen e ai Schützen! Grazie per la vostra partecipazione.
Lieber Sepp!
Vor einem Monat wärst Du 100 Jahre alt geworden. Damals, bei deiner Geburt im Jahre 1913, war Tirol noch eins, auch wenn sich bereits der erste Weltkrieg und damit einer der größten Bruderkriege in Europa ankündigte.
Zu deinem hundertsten Geburtstag hättest Du Dir, lieber Sepp, natürlich endlich wieder ein freies Tirol gewünscht. Ein Tirol, fest integriert in einem Europa der freien Völker und Regionen, eine freie Heimat ohne fremdherrschaft, ohne faschistische Schandmäler und dein Dorf Frangart mit seinem historisch gewachsenen Ortsnamen, der von den Faschisten um Tolomei 1940 mit einem Selbstlaut zu „Frangarto“ vergewaltigt wurde und amtlich immer noch so heißt!
Leider müssen wir aber auch an Deinem 100. Geburtstag noch immer feststellen, dass jene, die eigentlich als Volksvertreter unser ureigenes Recht auf Freiheit einfordern müssten, sich in Rom immer wieder über den Tisch ziehen lassen und mit kleinen Zuckerlen abspeisen lassen. Wenn wir schon selbst die Steuern einheben sollen- ohne weiteres- aber dann wollen sie wir auch behalten. Wenn wir brav unsere Sozialabgaben leisten- warum bleiben dann die überschüssigen Pensionsgelder nicht im Land? Warum fließen diese Gelder in Gebiete, wo anscheinend ganze Dörfer Blind, lahm und voller Frühpensionisten sind?
Der nächste Großangriff auf unsere Teilautonomie wird die Unterwanderung unserer Schulen sein. Im Landesparlament hat die frühere Sammelpartei Verhandlungen mit jenen aufgenommen, die unbedingt die sprachliche Immersion in unsere Schulen verwirklichen wollen. Besonders jener Politiker, der uns mit einer Million Euro hinausgeworfener Steuergelder an ein von den Faschisten erfundenes Triveneto binden wollte, hat als politisches Ziel immer wieder die Unterwanderung des muttersprachlichen Prinzips und damit die Unterminierung des Art. 19 des Autonomiestatutes verkündet. Bereits Kanonikus Gamper hat vor dieser Gefahr in der Zeitung „Volksbote“ ausdrücklich gewarnt:
„Sobald einmal ein Volk seine eigene Sprache verloren oder verdorben hat, hat es auch seinen eigenen Charakter verloren und wird zu einem feigen Pack, aus dem man machen kann, was man will“.
Aber es hat sich auch etwas positiv geändert: So sitzen im Landesparlament nun 11 Abgeordnete, die sich offen zum Selbstbestimmungsrecht bekennen. Und immer mehr fühlen sich italienische Mitbürger nicht mehr als „Italiener“ sondern als italienischsprachige Tiroler, denen unser Land genauso wie uns ein Herzensanliegen geworden ist. Eine Delegation von Ihnen wird auch dieses Jahr hier an der Gedächtnissstätte mit einem Blumengrus der Freiheitskämpfer gedenken.
Lieber Sepp, du hast in deinem Lebensmittelgeschäft zugewanderten Italienern Lebensmittel geschenkt und ihnen weitergeholfen, einem hast du sogar ein Fahrrad geschenkt. Du hast bereits damals erkannt, dass unsere italienischen Mitbürger nicht mit jenen gleichzusetzen sind, die uns noch immer unseren Tiroler Charakter nehmen wollen.
In ganz Europa fordern Völker und Volksgruppen immer stärker ihr Recht auf Selbstbestimmung ein. Wie ergreifend und völkerverbindend war doch der Freiheitstag in Meran. Magnago bezeichnete Europa einmal als buntes Mosaik, in dem jedes Volk ein buntes Steinchen sein sollte. Eines dieser Steinchen sollte in weis roter Farbe glühen: Unser freies Tirol!
