Auch das Jahr 2013 hatte für den Südtiroler Heimatbund Sonnen- und Schattenseiten. So gab es schöne und kameradschaftliche Stunden beim Jahresausflug, interessante Vorträge bei der Jahresversammlung sowie zahlreiche Pressemitteilungen und Stellungnahmen. Auch konnten im Zentrum von Bozen Räumlichkeiten für ein Büro angemietet werden. Leider gab es auch zahlreiche Todesfälle. Der tragischste davon war sicher jener unseres aktiven Mitglieds Günther Obwegs, der mit nur 46 Jahren bei einem Verkehrsunfall sein Leben verlor.
Am Samstag, den 12. Jänner gaben wir unserem langjährigen Pustertaler Bezirksobmann Günther Obwegs in Aufhofen das letzte Geleit. Günther war ein Tiroler durch und durch- seine Mitarbeit bei Broschüren, Zeitungen und dem Sammeln von Material über die Sechziger Jahre war beispielhaft. Für den Heimatbund und die SÜD-TIROLER Freiheit hat Dr. Eva Klotz in einer Grabrede und der Obmann in einem Nachruf Günther für seinen Einsatz gedankt.
Fragen wir doch unsere italienischen Mitbürger in Bozen: Eine Meinungsumfrage unter den Italienern in der Landeshauptstadt, vorgestellt am 15. Jänner, durchgeführt im Dezember/ Jänner 2012/13 unter Überwachung des italienischen Soziologen, Dr. Claudio Bernardoni zeigt, dass auch bei der italienischen Sprachgruppe ein Umdenken stattfindet: 31% der Befragten befürworten besonders wegen der italienischen Wirtschaftskrise eine Loslösung Südtirols durch Selbstbestimmung, 88% könnten sich in Bozen einen deutschen Bürgermeister, der die Rechte aller Sprachgruppen respektiert, vorstellen.
Auskunft und Information beantragte der SHB am 21. Jänner bei der SVP: In einem offenen Brief an Parteiobmann Theiner und die Parteileitung der SVP ersuchte der Südtiroler Heimatbund (SHB) um Aufklärung über das Bündnis der SVP mit Patt und PD. Anlass dazu ist einerseits der mehr als schwammige Text des Abkommens sowie das mit diesem geplante „Dritte Autonomiestatut“, das weit über ein gewöhnliches Wahlbündnis hinausgeht. Die Antwort steht bis heute aus.
Einen Stempel des Sepp Kerschbaumer Bundes überließ uns im Februar freundlicherweise die Landtagsabgeordnete Dr. Eva Klotz. Ihr Vater, der Freiheitskämpfer und Schützenoffizier Jörg Klotz, war maßgeblich am Aufbau dieses Bundes beteiligt. Der Stempel ergänzt die Sammlung des SHB über die Sechziger Jahre.
Höhepunkt des Jahres 2013 war wie alle Jahre die Bundesversammlung. Zur Jahresversammlung konnte der Obmann gleich vier Referenten begrüßen: Die L.-Abg. Dr. Eva Klotz mit dem Thema „Die politische Lage in Süd-Tirol, “ Dr. Herlinde Molling, Freiheitskämpferin und Buchautorin und Claudius Molling, Freiheitskämpfer, mit einem Bilder-Vortrag zur „Südtiroler Feuernacht 1961” und den ehem. Regionalratspräsidenten Dr. Franz Pahl, zum Thema: Selbstbestimmung – unverzichtbares Recht der Völker – Rechtsgrundlagen und aktuelle Beispiele in Europa und Übersee“.
Nach den Referaten wurde auch das Informationsblatt für den Tag der Freiheit in Meran vom Obmann Roland Lang vorgestellt. Den Begleittext hatte Ehrenobmann Sepp Mitterhofer verfasst, der leider aus Krankheitsgründen nicht an der Versammlung teilnehmen konnte. Das Informationsblatt wurde nach einigen Wortmeldungen einstimmig für gut befunden und wird auch in ladinischer, italienischer und englischer Sprache gedruckt werden. Damit wird das Flugblatt, das in Zernez vom BAS beschlossen wurde, nun erstmals in mehrere Sprachen übersetzt und damit werden auch viele Italiener verstehen, warum die Südtiroler in Notwehr gehandelt haben.
Am Freiheitstag in Meran war der Südtiroler Heimatbund dann mit einem eigenen Stand und zahlreichen Ausstellungsstücken aus dem Freiheitskampf präsent. Zahlreiche Interessierte suchten das Gespräch besonders mit den anwesenden ehem. Freiheitskämpfern, aber auch das Selbstbestimmungsrecht und die Zukunft Südtirols wurden von vielen Standbesuchern angeschnitten. Allen, die beim Infostand geholfen haben, sei an dieser Stelle nochmals gedankt.
