Herr Bischof, im „Dolomiten“-Interview vom Samstag/Sonntag, 21./22. Dezember, haben Sie sich bemüßigt gefühlt, ein Zitat unserer großen Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach (1830-1916), geborene Freiin Dubský, zu kritisieren. Die „Dolomiten“ zitieren Sie mit folgenden Worten: „Auch unsere Wortwahl muss sorgfältiger sein. Wenn ich etwa an die Aussage von den ‚glücklichen Sklaven‘ denke: Das sind Vergleiche, die nicht standhalten.“
Es steht Ihnen natürlich frei, einen Aphorismus der großen Schriftstellerin und Humanistin, die einen Großteil ihres Vermögens für die Armen gespendet hat und auch sonst eine große Wohltäterin der Menschheit war, zu kritisieren. Mehr als die Freiheit der Menschen, für die sich Marie von Ebner-Eschenbach eingesetzt hat, scheint Sie ja mehr deren Unfreiheit zu begeistern, wie aus Ihrer freudigen Teilnahme an den Feiern der „Virgo Fidelis“ hervorgeht, mit denen die Carabinieri in blasphemischer Weise unter Berufung auf die Gottesmutter an ihre Verbrechen in Äthiopien erinnern. Ich schreibe Ihnen diesen offenen Brief in der Hoffnung, dass Sie ihn zumindest lesen, da ich auf eine Antwort von Ihnen ohnehin nicht hoffen kann.
Dr. Elena Bonetti Staffler, Brixen