Roland Lang
Obmann des Südtiroler Heimatbundes
Südtirols Zukunft liegt nicht in einer „Europaregion“, sondern in der freien Ausübung des Selbstbestimmungsrechtes zur Tiroler Landeseinheit
von Werner Neubauer
Sehr geehrte Vertreter des ST-Heimatbundes, lieber Roland Lang!
Werte Schützen-Kameraden!
Sehr geehrte Ehrengäste, liebe Landsleute!
Ich trete heute in der Schützentracht meiner Schützenkompanie Gries-Bozen vor Sie hin, um jenen die Referenz erweisen, die in den 60er Jahren den Kampf um die Tiroler Heimat aufnahmen. Ihr Einsatz und ihr Opfer beendete die vom Staat geförderte Zuwanderung, deren Ziel es gewesen war, die Südtiroler in ihrem eigenen Land zur rechtlosen Minderheit zu machen.
Sie verschafften dem Land mit dem Autonomiestatut eine lange Atempause der Konsolidierung, an deren Ende die Selbstbestimmung stehen soll und wird.
Sinn eines solchen Gedenkens muss es sein, die Vergangenheit zu respektieren und gerade in den Freiheitskämpfern
Sepp Kerschbaumer Anton Gostner
Franz Höfler Georg Klotz Luis Amplatz Kurt Welser Luis Gutmann
und vielen anderen ihrer nicht so bekannten Kameraden jene Tugenden zu erkennen, die sich im ausgewiesenen Mut, ihrer Geradlinigkeit und Tapferkeit, aber auch in der Religion und Liebe zur eigenen Tradition und der Heimat, in besonders hervorragender Weise widerspiegeln.
In einer Zeit der zunehmenden Verunsicherung und Entwurzelung, können uns diese Männer, aber auch deren liebende Frauen in allen Teilen Tirols Vorbild sein. Das Erbe der Väter und die Kraft aus der Familie zu schöpfen sind nachahmungswürdige Werte, für die sich auch heute niemand schämen muss.
Ihr Einsatz darf nicht umsonst gewesen sein.
Wir müssen das diesjährige Gedenken vor allem auch zum Anlass nehmen, um über den zukünftigen Weg, der nach der schmerzlichen Abtrennung der österreichischen Minderheit im südlichen Tirol im Jahre 1919 durch den Vertrag von Paris-Saint Germain, eingeleitet wurde, ernsthafte Gedanken zu fassen.
Ziel muss es im Sinne Kerschbaumers und seiner Kameraden sein, die getrennten Tiroler Landesteile wieder zusammenzuführen.
Wir wollen alles daran setzen, damit wir nicht nur stolz auf unsere Geschichte sein können, sondern auch hoffnungsvoll in die Zukunft blicken können.“
Die herausragenden Persönlichkeiten der 60er Jahre, ihre Taten und ihre Gesinnung, sind uns, die wir heute hier versammelt sind, Vorbild und Auftrag zugleich.
Besinnen wir uns jener Tugenden des Mutes, der Geradlinigkeit, der Treue zum Glauben und zur eigenen Tradition und der Liebe zur Heimat und schöpfen wird daraus die Kraft, zu gegenwärtigem und zukunftsbezogenem Handeln.
Nur dadurch kann auf Dauer einer Entfremdung zwischen den Landesteilen entgegen gewirkt und die Einheit von Sprache, Kultur und Tradition TIROLS bewahrt werden.
Letztlich geht es darum, das Recht auf Selbstbestimmung frei und ungehindert auszuüben.
Freiheit als Grundbedeutung heißt vor allem ANDEREN:
Die Freiheit von Ketten!
Wir sind frei, unser Leben, unser Schicksal in die Hand zu nehmen und unsere Ziele im Leben selbst zu bestimmen.
Diese „positive“ Freiheit ist abhängig von unserer Macht über das eigene Schicksal!
Nehmen wir unser Schicksal also endlich selbst in die Hand und überlassen wir es nicht immer anderen, die damit bisher sorglos bzw. ängstlich umgingen.