Kritik äußerte der SHB Ende Mai am Euregio Buch „Tirol Südtirol Trentino . Ein historischer Überblick“, von der Euregio Tirol Südtirol Trentino und damit von öffentlichen Geldern aus ganz Tirol finanziert. Es minimalisiert und verharmlost die Folterungen und die im Kerker umgekommenen Südtiroler, so der SHB, der von den ehem. politischen Häftlingen gegründet worden war und deshalb diese Verniedlichungen nicht widerspruchslos hinnehmen konnte.
Zu einem freundschaftlichen Meinungsaustausch trafen sich Anfang Juni die Konsulin von Österreich in Dreizehnlinden, Frau Anna Pichler-Lindner und Roland Lang, Obmann des Südtiroler Heimatbundes und Leitungsmitglied der SÜD-TIROLER FREIHEIT. Das Treffen, an dem auch Prof. Everton Altmayer, Sprachforscher und Direktor des Welschtiroler Circolo Trentino di San Paolo teilnahm, verlief für beide Seiten äußerst informativ. Diskutiert wurde auch über die Doppelstaatsbürgerschaft der Bewohner von Dreizehnlinden sowie über denselben Wunsch vieler Südtiroler.
Zu einem vollen Erfolg mit Zeitproblemen wurde die Jahresfahrt ins freie Tirol mit einem Treffen mit den Freiheitskämpfern Sepp Forer und Siegfried Steger in Ladis. Nach der Begrüßung durch die beiden Freiheitskämpfer unterhalb der Burg Laudegg wurde zusammen das Mittagessen eingenommen. Sepp Forer lud danach alle zu einem „Schnapsl“ in sein Hotel ein, wo er zu erzählen begann.
Von den Schikanen und der Unterdrückung durch die Italiener, die er zuerst tatenlos in seiner Jugendzeit erleben musste. Diese waren dann die Auslöser für seinen aktiven Widerstand gegen Italien. Sepp, aber auch Siegfried Steger erzählten von Bauern, die ihnen bei der Flucht mit Schuhen aushalfen, von Nachbarn, die ihnen in ihren Verstecken Essen brachten. Beide Freiheitskämpfer erklärten, dass sie wieder bereit wären, nochmals für die Heimat zu kämpfen, wenn sie noch einmal jung wären und dieselben Zustände wie in den sechziger Jahren in Südtirol herrschen würden. Mit einem Bild von Sepp Kerschbaumer bedankte sich der Obmann des SHB im Namen aller Anwesenden bei den beiden Freiheitskämpfern für ihren Einsatz für Tirol. Viele Teilnehmer bedauerten, dass die Diskussion mit den beiden Exilsüdtirolern wegen der Heimfahrt nach einigen Stunden abgebrochen werden musste.
An der Fahrt teilgenommen haben auch der Obmann Stellvertreter des Andreas Hofer Bundes Deutschland, Hermann Unterkircher sowie die beiden ehem. Nordtiroler BAS-Aktivisten Herlinde und Claudius Molling. Bewährter Reiseleiter war der Heimatforscher Hartmuth Staffler aus Brixen.
Pressemitteilung des Südtiroler Heimatbundes: Vor 90 Jahren, am 8. August 1923, verbot der Präfekt der „Venezia Tridentina” mit Dekret 12637 den Namen Tirol und erlaubte für das Territorium vom Brenner bis Salurn offiziell nur mehr den faschistischen Namen „Alto Adige”. Wer keinen Namen hat, der existiert nicht. Das hat der Faschismus sehr gut verstanden, so SHB- Obmann Roland Lang. Man raubt einer Region den (die) Namen und raubt ihr gleichzeitig die Seele.
Der Südtiroler Heimatbund fordert anlässlich des Verbots des Namens Tirol vor 90 Jahren durch die damaligen Faschisten vor allen die Tourismusbranche auf, auf die damalige Namenserfindung „Alto Adige” zu verzichten und in Italienisch nur die historisch korrekte Bezeichnung Sudtirolo zu verwenden, so der SHB abschließend in seiner Stellungnahme.
Auf Herbergsuche begab sich der Heimatbund im August und wurde fündig: Ende dieses Jahres wurden in den Bozner Lauben Büroräume angemietet, der SHB wird dort im Frühjahr 2014 einen Sitz eröffnen und die Exponate über die sechziger Jahre dort ausstellen. Damit können dann auch Gruppen durch die Ausstellung geführt werden.