Wir sind nicht deshalb frei, nur weil die Türen zu unserem Haus nicht versperrt sind oder weil Politiker uns bereits jetzt ein grenzenloses Tirol vormachen wollen.
Der Schweizer Denker Rousseau hat in seinem Werk „Der Gesellschaftsvertrag“ festgestellt:
„Im Kerker lebt man auch ruhig.“
Aber genügt diese Ruhe, um sich in einem Kerker wohl zu fühlen?“
Die berühmte österreichische Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach hat einst gesagt:
„Die glücklichen Sklaven sind die erbittertsten Feinde der Freiheit!“
Diese fühlen sich auch in einem halbwegs komfortablen Kerker wohl!
Glückliche Sklaven zu sein, das haben die Tiroler in ihrer ganzen stolzen Geschichte bisher immer mehrheitlich abgelehnt. Auch eine mit Wohlstand verbrämte Sklaverei ist auch heute kein erstrebenswertes Ziel und kann es auch in Zukunft nie sein.
Ich sehe mich immer öfter damit konfrontiert, dass Italien, Südtiroler Politiker, aber auch hochrangige Politiker im Vaterland Österreich versuchen, stereotyp die Behauptung zu wiederholen, wonach durch den Wegfall der Grenzkontrolle am Brenner, der Einführung des Euro und der gemeinsamen Mitgliedschaft in der Europäischen Union (EU) die Tiroler Landeseinheit bereits erreicht sei.
Hier wird bewusst verschleiert, dass die Tiroler heute in zwei verschiedenen Rechtssystemen und politischen Systemen leben müssen und dass auch die autonome Zukunft des Landes rechtlich nicht abgesichert ist, wie dies 27 Klagen beim Verfassungsgerichtshof in Rom in unter Beweis stellen.
Die lügnerische Behauptung einer bereits vollzogenen Tiroler Landeseinheit soll offenbar dazu dienen, den Gedanken der Landeseinheit Tirols geistig zu begraben und sich zukünftiger Verpflichtungen zur Ausübung der österreichischen Schutzrolle zu entziehen.
Der Wunsch eines großen Teiles der Südtiroler Bevölkerung nach Landeseinheit sowie die begeisterte Aufnahme dieser Manifestationen durch mehr als 70.000 Tiroler beim Landesfestzug in Innsbruck, durch mehr als 15,000 Menschen beim „Unabhängigkeitstag in Meran – wofür dem Südtiroler Schützenbund, vertreten durch den Landeskommandanten Elmar Thaler, in besonderer Weise zu danken ist, haben gezeigt, dass der Stolz der Tiroler auf ihre Geschichte und ihre Eigenart ungebrochen, und der Wunsch nach Landeseinheit gegenwärtig ist.
Dieser Wunsch wurde von den Freiheitskämpfern der 60er Jahre vorgegeben und vorgelebt.
Bis zur Erlangung der Tiroler Landeseinheit, soll
• die stetige wachsame Ausübung der Schutzrolle durch Österreich gewährleistet sein und
• soll durch die Schaffung der Möglichkeit für Südtiroler, zusätzlich zur italienischen auch die österreichische Staatsbürgerschaft annehmen zu können, die Bindung an das Vaterland Österreich verstärkt werden;
• soll der Kampf gegen faschistische Relikte – auch auf europäischer Ebene fortgesetzt werden
• die Hilfestellung Österreichs bei der politischen Landesentwicklung Südtirols in Richtung eines „Freistaates Südtirol“ als Zwischenlösung oder einer sonstigen von den Südtirolern gewünschten Lösung auf der Grundlage des Selbstbestimmungsrechtes erreicht werden.
Die Festlegung, welche Form des Selbstbestimmungsrechtes nun tatsächlich umgesetzt werden soll, muss vom Südtiroler Volk ausgehen.
In meiner Einschätzung der politischen Situation in Südtirol bin ich zur Überzeugung gelangt, dass – nicht zuletzt aufgrund des Wahlergebnisses vom 27.Oktober – die Zukunft zum Wohle Tirols ein gemeinsames Handeln der deutschen Oppositionsparteien in Grundsatzfragen erforderlich macht.
Dann wird sich auch die Mehrheitspartei dieser aktuellen Diskussion nicht mehr entziehen können. Dann ist zu hoffen, dass auch hier die Anhänger der selbstbestimmten Freiheit gegenüber den glücklichen Sklaven an Stärke gewinnen und einen Kurswechsel einleiten.
Spätestens mit der Volksentscheidung im September 2014 in Schottland könnte der Fall eintreten, dass Europa an der Selbstbestimmung Südtirols nicht mehr achtlos vorbei gehen kann. Diese Entwicklung wird dann auch durch bestellte Stellungnahmen durch eine deutsche Bundeskanzlerin oder einen durch vorauseilenden Gehorsam verpflichteten deutschen Botschafter nicht verhindert werden können.
In den vergangenen Jahren ist in Süd- Tirol – vor allem in Kreisen der Jugend – eine neue spontane Freiheitsbewegung entstanden. Das großartige Freiheitsfest in Meran hat gezeigt: Das „Los von Rom“ ist mittlerweile ein Thema für die meisten Bürger, nicht nur ein Thema für intellektuelle Zirkel und jene, die sich dafür halten.
Im Gegensatz zu anderen Freiheitsbewegungen wird die Süd-Tiroler Freiheitsbewegung seitens der Medien und bestimmter politischer Kreise allerdings gerne als reaktionär oder bewusst gar rechtsextrem dargestellt. Dieser Zweckpropaganda wird aber nicht mehr geglaubt. In dem Zeitalter der neuen elektronischen Medien haben diese bezahlten glücklichen Schreibsklaven nicht mehr die unangefochtene alleinige Hoheit über das weite Feld der Meinungsbildung.
Die derzeitige Autonomie ist jedenfalls nicht geeignet, die deutsche und ladinische Volksgruppe auf Dauer zu schützen und zu erhalten. Sie ist verfassungsrechtlich an das italienische Rechtssystem gekoppelt und auch international nicht abgesichert. So ist die wahre Situation, auch wenn bestens bezahlte und hochrangige glückliche Sklaven bei jeder Gelegenheit die Situation schön reden und die Unwahrheit verkünden.
Die aktuelle Entwicklung in Südtirol ist aber positiv zu bewerten und dafür gehört dem Südtiroler Schützenbund als treibender Kraft öffentlich Dank gesagt. Die Dinge sind in Bewegung geraten, auch wenn die derzeit noch bestimmenden Kräfte vermeinen, mit Hilfe einer Blockade-Politik und öffentlicher Ablehnung des Selbstbestimmungsrechtes die Zeit zum Stillstand bringen zu können. Das wird nicht gelingen.
Die derzeitigen politischen Anführer der glücklichen Sklaven machen den Leuten vor, dass es im Belieben der Südtiroler liege, eine „Vollautonomie“ zu erreichen.
Man flüchtet auch in die Lobpreisung der „Europa-Region“, um vom eigentlichen Ziel einer Landeseinheit abzulenken. Man lügt die Leute hier an und verschweigt, dass diese „Europa-Region“ keinerlei institutionelle Befugnisse hat und nur der Augenauswischerei dient.
Die verantwortlichen Landespolitiker können dennoch nicht verleugnen, dass sie mit ihrer Taktik alle Wahlen der letzten Jahre zu Gunsten der Selbstbestimmungs-Parteien“ verloren haben.
Die Tiroler haben mehr als 90 Jahre Fremdherrschaft überstanden. Trotz Faschismus, verbunden mit dem Verbot der eigenen Sprache und der Schulen, trotz Folterungen, Mord und Totschlag, gelang es Italien in all den Jahren nicht, den Menschen dieses Landes das „Tirolertum“, das Bewusstsein stolzer Eigenart zur Gänze auszutreiben.