Am 13. September zeigte sich der SHB begeistert über den katalanischen Freiheitswillen. Hunderte von Menschen haben eindrucksvoll am katalanischen Nationalfeiertag durch eine viele Kilometer lange Menschenkette bekundet, dass sie frei und unabhängig sein wollen.
Zur Buchbesprechung lud der SHB am 1. Oktober ein. Anhand von Fakten und genauesten Recherchen bewies der österreichische Militärhistoriker Oberst Dr. Hubert Speckner in seinem Buch „Zwischen Porze und Roßkarspitz …“, dass der mörderische Anschlag nicht von den in Italien verurteilten Freiheitskämpfern begangen wurde. Freundlicherweise hielt der bekannte Univ. Prof. und Fachjournalist Dr. Reinhard Olt ein Einführungsreferat.
Sehr zufrieden ist der SHB mit dem Ausgang der Landtagswahlen: Im Landesparlament sitzen nun 10 Befürworter der Selbstbestimmung für Südtirol , außerdem hat auch der Vertreter der Fünfsterne Partei Paul Köllensberger mehrmals erklärt, dieser Lösung nicht abgeneigt zu sein, womit wir sogar bei 11 wären.
Der SHB ist besonders erfreut über die Wahl von Bernhard Zimmerhofer auf der Liste der SÜD-TIROLER FREIHEIT. Er hat bereits durch die Organisation und Umsetzung des Selbstbestimmungs- Referendums in seiner Heimatgemeinde Ahrntal bewiesen, dass ihm die Freiheit Tirols ein Grundanliegen ist! Er ist inzwischen auch Mitglied des Südtiroler Heimatbundes geworden.
Am 8. November 2013 wäre Sepp Kerschbaumer 100 Jahre alt geworden. Eine Delegation des SHB mit den beiden Freiheitskämpfern Sepp Mitterhofer und Hans Stampf sowie Obmann Roland Lang legten zu diesem Anlass ein Blumengebinde am Gedenkstein des BAS-Gründers nieder.
Über „Beziehungen“ des ehemaligen Freiheitskämpfer und Präsidenten des österreichischen Bundesrates a. D., Helmut Kritzinger, erhielten wir Ende November das alte Straßenschild der Josef Kerschbaumer Straße in Innsbruck für unsere Sammlung. Danke Helmut!
Am 6. Dezember nahm der SHB wie viele Andere Anteilnahme am Tod des Freiheitskämpfers Nelson Mandela: „Es bleibt die Erinnerung an einen großen Politiker, der für die Freiheit eintrat und dafür auch das persönliche Opfer nicht scheute.“
Die Gedenkfeier am 8. Dezember, bei der der Südtirol- Sprecher der Freiheitlichen Partei Österreichs, Nationalrat Werner Neubauer die Gedenkansprache hielt, wurde von der Landtagspräsidentin Dr. Martha Stocker und dem abtretenden Landehauptmann Durnwalder öffentlich kritisiert. Zum einen, weil der österreichische Politiker das Zitat „Die glücklichen Sklaven sind die erbittertsten Feinde der Freiheit“ der österreichischen Dichterin Marie von Ebner-Eschenbach aus aktuellen Anlass in seine Rede eingebaut hatte, zum Anderen, weil das Gedenken wie alle Jahre auf dem Friedhof stattfand. Bei den Gedenkreden von Wendelin Weingartner, Sepp Mayr, Bruno Hosp, Vaan Staa usw. hatte der Ort der Veranstaltung Frau Dr. Stocker nicht gestört. In ihrer Stellungnahme in der „Dolomiten“ warf die Landtagspräsidentin sogar Zweifel daran auf, ob Kerschbaumer für die Selbstbestimmung gekämpft habe.
Im Namen des SHB wies daraufhin der Obmann Roland Lang in einem offenen Brief an Frau Dr. Stocker darauf hin, dass sie ihrem eigenen Buch den Einsatz von Kerschbaumer für die Selbstbestimmung nachlesen könne.
Vorschau 2014:
Im Jahr 2014 jährt sich zum 50. Mal der feige Mord an Luis Amplatz am 7. September 1964 auf den Brunner Mahden und der Todestag von Sepp Kerschbaumer im Kerker von Verona am 7. Dezember 1964. Die entsprechenden Vorarbeiten, um diese beiden Gedenktage besonders würdig zu gestalten, sind bereits im Gange.
Roland Lang
Obmann des Südtiroler Heimatbundes
Bild: Der Bundsausschuss des Südtiroler Heimatbundes, es fehlt Reinhild Campidell, die das Foto machte!