Südtirols Zukunft liegt nicht in einer Phantom-„Europaregion“ und auch nicht in einer „Autonomie“ oder „Vollautonomie“. Das sind nur Zwischenstationen auf dem Weg zur freien Ausübung des Selbstbestimmungsrechtes und zur Erreichung der Tiroler Landeseinheit.
Nun wird es darum gehen, immer mehr Mitbürger davon zu überzeugen, dass ein glückliches, aber fremdbestimmtes Sklavenleben nicht der Endzustand der Tiroler Geschichte sein kann. Rom muss man klar machen, dass die Zeit des Kolonialismus in Bälde vorbei sein wird.
Der Freiheitstag in Meran hat bereits eine Botschaft nach Rom gesandt, die dem entspricht, was der indische Freiheitsheld Mahatma Gandhi zu seiner Zeit den britischen Kolonialherren in aller Freundschaft zugerufen hat: „Meine Herren, ich glaube, es wird Zeit für Sie zu gehen!“
Im Andenken an jene, die in den Sechzigerjahren so schwere Opfer für das hohe Ziel der Freiheit auf sich genommen haben, rufen wir:
Es lebe die Heimat Tirol! Es lebe das Vaterland Österreich!
Rede von Elmar Thaler, Landeskommandant der Südtiroler Schützen
Tiroler Landesleute!
Auf dem Sterbebild von Sepp Kerschbaumer standen einst die Worte „Durch seine aufrichtige, christliche Haltung war er uns allen ein Vorbild und Mahnung. Möge sein Tod in Haft und Banden Eintracht und Rechtsgefühl zu unserem Volk stärken, auf das in Südtirol Frieden und Recht herrschen.“
Zum Glück hat sich wenigstens einer dieser Wünsche erfüllt. Es herrscht Frieden in unserem Land. Doch mit dem zweiten Wunsch, mit dem „Recht“ ist das so eine Sache. Recht wäre, wenn wir selbst darüber entscheiden könnten, wie die 1918 verlorene Landeseinheit wieder hergestellt werden kann. Die Fahne allein genügt nicht, es braucht Menschen, die sie tragen! Die Wahrheit allein genügt nicht, es braucht Menschen, die sie sagen!
„Nicht die Gewehrkugeln und Generäle machen Geschichte, sondern die Massen“ lautet ein zitat von Nelson Mandela. Auch dieser Mann, der heute vielfach als Freiheitskämpfer gefeiert wird, obwohl er seinen Kampf für eine bessere Zukunft seines Landes mit weit brutaleren und blutigeren Mitteln als Sepp Kerschbaumer geführt hat, hatte er erkannt, dass langfristig Frieden und dauernde Freiheit nur durch massiven druck vom Volke ausgehen kann. Und das soll auch die Erkenntnis sein, die wir von diesem Tag heute mitnehmen. Der Wunsch nach Eigenständigkeit, der Wunsch nach Landeseinheit kann nur Wirklichkeit werden, wenn wir ihn jeden Tag leben und die Verwirklichung jeden Tag einfordern.
Nicht mögliche Hindernisse und Bedenken sollen dabei im Vordergrund stehen, sondern das Bewußtsein, das nichts stärker ist als eine Idee, deren Tag gekommen ist.
Wie hätten sich Sepp Kerschbaumer und seine Mitstreiter gewünscht, eine Volksbewegung wie es sie in Katalonien und wie es sie in Schottland gibt, hinter sich zu haben. Setzen wir alles daran, dass wir dies wenigstens im 50. Jahr seit seinem Tod in verstärktem Maße wahr werden lassen. Vergessen wir niemals: Nicht mit dem Umstand, dass wir hier stehen, hätten die Freiheitskämpfer eine Freude gehabt, sondern vielmehr mit der Gewissheit, dass wir uns für ihre Ziele auch weiterhin bis zur Verwirklichung hin, einsetzen.
Die Möglichkeit zur Selbstbestimmung und zur Freiheit allein genügt nicht, es braucht Menschen, die daran arbeiten und nicht nur allein diesen Wunsch im Herzen mit sich tragen, und es braucht vor allem Menschen, die ihnen das jeden Tag aufs Neue sagen.